Transkript
Bindungsaufbau im ersten Lebensjahr
Warum eine sichere Basis so wichtig ist
Schwerpunkt
Säuglinge kommen mit einem angeborenen Bedürfnis nach Schutz durch soziale und emotionale Nähe zur Welt. Eine fürsorgliche und liebevolle Beziehung ist von zentraler Bedeutung für die gesunde Entwicklung von Kindern, denn im Rahmen der Interaktionen mit den Hauptbezugspersonen entwickeln sich emotionale und soziale Kompetenzen.
Von Monika Equit1 und Margarete Bolten2
Der Begriff der «Bindung» geht auf die Arbeiten des britischen Kinderpsychiaters John Bowlby zurück. Den Grundstein für die Entwicklung der Bindungstheorie legte er in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts, als er im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation die psychische Gesundheit obdachloser Kinder im Nachkriegseuropa und die Zustände in Kinderheimen und Erziehungsanstalten untersuchte. Bowlby formulierte in diesem WHO-Bericht erstmals wesentliche Grundannahmen seiner Theorie über die Bindung zwischen Eltern und ihren Kindern. Vor Bowlby beschrieben jedoch bereits andere Autoren den gravierenden Effekt früher Deprivationen und emotionaler Vernachlässigung. So untersuchte René Spitz 1945 (1) als Erster systematisch den Einfluss einer gestörten Mutter-Kind-Beziehung beziehungsweise das Aufwachsen in Betreuungssystemen, welche durch ein hohes Mass an Diskontinuität und fehlender emotionaler Zuwendung gekennzeichnet waren. Er beschrieb schwerwiegende Verhaltensauffälligkeiten, welche er als anaklitische Depression beziehungsweise als psychogenen Hospitalismus beschrieb. Unter anaklitischer Depression verstand Spitz eine tiefgreifende affektive Beeinträchtigung des Säuglings oder Kleinkindes als Reaktion auf lang andauernde Trennungserlebnisse, verbunden mit psychoemotionaler Deprivation, welche durch anhaltendes Weinen und Schreien (erste Phase), Rückzug (zweite Phase) und schliesslich Resignation mit Verlust der Lebensfreude gekennzeichnet ist. Ähnliches untersuchte auch der amerikanische Psychologe und Primatenforscher Harry Harlow (2). Er setzte junge Rhesusaffen völlig isoliert in Käfige, ohne Kontakt zur Mutter beziehungsweise zu Spielgefährten. Die so gehaltenen Affen spielten und explorierten nicht. Vielmehr beobachtete Harlow bei ihnen eine Reihe schwerwiegender und anhaltender Verhaltensauffälligkeiten. Die Kanadierin Mary Ainsworth, die in Bowlbys Arbeitsgruppe mitwirkte, beschäftigte sich vor allem mit dem
Einfluss von Trennungen auf die kindliche Entwicklung.
Auf der Basis ihrer Untersuchungen mit einjährigen Kin-
dern entwickelte sie eine standardisierte Verhaltensbe-
obachtung im Labor, den Fremde-Situations-Test (FST)
(3, 4).
Ainsworth und Kollegen erweiterten damit die Bin-
dungstheorie um einen wichtigen Aspekt – das Explora-
tionsverhalten. Ohne Exploration und spielerisches Er-
kunden der Umwelt, so ihre Auffassung, können Kinder
kaum neue Erfahrungen machen. Diese wiederum sind
wichtige Voraussetzungen für kindliche Lern-
erfahrungen und damit für eine optimale Bereits unmittelbar
Entwicklung. Das Bindungs- und das Explora- nach der Geburt
tionsverhalten stehen dabei in einer rezipro- kann das Kind Nähe
ken Beziehung. Kinder suchen dann die Nähe zur Bindungsperson
zur Bezugsperson, wenn sie unsicher sind oder herstellen.
sich unwohl fühlen. Fühlen sie sich hingegen
sicher, explorieren sie ihre Umgebung.
Ainsworth nahm an, dass durch die Trennung von der
Bezugsperson in einer für das Kind fremden Situation
das Bindungssystem aktiviert wird und somit die Qualität
der Mutter-Kind-Bindung beobachtet werden kann. In
Anwesenheit der Mutter sollten sich die Kinder sicher
fühlen und in der Lage sein, die Umgebung zu erkunden
(Explorationsverhalten). Wenn die Mutter den Raum
(und damit das Kind) verlässt, sollte das Kind mit Bin-
dungsverhalten (Weinen, Rufen, Suchen, Nachfolgen,
Anklammern etc.) reagieren. Jedoch beobachtete die
Forschergruppe nicht bei allen Kindern das zuvor hypo-
thetisch erwartete Bindungs- und Explorationsverhalten.
