Transkript
Interview
MS-Behandlung um vielversprechende Option reicher
Positive Erfahrungen mit Natalizumab
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Natalizumab (Tysabri®), ein monoklonaler Antikörper mit neuartigem Wirkmechanismus, ist seit dem 3. Mai 2007 vom Schweizerischen Heilmittelinstitut Swissmedic als Monotherapie zur Behandlung der hochaktiven, schubförmigremittierenden multiplen Sklerose (MS) zugelassen und seit Anfang Juni kassenzulässig. Professor Barbara Tettenborn und Dr. Norman Putzki vom Kantonsspital St. Gallen haben erste Erfahrungen mit dem neuen Medikament gemacht und stehen Red und Antwort.
Wie können Sie Ihre bisherigen Erfahrungen mit Natalizumab zusammenfassen? Die Erfahrungen der vergangenen Monate mit Natalizumab als Teil einer differenzierten MS-Therapie sind positiv und bestätigen somit frühere Aussagen aus dem europäischen Raum, wo Tysabri® schon seit einem Jahr eingesetzt werden darf. Positiv zu vermerken ist die Tatsache, dass unsere sechs mit Tysabri behandelten Patienten, die zuvor rasch aufeinanderfolgende Erkrankungsschübe hatten, im bisherigen Behandlungszeitraum schubfrei sind. Parallel zu den erfreulichen klinischen Resultaten sind die Verlaufskontrollen im MRI bemerkenswert. Es zeigen sich nicht nur positive Effekte auf die kontrastmittelaufnehmenden Läsionen, sondern es sind auch keine neuen T2Läsionen aufgetreten. Natürlich ist der Beobachtungszeitraum kurz, doch unsere Patienten haben die Therapie bis anhin gut vertragen, keiner hat sie abgebrochen. Die neue Behandlung stellt sicherlich einen grossen Schritt nach vorn für die Therapie der MS-Patienten dar.
Welche Patienten sollten mit Natalizumab behandelt werden? Entsprechend der Zulassung kann Natalizumab in zwei Situationen eingesetzt werden. Einerseits wenn trotz der Therapie mit Interferon beta der erwünschte Erfolg nicht erreicht wird, welcher laut Fachinformation als 1 Schub in den vergangenen zwölf Monaten und ≥ 1 Gd+-Läsion oder ≥ 9 T2-Läsionen definiert ist. Dies wird mit Sicherheit der weitaus grösste Teil der Natalizumab-Patienten sein. Andererseits kann Natalizumab bei Patienten mit hoher Krankheitsaktivität, also 2 schweren Schüben mit Behinderungsprogression innerhalb von zwölf Monaten und
≥ 1 Gd+-Läsion oder einer deutlichen Zunahme der T2-Läsionen, als Ersttherapie eingesetzt werden.
Wie werden MS-Patienten mit Tysabri behandelt? Nachdem die Indikationskriterien erfüllt sind, stellen wir anamnestisch sicher, dass der Patient keine Immunschwäche aufweist und keine immunsupprimierende Therapie erhält oder in den letzten Monaten erhalten hat. Vor Beginn der Behandlung wird dazu auch das Differenzialblutbild kontrolliert. Die vorherige Bestimmung des CD4/CD8-Quotienten ist in speziellen Situationen ebenso empfehlenswert. Zudem muss ein aktuelles MRI des Patienten vorliegen, welches nicht älter als drei Monate sein sollte. Nach Therapiebeginn erhalten die Patienten von uns jeweils die Termine für die nächsten Infusionen, damit sie sich organisieren können. Die Infusion wird bei uns im Kantonsspital alle 28 Tage vorgenommen. Der Patient erhält einen venösen Zugang, die Infusionslösung wird während einer Stunde intravenös verabreicht. Anschliessend bleibt der Patient zur Beobachtung noch eine Stunde in der Klinik. Insgesamt dauert die Therapie einmal pro Monat zwei Stunden, in denen der Patient unter Beobachtung steht. Zusätzlich findet alle drei Monate eine ausführliche neurologische Evaluation statt.
Gilt es, bei der Behandlung bestimmte Besonderheiten zu beachten? Die Patienten sollten vor jeder Infusion zum Krankheitsverlauf und der Verträglichkeit der Infusion befragt werden. Sollten sich klinische Symptome ergeben, die nicht mit der MS-Erkrankung in Verbindung gebracht werden können, dann muss die Behandlung mit Natalizumab unterbrochen und die Ursache der Symptome genauestens abgeklärt werden. Tysabri ist im Übrigen ausschliesslich als Monotherapie bei der schubförmig remittierenden MS zugelassen, eine Behandlung darf also nicht in Kombination mit einem Interferon beta oder Glatirameracetat durchgeführt werden. Diese Therapien müssen mindestens zwei Wochen vor Therapiebeginn mit Natalizumab abgesetzt werden.
Welches Feedback erhalten Sie von Ihren Patienten?
Von den Patienten wird die neuartige Behandlung mit Na-
talizumab sehr geschätzt. Die Wirksamkeit der Therapie
und die Tatsache, dass die Patienten nur alle 28 Tage an
ihre Erkrankung erinnert werden, hilft ihnen, in ein nor-
maleres Leben zurückzukehren und führt zu einer erhöh-
ten Lebensqualität.
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Frau Prof. Tettenborn, danke für das Gespräch!
Psychiatrie & Neurologie 4•2007