Transkript
EDITORIAL
Moderne Migränetherapie: Wirkung, Nebenwirkung und positive Nebenwirkungen nutzen
10 bis 20 Prozent der Bevölkerung leiden unter Migräne. Migräne ist besonders wichtig, da sie diejenige Kopfschmerzerkrankung ist, die am häufigsten zu Arztkonsultationen führt. Die Migränebehandlung hat in der letzten Dekade grosse Fortschritte gemacht. Dr. Andreas Gantenbein und PD Dr. Peter Sandor, Vorstandsmitglied und Präsident der Schweizerischen Kopfwehgesellschaft, stellen in zwei Artikeln (Seite 8 und 13) die evidenzbasierte Migränetherapie dar, aber auch klinisch relevante behandlungstaktische Aspekte. Hierzu gehören die sogenannten «positiven Nebenwirkungen», die ein mögliches Werkzeug zur Verbesserung der Patientenadhärenz sind. Wie sehr bildgebende Studien das Verständnis von Hirnfunktionsstörungen bei Migränepatienten erweitert haben, zeigt der Beitrag von Prof. Till Sprenger vom Universitätsspital Basel (Seite 4). Der Neurologe Dr. Alexandre Bisdorff, Centre Hospitalier Emile Mayrisch, Luxemburg, hinterfragt im Artikel auf Seite 16, wie Kopfschmerzen und Schwindel zusammenhängen. Denn aufgrund der Häufigkeit müsste eine Koexistenz möglich sein. Allerdings können beide Symptome auch durch reine Koinzidenz zusammen auftreten.
Alltag und Arbeit von psychisch Kranken In Deutschland hat der Bundestag im Januar die Zwangsbehandlung psychisch kranker Menschen genehmigt. Während viele Psychiater den Gesetzentwurf begrüssen, kritisieren ihn Betroffene stark als «Folter». Mit dem neuen Gesetzesentwurf wird Ärzten grundsätzlich erlaubt, psychisch kranke oder geistig behinderte Menschen in Notsituationen auch gegen ihren Willen zu behandeln. Für Prof. Undine Lang, Chefärztin der ErwachsenenPsychiatrischen Klinik der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel, zeugen Zwangsmassnahmen eher von einer gewissen Schwäche der Psychiatrie. Seit Jahren arbeitet sie an der Entwicklung von psychotherapeutischen Strategien im Akutbereich und an der verstärkten Autonomie von Psychiatriepatienten. Im Interview auf Seite 29
weist sie darauf hin, dass beispielsweise offene Türen für Psychiatriepatienten ein wichtiger Schritt der Entstigmatisierung und der Teilnahme am Leben auf Augenhöhe sind. Um ein Leben auf Augenhöhe psychisch kranker Menschen geht es auch im Interview auf Seite 26 mit PD Dr. Holger Hoffmann, Universitäre Psychiatrische Dienste Bern und Soteria Bern. Gerade psychisch kranke Menschen haben oftmals grosse Schwierigkeiten, in die Arbeitswelt zurückzukehren. Der Psychiater macht sich seit Jahren für das Supported Employment stark. Die Betroffenen erhalten dabei Unterstützung durch Job-Coachs. Was einfach klingt, ist in der Praxis allerdings mit Schwierigkeiten verbunden, wie das Gespräch zeigt. Aber nicht nur Psychiatriepatienten haben Schwierigkeiten in der Arbeitswelt. Studiendaten zeigen, dass rund jeder fünfte Arzt zeitweise an Beschwerden im Sinne eines Burn-outs leidet. Warum das so ist und welche Massnahmen nötig sind, um ein Burn-out zu vermeiden, zeigt Prof. Dr. med. Dipl.Psych. Wulf Rössler, Direktor der Klinik für Soziale Psychiatrie und Allgemeinpsychiatrie Zürich West der Psychiatrischen Universitätsklinik in Zürich, in seinem Beitrag im Interview (Seite 24) auf. Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre. ●
PD Dr. med. Peter S. Sandor Leitender Arzt Neurologie
Leiter Akutnahe Neurorehabilitation RehaClinic Kantonsspital Baden 5404 Baden
E-Mail: peter.sandor@ksb.ch
Themenverweis:
● Der besondere Fall: Eine 26-jährige Frau erleidet an einem heissen Sommertag während eines Bades im Fluss eine Synkope. Sie überlebt, aber wenige Wochen später erleidet sie im Hotelpool eine weitere Synkope, die tödlich endet. Der Beitrag von Giang Duong, Thomas M. Helms und Christoph A. Karle gibt überraschende Einsichten über die Todesursache. Seite 19.
1/2013
&PSYCHIATRIE NEUROLOGIE
1