Vielmehr wurden drei Gruppen von Kindern identifiziert,
wobei nur die Kinder der ersten Gruppe das vorherge-
sagte Wechselspiel zwischen Bindungs- und Explorati-
onsverhalten zeigten. Diese Kinder wurden als sicher gebunden klassifiziert. Bei den beiden anderen Gruppen war entweder das eine oder das andere Verhalten stärker ausgeprägt; dies wurde als unsicher gebunden klas-
1 Universität des Saarlandes, Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie, Saarbrücken, Deutschland 2 Universität Basel, Kinder- und Jugend-
sifiziert (vgl. Tabelle 1).
psychiatrische Klinik, Basel, Schweiz
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Schwerpunkt
Feinfühligkeit der Bindungspersonen
Bedeutsam in diesem Zusammenhang ist jedoch besonders die Erkenntnis, dass die beobachteten Bindungsmuster keine vererbten Merkmale sind, sondern durch Erfahrungen mit den eigenen Bezugspersonen gebildet werden. Dabei spielt besonders die sogenannte Feinfühligkeit oder Sensitivität eine entscheidende Rolle. Hiermit ist die Fähigkeit gemeint, kindliche Signale richtig wahrzunehmen, zu interpretieren sowie angemessen und prompt darauf zu reagieren. Mütterliches und kindliches Verhalten stehen in einer reziproken Beziehung. Mütter sicher gebundener Kinder gehen einfühlsam und feinfühlig auf ihre Kinder ein. Sie gewähren ihnen Nähe
Tabelle 1:
Klassifikation der Bindungsqualität im Fremde-Situations-Test
Kategorie A: unsicher-vermeidend gebundene Kinder Diese Kinder reagieren auf die Trennung von der Mutter nur mit wenig Bindungsverhalten. Sie protestieren kaum, folgen der Mutter nicht nach und spielen weiter. Auf die Rückkehr der Mutter reagieren sie eher mit Ablehnung und wollen nicht auf den Arm genommen und getröstet werden. In der Regel kommt es auch zu keinem intensiven Körperkontakt.
Kategorie B: sicher gebundene Kinder Diese Kinder zeigen deutliches Bindungsverhalten nach der ersten wie auch nach der zweiten Trennung von der Mutter. Sie rufen nach der Mutter, folgen ihr nach, suchen sie, weinen beziehungsweise zeigen deutliche Anzeichen für Stress. Zum Teil kann sich die Aktivierung des Bindungsverhaltens bei sicher gebundenen Kindern aber auch nur in einem weniger konzentrierten Spiel äussern. Kinder mit diesem Bindungsstil sind meist in der Lage, sich von der fremden Person beruhigen zu lassen. Auf die Wiederkehr der Mutter reagieren sie mit Freude, suchen den Körperkontakt, wollen getröstet werden, können sich aber nach kurzer Zeit wieder beruhigen und wenden sich angebotenen Spielsachen erneut zu.
Kategorie C: unsicher-ambivalent gebundene Kinder Diese Kinder zeigen nach den Trennungen extrem stark ausgeprägtes Bindungsverhalten. Sie weinen heftig und zeigen viele Stresssymptome. In der Regel kann die Mutter sie nach ihrer Rückkehr kaum beruhigen, und es braucht längere Zeit, bis diese Kinder wieder einen emotional stabilen Zustand erreicht haben. Diese Kinder verhalten sich sehr ambivalent in Bezug auf körperliche Nähe. Sie suchen einerseits den Körperkontakt zur Bindungsperson, andererseits wehren sie sich durch Strampeln, Schlagen, Stossen oder Abwenden dagegen.
Kategorie D: Kinder mit unsicher-desorganisiertem/desorientiertem Verhaltensmuster Main und Solomon (5) identifizierten eine vierte Gruppe von Kindern, welche während der Beobachtung kurzzeitig weder Bindungsverhalten noch Explorationsverhalten zeigten. Sie wirkten wie erstarrt, führten begonnenes Verhalten nicht zu Ende und zeigten teilweise gleichzeitig beziehungsweise kurz danach widersprüchliches Verhalten. Ausserdem wurden häufig stereotype Verhaltens- und Bewegungsmuster beobachtet. Diese Kinder wurden als «desorganisiert» bezeichnet, da sie für kurze Zeit keine organisierte Verhaltensstrategie aufwiesen. Diese Verhaltensweisen wurden so interpretiert, dass das Bindungssystem dieser Kinder zwar aktiviert ist, ihr Bindungsverhalten sich aber nicht in ausreichend konstanten und eindeutigen Verhaltensstrategien äussert.
