Transkript
EDITORIAL
«Der Mensch will nur, was er tut»
D ie wissenschaftliche Diskussion, ob es den freien Willen gibt, beschäftigt die Philosophie seit dem Altertum und ist auch heute noch lange nicht abgeschlossen. Der Philosoph Schopenhauer drückte es folgendermassen aus: «Der Mensch kann tun, was er will; er kann aber nicht wollen, was er will.»
Sigmund Freud hat mit der Feststellung, dass der Mensch «nicht Herr im eigenen Hause» sei, was sich unter anderem in unbewussten Handlungen und Fehlleistungen manifestiere, nach Kopernikus und Darwin auf seine Weise zu einer erneuten Erschütterung des Welt- und Menschenbildes beigetragen (Artikel Seite 10).
Weitere Studien und Experimente haben unseren Glauben an den freien Willen zusätzlich infrage gestellt, wobei das Libet-Experiment das derzeit bekannteste ist: Benjamin Libet untersuchte die Abfolge bewusster Handlungsentscheidungen und deren motorische Umsetzung. Hierbei stellte er fest, dass Entscheidungen als Reizmuster im Gehirn sichtbar sind, bevor sie uns bewusst werden. Diese Ergebnisse wurden mehrfach repliziert und sprechen dafür, dass der Mensch «nur will, was er tut».
Unterschiedlichen Positionen in Wissenschaft und Philosophie steht hingegen ein Konsensus gegenüber, dass, unabhängig davon, ob es den freien Willen gibt, er sich durch psychisch-geistige Störungen, durch die Kindheit, durch äussere Situationen und Sanktionen beeinflussen lässt.
Im vorliegenden Heft haben wir uns dem Thema des freien Willens aus psychiatrischer, neurologischer, philosophischer, rechtlicher und versicherungsmedizinischer Sicht angenähert. Ein Schwerpunkt dieser Ausgabe ist dabei der Grenzbereich zwischen Psyche und Soma, der sich in Form der Konversionsstörung darstellt.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre. q
Dr. med. Gerhard Ebner M.H.A. Medizinischer Leiter
Zentrum für Begutachtung Rehaklinik Bellikon
Eigene Praxis in Zürich E-Mail: gerhard.ebner@rehabellikon.ch
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4/2014
PSYCHIATRIE & NEUROLOGIE
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