Transkript
Editorial
D as erste Lächeln, das erste Mal mit dem Löffel essen, der erste Schritt: Im ersten Lebensjahr passiert viel in der kindlichen Entwicklung. Kinder entwickeln sich unterschiedlich schnell, jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Die Abgrenzung von Varianten der normalen Entwicklung eines Säuglings gegenüber pathologischen Abweichungen von der Norm ist oft schwierig und stellt den Untersucher vor Probleme. Entspricht die Entwicklung nicht ganz der Norm, stellt sich oft die Frage, ob man sofort handeln muss oder noch zuwarten kann. Besonders die frühen Entwicklungsschritte der ersten Lebensmonate stellen oft auch den erfahrenen Untersucher vor die schwierige Entscheidung, ob eine Auffälligkeit noch als unbedeutende Normvariante oder schon als behandlungsbedürf-
Was kann ich tun, wenn der Esstisch zum Kampfplatz wird? Margarete Bolten erläutert in ihrem Artikel häufige Fütter- und Essstörungen, die im ersten Lebensjahr öfter vorkommen, und gibt Rat, was dann zu tun ist. Gemeinsam mit Monika Equit schildert sie in einem zweiten Artikel, warum der Aufbau einer sicheren Bindung essenziell für die kindliche Entwicklung ist. Viele Probleme in der Entwicklung des Kindes können in der kinderärztlichen Praxis gelöst werden, und die Kinderärztin oder der Kinderarzt übernimmt hier selbst eine Spezialistenfunktion. Wann aber sollte ein Kind dem Entwicklungspädiater zugewiesen werden? Mark Brotzmann schreibt in seinem Artikel, welche «red flags» es in der Entwicklung des Kindes zu beachten gilt, und wann man handeln muss.
Dr. med. Daniel Beutler Ärztliche Co-Leitung Station A und Leiter Kinderschutzgruppe Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) daniel.beutler@ukbb.ch
Normvariante oder behandlungsbedürftige Abweichung?
tige Abweichung zu interpretieren ist. Die klinischen und wissenschaftlichen Fortschritte der Entwicklungspädiatrie in den letzten Jahren, die zur Beantwortung dieser Fragen beitragen können, sind bedeutend. So findet die Früherkennung der zerebralen Bewegungsstörung bereits in den ersten Lebensmonaten des Säuglings statt, mit dem Ziel, frühzeitig die notwendigen Therapien einzuleiten. Die vorliegende Ausgabe widmet sich dem ersten Lebensjahr des Kindes. In diesem Heft werden unterschiedliche Aspekte der kindlichen Entwicklung dargestellt, mit denen der Kinderarzt in der Praxis häufig konfrontiert ist. Was sind die häufigsten Fragen von Eltern in der Praxis? Gibt es dabei Unterschiede zwischen Stadt und Land? Ein Kinderarzt, eine Kinderärztin und die Leiterin einer Mütter- und Väterberatung geben darüber Auskunft.
Schädeldeformitäten treten im ersten Lebensjahr häufig auf. Oft können sie mit physiotherapeutischen Massnahmen angegangen werden. Christine Wondrusch und Sandra Frauchiger beschreiben diese in ihrem Artikel über lagebedingte Schädeldeformitäten und Funktionsstörungen im HWS-Bereich. Erziehung ist kulturell unterschiedlich, in jeder Kultur gelten bestimmte, teilweise erheblich unterschiedliche Ideale. Welchen Einfluss diese unterschiedlichen Erziehungsideale auf die Entwicklung der Kinder im ersten Lebensjahr haben, erläutert Laura Bossong. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre dieses Heftes und hoffen, dass Sie dabei einige neue Erkenntnisse gewinnen können.
Daniel Beutler und Andreas Wörner
Dr. med. Andreas Wörner Leiter Rheumatologie und Oberarzt Pädiatrie Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) andreas.woerner@ukbb.ch
2/18 Pädiatrie
1