und Schutz, wenn sie dies benötigen. Gleichzeitig unterstützen sie ihre Kinder beim Erkunden der Umwelt. Mütter unsicher-vermeidend gebundener Kinder gehen häufig auf das Bedürfnis ihrer Kinder nach Nähe und Kontakt nicht ein, oder der körperliche Kontakt ist ihnen unangenehm. Die Kinder scheinen sich dem anzupassen, indem sie ihre Aufmerksamkeit vermehrt der Umgebung zuwenden und weniger den Kontakt zur Mutter suchen. Mütter unsicher-ambivalent gebundener Kinder reagieren für das Kind wenig vorhersehbar. So ist es möglich, dass die Mütter einmal einfühlsam und feinfühlig auf die Bindungsbedürfnisse ihrer Kinder reagieren, ein anderes Mal ihr Kind jedoch zurückweisen. Da die Kinder sich dementsprechend nie sicher sein können, wann ihre Mutter wie reagieren wird, richten sie vermehrte Aufmerksamkeit auf den Kontakt zur Mutter und zeigen ein verstärktes Bindungsverhalten, um sich der Nähe zur Mutter und deren Schutz im Notfall sicher sein zu können. Somit entwickeln sich aus dem phylogenetisch angelegten Bindungsbedürfnis eines Kindes durch qualitativ unterschiedliche Bindungsbeziehungen verschiedenartige psychologische Anpassungsmuster.
Entwicklung sicherer Bindungsbeziehungen
Das Bindungs- und Explorationsverhalten verändert sich im Verlauf der frühkindlichen Entwicklung. Dabei vollzieht sich die Bindungsentwicklung in den ersten Lebensjahren im engen Wechselspiel zwischen der Hirnreifung und den damit verbundenen Kompetenzen (motorisch, sprachlich, kognitiv) sowie den Erfahrungen mit den Eltern beziehungsweise Bezugspersonen. Bowlby propagierte ein Modell der Entwicklungspfade, welches sowohl frühen Bindungserfahrungen als auch Erfahrungen, die im Laufe der Entwicklung gemacht wurden, eine grosse Bedeutung für die sozialemotionale Entwicklung zumass. Längsschnittstudien zeigten zwar, dass es eine gewisse Stabilität von Bindungsstilen gibt (6, 7), jedoch auch Diskontinuitäten auftreten, wenn es zu deutlichen Veränderungen in der Beziehungsgestaltung zwischen Bindungspersonen und dem Kind kommt. Ein einmal erworbenes Bindungsmuster bleibt nicht zwangsläufig bis ins hohe Alter stabil. So können auf der einen Seite bestimmte Lebensereignisse in der frühen Kindheit (z.B. längere Trennungen, schwere Erkrankungen oder Todesfälle von Bezugspersonen) die Bindung beeinflussen, andererseits haben auch aktuelle Beziehungserfahrungen einen bedeutsamen Einfluss. Von zentraler Bedeutung ist aber, dass menschliche Säuglinge von Geburt an auf die Interaktion mit ihren primären Bezugspersonen ausgerichtet sind. Das Bindungsverhalten konzentriert sich in dieser Altersphase vor allem auf einzelne Bindungspersonen, dies sind in den meisten Fällen die Eltern, und es ist vor allem durch das Herstellen körperlicher Nähe und emotionaler Entlastung durch Co-Regulation durch die Bindungsperson gekennzeichnet. Menschliche Säuglinge sind davon abhängig, von ihren Bezugspersonen versorgt zu werden, und dass diese ihre Bedürfnisse erkennen und feinfühlig beantworten. Bereits nach der Geburt ist das Bindungsverhalten eines Kindes so weit entwickelt, dass das Kind die Nähe zur Bindungsperson herstellen kann.
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Zu Beginn des zweiten Lebensjahres haben die meisten
Kinder eine relativ stabile Bindung an mindestens eine
Person entwickelt. In diesem Alter sind die neurologi-
schen Steuerungssysteme des kindlichen Verhaltens weit
genug integriert, um schnell aktiviert werden zu können,
sobald Gefahr droht. Bei einem Kleinkind entsteht Angst
besonders durch die Entfernung der Bindungsperson.
Zudem wird bei Kleinkindern das Bindungssystem be-
sonders bei Belastungen (z.B. aufgrund von Müdigkeit,
Unsicherheit, Angst oder auch Krankheit) aktiviert und
führt dann zu einem grösseren Bindungsbedürfnis.
Die Phase der «zielorientierten Partnerschaft» beginnt,
wenn das Kind kognitiv und sprachlich in der Lage ist,
neben seinen eigenen Gefühlen, Zielen und Bedürfnis-
sen auch die Gefühle, Ziele und Bedürfnisse anderer Per-
sonen in seine Gedanken mit einzubeziehen und sich
darüber auszutauschen. Dadurch ist es Kindern möglich,
Trennungen auf Zeit (z.B. Kindergartenbesuch) besser zu
akzeptieren. Sie nutzen hierfür unter anderem die inzwi-
schen gereifteren Kompetenzen zur Selbstregulation
und zur Abschätzung einer bestimmten Zeitdauer. Ent-
Bindungsmuster sind keine vererbten Merkmale, sondern sie werden durch Erfahrungen mit den eigenen Bezugspersonen gebildet.
