Transkript
EDITORIAL
Die Psychotherapie emanzipieren
M it diesem Heft ist es meines Erachtens gelungen, eine neuartige, optimistische und vielschichtige Haltung zur Behandlung von Psychosen auf unterschiedlichsten Ebenen durch innovative Therapieansätze zu vermitteln.
Im Beitrag von Dorothea von Haebler (Seite 16 ff) geht es vor allem um den Einbezug der psychodynamischen Psychotherapie beziehungsweise der Psychotherapie im Akutbereich der Psychosenbehandlung. Sie hält fest, dass der Betroffene nicht erst durch Medikamente «gebeugt» und damit «psychotherapierbar» gemacht werden soll, sondern dass die Betroffenen durch die Psychotherapie für eine Behandlung gewonnen werden sollen. Gleiches gelte für den Einbezug der Psychotherapie in die moderne Forschung, wo eine emanzipierte Stellung der Psychotherapie neben der biologischen Forschung anzustreben sei, schreibt sie in Bezugnahme auf einen Artikel in «Science» vom letzten Jahr. Das ist mit dem metakognitiven Training gelungen, das in vielen Studien bereits eine hohe Effizienz in der Psychosebehandlung bewiesen hat und in diesem Heft umfassend von seinem Entwickler Steffen Moritz und aus der Praxis von Julian Möller (Seite 4 ff) beschrieben wird. Zudem zeigt sich, dass die psychiatrischen Medikamente im Vergleich zu anderen Präparaten sehr gut wirken (Seite 10) und durchaus mit hoher Effizienz- und Nebenwirkungsbreite unterschiedlich eingesetzt werden können.
Zusammenfassend werden in diesem Heft in der Tradition des biopsychosozialen Modells der Psychose sowohl die Erfolge der pharmakologischen Therapieansätze mit ihren Grenzen und Möglichkeiten im Vergleich diskutiert sowie neue psychotherapeutische Therapieansätze und An-
sprüche formuliert. Sozialpsychiatrisch wird die integrierte Versorgung als wichtigstes Schwerpunktthema und als wichtigster Ansatz einer verbesserten bedarfsgerechten Versorgung von Menschen mit Psychosen aufgezeigt, und als somatisches Schwerpunktthema werden Psychosesymptome bei Parkinson-Patienten erarbeitet und deren Therapie vorgestellt (Seite 21).
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre. G
Prof. Undine Lang Herausgeberin
E-Mail: Undine.Lang@upkbs.ch
Themenverweise: G Psychotische Symptome beim idiopathischen
Parkinson-Syndrom (IPS): Nicht motorische Symptome wie psychotische Störungen rücken zunehmend in den Fokus der Behandlung des IPS. Neben der Beeinträchtigung der Patienten stellen sie eine gravierende, vor allem seelische Belastung der betreuenden Angehörigen dar und limitieren die medikamentösen Therapieoptionen. Im Beitrag von Dr. Jiri Koschel und Prof. Wolfgang Jost werden die Häufigkeit, die Klinik sowie die Behandlungsmöglichkeiten der psychotischen Symptome bei Patienten mit IPS erörtert. Seite 21.
G «Auf gleicher Augenhöhe» so lautete das Thema vom SGPP-Jahreskongress 2014 in Basel. Ärzte begegnen autonomen Patienten, verschiedene Fachpersonen arbeiten gleichberechtigt zusammen, die finanziellen Mittel in der Gesundheitsversorgung werden knapper. Intensiv wurde über Partnerschaften und Kooperationen informiert und diskutiert. Seite 31.
1/2015
PSYCHIATRIE & NEUROLOGIE
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