sprechend brauchen Kinder im Vorschulalter nicht mehr durchgängig die körperliche Anwesenheit der Bindungsperson, um sich sicher zu fühlen, sondern sind in der Lage, auf eine
verinnerlichte «sichere Basis»
zurückzugreifen. Durch ihre im Vergleich zum Säugling
grösseren motorischen Fähigkeiten können sie einerseits
selbstständig die Nähe zur Bindungsperson suchen und
aufrechterhalten, andererseits aber auch verstärkt ihre
Umwelt erkunden. Auch in dieser Phase erleben Kinder
Trennungen als Stress, welcher sich gegenüber der Bin-
Tabelle 2a:
Leitsymptome einer gestörten Eltern-Kind-Interaktion: kindliches Interaktionsverhalten
G auffallender Ernst und Freudlosigkeit G auffallende Passivität, Apathie, Interesselosigkeit und Unzugänglichkeit G Fehlen von spontanem Blickaustausch mit der Bezugsperson G Fehlen von Rückversicherungsblicken in unbekannten Situationen G aktives Vermeiden von Blickkontakt bei gleichzeitiger sozialer Offenheit G Abhängigkeit von permanentem Nuckeln an Flasche oder Schnuller G auffallende motorische Unruhe, Dysphorie und Ruhelosigkeit G permanentes Fordern von Aufmerksamkeit G ausgeprägte Spielunlust oder Hemmung der Explorations- und Spielbereitschaft
im Beisein der Bezugspersonen G exzessives Trotzverhalten und oppositionelles Verhalten G ängstliches, überangepasstes und übervorsichtiges Verhalten in Anwesenheit der
Bezugspersonen G exzessives Klammern und panisches Schreien bereits bei geringen Anforderungs-
situationen G auffallend babyhaftes Verhalten im Kleinkindalter G aggressives, provokatives Verhalten, zum Beispiel bei der Kontaktaufnahme G Geschwisterrivalität mit anhaltend aggressivem und körperlich verletzendem
Verhalten G eingeschränkte, gehemmte oder aggressive soziale Interaktion mit Gleichaltrigen
dungsperson bei deren Wiederkehr in Wut, Protest und ambivalentem Verhalten äussern kann. In dieser Phase ist es besonders wichtig, dass Eltern mit den Wutreaktionen des Kindes adäquat umgehen, also nicht mit eigener Wut und Aggressivität, sondern mit Verständnis und Unterstützung bei der Regulation der negativen Emotionen reagieren.
Risikofaktoren beim Aufbau einer sicheren Bindungsbeziehung
Sowohl eine sichere Bindungsbeziehung als auch die eigene Selbstständigkeit sind wesentliche Voraussetzungen für sozial-interaktives Verhalten eines Kindes. Dabei verhält sich das Streben nach Exploration komplementär zur intuitiven Verhaltensbereitschaft, bei Gefahr, Angst oder Unsicherheit bei vertrauten Personen (z.B. den Eltern) Schutz und Sicherheit zu suchen. Einerseits brauchen Kinder Schutz und Sicherheit, andererseits sind sie neugierig und wollen die Welt entdecken. Eine Reihe von Risikokonstellationen kann den Aufbau sicherer Bindungsbeziehungen stören. Basierend auf der Datenbasis langjähriger Forschung wird inzwischen nicht mehr infrage gestellt, dass Deprivation beziehungsweise das Fehlen adäquater Beziehungsangebote, von Wärme, Schutz und emotionaler Zuwendung oder wiederholte Beziehungsabbrüche zu wichtigen Bindungspersonen des Kindes die Ausbildung stabiler Bindungsbeziehungen beeinträchtigen beziehungsweise zu dauerhaften Defiziten in intellektuellen und sozial-emotionalen Bereichen bei den betroffenen Kindern führen können. So wurde beispielsweise in mehreren Studien nachgewiesen, dass Heimkinder, die ohne verlässliche Bezugspersonen aufwuchsen, Verhaltensstörungen und insbesondere Anzeichen eines schwer gestörten Bindungsverhaltens aufwiesen (8, 9). Hierfür ist vor allem die emotionale Deprivation verantwortlich. Jedoch muss an dieser Stelle kritisch angemerkt werden, dass die Autoren vieler Studien, welche sich mit dem Einfluss deprivierender Umweltbedingungen befasst haben, ausschliesslich Kinder untersuchten, die in Institutionen vernachlässigt wurden. In der klinischen Praxis kommen jedoch viel häufiger Vernachlässigung und Missbrauch in der Herkunftsfamilie beziehungsweise wiederholte Beziehungsabbrüche durch mehrfache Umplatzierungen in Heimen oder Pflegefamilien vor.
Elterliches Pflege- und Interaktionsverhalten Wie bereits erwähnt, steht die Qualität der elterlichen Fürsorge im Zentrum der Pathogenese von Bindungsstörungen. Papoušek und Papoušek (10) gehen davon aus, dass es eine biologisch angelegte elterliche Verhaltensdisposition gibt (intuitive Elternschaft), welche auf die Befriedigung der wesentlichen biologischen, sozialen und emotionalen Bedürfnisse des Säuglings oder Kleinkindes ausgerichtet ist und nicht erlernt werden muss. Jedoch kann das elterliche Fürsorgeverhalten durch mehrere Faktoren gehemmt werden. Hier sind besonders psychische Erkrankungen (einschliesslich Traumatisierungen) der Eltern, eigene (fehlende oder unzureichende) Bindungserfahrungen in der Kindheit der Eltern, gegenwärtige Beziehungserfahrungen, psychosoziale Stressfaktoren (z.B. Partnerschaftskonflikte, Armut), ge-
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netische Prädispositionen und die damit assoziierten neurobiologischen Veränderungen zu nennen. Erhöhte Anforderungen des Kindes (z.B. bei exzessiv schreienden Säuglingen oder Behinderungen) können sich ebenfalls negativ auf die intuitiven elterlichen Kompetenzen auswirken (11). Welchen massiven Einfluss das elterliche Interaktionsverhalten auf das kindliche Verhalten in dyadischen Interaktionen haben kann, zeigen eine Vielzahl von Experimenten mit dem sogenannten «Still-face-Paradigma» (12). Dabei zeigt die Mutter für einige Minuten nicht die vom Kind erwartete Reaktion auf seine Interaktionsangebote, sondern sie zeigt einen erstarrten Gesichtsausdruck. In diesen Experimenten konnte eindrücklich gezeigt werden, dass das elterliche Ignorieren des emotionalen Interaktionsangebots zu Unlust, Protest und deutlichen Anzeichen von Stress beim Kind führt (13). Gleichzeitig wurde beobachtet, dass das wiederholte Nichtbeantworten kindlicher Interaktionsangebote, wie es beispielsweise im Rahmen einer mütterlichen Depression zu beobachten ist, zu langfristigen Veränderungen im kindlichen Interaktionsverhalten beiträgt.
Elterliche Psychopathologien als Risikofaktoren Psychische Erkrankungen der Eltern sind bedeutende Risikofaktoren für die kindliche Entwicklung sowie für emotionale und Verhaltensauffälligkeiten des Kindes (14–21). Besonders zu nennen sind depressive Störungen der Eltern, da diese die häufigsten psychischen Erkrankungen im Postpartalzeitraum sind. Mütterliche Depressionen, welche vor, während oder nach der Schwangerschaft beginnen können, gehen einerseits mit einer beeinträchtigten mütterlichen Feinfühligkeit beziehungsweise Sensitivität und mit Störungen der Mutter-Kind-Interaktion einher (22, 23), andererseits sind sie ein Risikofaktor für emotionale und kognitive Entwicklungsdefizite des Kindes (24). Dabei stellt die beeinträchtigte Mutter-Kind-Interaktion den zentralen, vermittelnden Wirkfaktor dar. Mehrere Studien konnten zeigen, dass nicht die Depression per se einen ungünstigen Einfluss auf die kindliche Entwicklung hatte, sondern der mütterliche Interaktionsstil beziehungsweise die mütterliche Sensitivität (25). Entsprechend wurden bei den Kindern von depressiven Müttern mit nicht beeinträchtigtem Interaktionsverhalten keine Defizite in der kognitiven und emotionalen Entwicklung nachgewiesen. Bei postpartalen Depressionen sind die Interaktionsprozesse zwischen Müttern und ihren Kindern jedoch häufig beeinträchtigt (27). Depressive Mütter wiesen ein höheres Ausmass an Intrusivität, Aggressionen dem Kind gegenüber, Rückzugsverhalten und weniger positives Engagement in der Interaktion mit ihren Säuglingen auf. Weiterhin beschreiben Reck et al. (26), dass depressive Mütter eine verringerte Fähigkeit zur Wahrnehmung kindlicher Signale und zur Regulation kindlicher Affekte aufwiesen. Depressive Mütter werden in geringerem Ausmass durch die Anzeichen von Stress bei ihrem Kind zu einer Handlung aktiviert und reagieren entsprechend weniger stark auf negative Äusserungen ihres Kindes (27). Depressive Mütter schätzen sich hinsichtlich ihrer Selbstwirksamkeit in der elterlichen Rolle deutlich negativer ein als nicht depressive Mütter. Auch nehmen sie
das Verhalten ihrer Kinder deutlich negativer wahr, was
wiederum im Sinne einer sich selbst erfüllenden Prophe-
zeiung einen ungünstigen Einfluss auf die Qualität der
Mutter-Kind-Interaktion und die mütterliche Selbstwirk-
samkeit haben kann. Dadurch wirken sich die depressi-
ven Symptome der Mutter negativ auf die interperso-
nelle Emotionsregulation aus, was wiederum aufseiten
des Kindes zu einer höheren Irritabilität, geringeren
selbstregulatorischen Fähigkeiten und ei-
ner unsicheren Bindung führen kann.
Ein einmal erworbenes
Die Säuglinge depressiver Müttern zeigen Bindungsmuster bleibt
in der Interaktion vermehrtes Rückzugs- nicht zwangsläufig bis
verhalten, weniger positiven Affekt und ins hohe Alter stabil.
vermeiden häufiger den Blickkontakt zur
Mutter (28). Das Wegdrehen des Kopfes
beziehungsweise die Blickvermeidung kann als Versuch
des Kindes verstanden werden, sich vor dem nicht re-
sponsiven mütterlichen Verhalten zu schützen.
Neben depressiven Störungen stellen jedoch auch
Angststörungen (14, 29–32), Borderline-Persönlichkeits-
störungen (33–35) oder andere elterliche psychische
Auffälligkeiten relevante Risikofaktoren für die kindliche
Entwicklung dar, und sie gehen mit Auffälligkeiten in der
Eltern-Kind-Interaktion einher (geringere Sensitivität
etc.).
Bindungserfahrungen der Eltern Dass die eigenen Bindungserfahrungen der Eltern einen Effekt auf ihr Interaktions- und Fürsorgeverhalten haben können, wurde bereits erwähnt. Schoenmaker et al. (36) untersuchten in diesem Zusammenhang experimentell,
Tabelle 2b:
Leitsymptome einer gestörten Eltern-Kind-Interaktion: dysfunktionale Interaktionsmuster
G Teufelskreis mit negativer Gegenseitigkeit in den Funktionsbereichen Beruhigen, Schlafenlegen, Füttern, Zwiegespräch, Spiel, Abgrenzen und Grenzensetzen
G Mangel an Bezogenheit mit Einschränkung, Blockierung oder stereotypem Ausüben der intuitiven Verhaltensbereitschaften, zum Beispiel tonlose Sprechweise oder Verstummen im Umgang mit dem Baby, fehlende Grussreaktion auf Blickzuwendung des Babys, Unsicherheit im körperlichen Bezug zum Baby, Vermeiden von Körperkontakt
G ängstlich-angespannte Bezogenheit mit zum Teil sehr raschem Anspringen und überfürsorglichem, die kindliche Selbstregulation einschränkenden Eingehen auf jede Äusserung kindlichen Missbehagens, Einschränkung spontaner kindlicher Explorationsbedürfnisse, ausgeprägte Hilflosigkeit, auffallend unbeholfenes, überängstliches «Handling», Abschirmen gegenüber Kontakt mit anderen Personen
G konflikthafte Bezogenheit mit stereotypem, getriebenem Wiederholen und pausenlosem raschem Abwechseln von Stimulation und Spielchen ohne Rücksicht auf die kindliche Aufnahmebereitschaft, abrupte Wechsel von aufgesetzt freundlichem und zurückweisend strengem Verhalten
G verdeckte oder offene Ablehnung mit auffallend grobem «Handling» ohne Bezug zum Kind und ohne Rücksicht auf kindliche Signale, fehlende Zärtlichkeit oder unvermittelt heftige Zärtlichkeitsbekundungen
G drohende Misshandlung mit manifester Vernachlässigung, inadäquate Ernährung mit mangelndem körperlichem Gedeihen, schlechter Pflegezustand, Übergehen kindlicher Signale der Interaktionsbereitschaft und Übersehen von Gefahrensituationen
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wie sich die eigene Bindungsrepräsentation adoptierter Kindes, also die genetisch fundierte Art und Weise, wie
Erwachsener auf deren Reaktivität beim Schreien eines es auf neue Reize reagiert und sich an diese anpasst, zu
Säuglings auswirkte. Teilnehmer mit einer unsicheren nennen. Dies spielt in der Entwicklung des Bindungsver-
Bindungsrepräsentation reagierten mit der stärksten haltens eine zentrale Rolle.
sympathischen Aktivierung, also der stärkeren Stressre- So beschreibt Gervai (40) in einer Übersichtsarbeit, dass
aktion, bei gleichzeitig verminderter Reaktionsbereit- elterliches Verhalten zwar zu einem Drittel die Bindungs-
schaft. Diese Beobachtung kann dahingehend sicherheit beziehungsweise Bindungsdesorganisation ei-
interpretiert werden, dass Eltern, die aufgrund ihrer ei- nes Kindes vorhersagt, jedoch das kindliche Tempera-
genen Bindungserfahrungen eine unsichere Bindungsre- ment und die damit assoziierte genetische Ausstattung
präsentation entwickelt haben, durch die Bedürfnisäus- einen ganz erheblichen, eigenständigen Beitrag zur Bin-
serungen ihrer Kinder stärker gestresst werden und dungsentwicklung leistet. Gemäss der «Differential-sus-
weniger sensitiv auf diese reagieren.
ceptibility»-Theorie (41) haben neben der frühen Um-
Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren zum elter- welt vor allem genetische Unterschiede dahingehend
lichen Fürsorgeverhalten, in denen man Säuglings- eine Bedeutung, dass sich Kinder mit einem bestimmten
schreien als Stimulus verwendete, konnten zeigen, dass genetischen Profil beziehungsweise bestimmten Tempe-
vor allem neuronale Gebiete, welche mit motivationalem ramentsmerkmalen auch in einer weniger optimalen
(Striatum, Amygdala, Hypothalamus und Hippocampus) Kindheit und auch bei weniger sensitiven Eltern gut ent-
und empathischem (Cingulum, Insula, Frontalkortex) wickeln können, während bei anderen Kindern die fami-
liäre Umwelt wesentlich optimaler
Eine mütterliche Depression hat per se keinen ungünsti-
gestaltet werden muss, um sichere
gen Einfluss auf die kindliche Entwicklung, entscheidend
Bindungsmuster zu fördern bezie-
sind mütterlicher Interaktionsstil und Sensitivität.
hungsweise Bindungsdesorganisa-
tionen zu verhindern.
Verhalten in Verbindung gebracht werden, durch die Zeanah und Fox (42) leiten die unterschiedlichen Ent-
Signale von Säuglingen besonders stark aktiviert wer- wicklungspfade der reaktiven Bindungsstörung bezie-
den. Eine wichtige Rolle spielen darunter auch Regionen, hungsweise der Bindungsstörung mit Enthemmung aus
welche Gedächtnisprozesse steuern, wie Hippocampus Temperamentsmerkmalen des Kindes ab. Diese Autoren
und Amygdala (37). Die gleiche Arbeitsgruppe (38) un- gehen davon aus, dass Temperamentsunterschiede die
tersuchte weiterhin, wie sich eigene negative Bezie- unterschiedlichen Verhaltensweisen von Kindern, die
hungserfahrungen der Eltern auf diese neurobiologi- unter aversiven und vernachlässigenden Bedingungen
schen Korrelate auswirken und welche Rolle sie bei aufwachsen, erklären können. Sie betonen jedoch auch,
pathologischem Elternverhalten spielen. Die Autoren be- dass ein gestörtes Bindungsverhalten ausschliesslich un-
obachteten die neuronalen Reaktionen von erwachse- ter deprivierenden und vernachlässigenden Bedingun-
nen Nicht-Eltern auf kindliche Schreilaute. Sie fanden gen unter Abwesenheit fester Bindungsbeziehungen
neben einem Geschlechtseffekt auch einen deutlichen oder bei einem sehr häufigen Wechsel der Bindungsper-
Einfluss aversiver Lebensbedingungen in der Kindheit sonen entwickelt wird.
auf die Sensitivität der Teilnehmer. Teilnehmer aus der
Armutsgruppe reagierten stärker mit emotionaler Ableh- Frühgeburtlichkeit
nung des Schreiens und waren weniger bereit, die Ursa- Frühgeburtlichkeit eines Kindes kann in der Pathogenese
che des Schreiens zu ergründen, um sie zu beheben. Da- von Bindungsstörungen ebenfalls eine Rolle spielen.
mit zeigt diese Untersuchung, dass deprivierende Mehrere Studien haben gezeigt, dass extrem früh gebo-
Lebensbedingungen der Eltern in deren eigener Kindheit rene Kinder (<1500 g Geburtsgewicht) ein deutlich er- die elterliche Sensitivität reduzieren und somit auch als höhtes Risiko für eine Bindungsstörung haben (44). Bei Auslöser von Bindungsstörungsprozessen infrage kom- solchen Kindern erschweren vor allem Defizite in der In- men. Weiterhin fand die Arbeitsgruppe, dass die erin- formationsverarbeitung sozialer Reize den Beziehungs- nerte Qualität der Eltern-Kind-Beziehung mit der Hirn- aufbau. Bei zu früh geborenen Kindern wurden wesent- struktur und mit deren funktionaler Reaktion auf lich häufiger desorganisierte Bindungsstile gefunden, Auch das Temperament des Kindes, seine Merkmale und Interaktionsbereitschaft spielen für die Entwicklung von Bindungsbeziehungen eine Rolle. auch wenn sich die Eltern in ihrem Beziehungsverhalten kaum von demjenigen der Eltern Termingeborener unterschieden (44). kindliche Stimuli bei Müttern im ersten Monat nach der Diese Verhaltensmuster können einerseits durch Unter- Geburt des Kindes verbunden war. Das Volumen der schiede in der Hirnentwicklung beziehungsweise neuro- grauen Substanz in verschiedenen Hirnregionen war bei nale Defekte bei Frühgeborenen erklärt werden, ande- Müttern mit positiveren Beziehungserfahrungen grösser, rerseits sind extrem früh geborene Kinder in kritischen und es wies eine stärkere Aktivierung beim Schreien des Hirnentwicklungsphasen auch einer abnormalen physi- Kindes auf (39). schen und psychosozialen Umwelt ausgesetzt (45). Da- bei konnte unter anderem von Karabekiroglu et al. (46) Kindliches Temperament gezeigt werden, dass die Frühgeburtlichkeit an sich nicht Neben dem Verhalten der Bezugspersonen spielen auch zu interaktionellen Defiziten bei den Müttern führte, Merkmale des Kindes und seine Interaktionsbereitschaft sondern dass sowohl die frühen Umweltbedingungen in der normativen Entwicklung von Bindungsbeziehun- als auch die neurologischen Folgen der Frühgeburtlich- gen eine Rolle. Hier ist vor allem das Temperament eines keit die Mutter-Kind-Interaktion beeinflusste. 26 Pädiatrie 2/18 Wie erkennt man eine beeinträchtigte Eltern-Kind-Beziehung? Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung gefährden die gesunde emotionale und kognitive Entwicklung der Kinder. Darum kommt der Früherkennung solcher Störungen eine so grosse Bedeutung zu. Dem aktuellen Stand der Literatur folgend, lassen sich klar umschriebene Leitsymptome einer beeinträchtigten Eltern-Kind-Beziehung beobachten (vgl. Tabelle 2a, 2b und [47]). Störungen in der Eltern-Kind-Beziehung sind jedoch nicht gleichzusetzen mit Bindungsstörungen. Eine frühkindliche Bindungsstörung im Kontext einer gestörten Eltern-Kind-Beziehung sollte nicht vor Ende des ersten Lebensjahrs diagnostiziert werden. Im Gegensatz zur Beziehungsstörung handelt es sich bei der Bindungsstörung um eine im Kind angesiedelte Psychopathologie, die neben der Einschränkung des Bindungsverhaltens auch das Explorationsverhalten und die Emotionalität betrifft. Wie lassen sich sichere Bindungsbeziehungen im ersten Lebensjahr fördern? Ziel bindungstheoretisch begründeter Interventionen im Säuglings- und Kleinkindalter sollte die Förderung der elterlichen Feinfühligkeit sowie der positiven Eltern-KindInteraktionen und damit die Förderung sicherer Bindungsbeziehungen sein. Dabei gibt es zwei mögliche therapeutische Ansatzpunkte: a) Der Therapeut setzt auf der Verhaltensebene an und versucht, unter anderem durch den Einsatz von VideoFeedback, das elterliche Verhalten im Umgang mit ihren Kindern zu modifizieren. Hierbei werden zunächst alle bereits positiven Aspekte der Eltern-Kind-Interaktion hervorgehoben (z.B. gelungener nonverbaler/verbaler Dialog zwischen Mutter/Vater und Kind mit reziprokem Lächeln, Blickkontakt etc.), bevor in weiteren Schritten weniger gelungene Interaktionen analysiert werden. b) Der Therapeut bearbeitet mit den Eltern deren eigene Bindungsrepräsentationen und versucht, die Eltern zur Reflexion der eigenen Kindheitserfahrungen und den daraus resultierenden inneren Arbeitsmodellen anzuleiten. Dadurch soll es den Eltern schliesslich möglich werden, zu ihrem Kind wieder eine sicherheitspendende Beziehung aufzubauen. Dabei spielt auch die Bearbeitung und die Integration eigener traumatischer Erfahrungen eine wesentliche Rolle. Weiterführende und ins Detail gehende Informationen, wie Eltern-Kind-Beziehungen im ersten Lebensjahr gefördert beziehungsweise wie Beziehungsstörungen präventiv entgegengewirkt werden kann, finden sich bei Ziegenhain et al. (48). Korrespondenzadresse: Margarete Bolten Universität Basel Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik Kornhausgasse 7 4051 Basel E-Mail: margarete.bolten@upkbs.ch Interessenlage: Die Autorinnen deklarieren, dass keine Interessenkonflikte im Zusammenhang mit dieser Publikation bestehen. Literatur: 1. Spitz RA: Hospitalism: An inquiry into the genesis of psychiatric conditions in early childhood. The psychoanalytic study of the child 1945; 1(1): 53–74. 2. Harlow HF, Dodsworth RO, Harlow MK: Total social isolation in monkeys. Proc Natl Acad Sci 1965; 54(1): 90–97. 3. Ainsworth MDS et al.: Patterns of attachment: A psychological study of the strange situation. Lawrence Erlbaum Assoc. Inc., 1978. 4. Ainsworth MDS, Wittig BA: Attachment and exploratory behavior of 1-year-olds in a strange situation. In Foss BM (ed.): Determinants of infant behavior IV; Methuen 1969; 111–136. 5. 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