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PAEDART BASEL
eine Art von Toleranzinduktion, die nur so lange anhält, wie das Medikament gegeben wird: «Wenn man aufhört, das Medikament zu nehmen, verliert man die Toleranz wieder. Das ist keine echte immunologische Toleranz, sondern quasi nur eine Art Waffenstillstand», erläuterte Scherer-Hofmann. Notwendig ist dies beispielsweise bei Patienten, die auf ein ganz bestimmtes Chemotherapeutikum angewiesen sind. Das Medikament wird extrem langsam eingeschlichen. Damit sollen die Effektormechanismen erschöpft werden. Bei einer Allergie vom SofortTyp (s. Tabelle 3) dauert es 6 bis 8 Stunden bis zur Toleranz für die erste Dosis. Danach kann man weitere Dosen regelmässig geben. Bei einem Arzneimittelexanthem (Spättypreaktion) muss man sehr viel langsamer einschleichen. Für Kinder, die auf bestimmte Medikamente mit einem Exanthem reagieren, sind diese Verfahren beziehungsweise die Überweisung zum Allergologen in der Regel überflüssig. «Ein paar rote Flecken, die nach ein paar Tagen verschwinden beziehungsweise mit Steroiden oder Antihistaminika einfach weggehen, muss man nicht abklären», sagte die Referentin. Auch verschwänden die meisten Medikamentenallergien im Kindesalter von selbst. «Wenn es keine allergische Soforttypreaktion ist, sondern wirklich nur ein Exanthem, müssen Sie mir das Kind nicht schicken», sagte Scherer-Hofmann. Einen erneuten Versuch mit dem gleichen Medikament würde sie aber erst nach ein paar Jahren wagen. Wenn das Kind dann immer noch rea-
Tabelle 3:
Allergietypen
Typ I
Typ II Typ III Typ IV
Bezeichnung Soforttyp
zytotoxischer Typ
Immunkomplexoder Arthus-Typ Spättyp
Reaktionsdauer Sekunden bis Minuten
Stunden
Stunden Stunden bis Tage
wichtige
Beispiele
Komponenten
IgE, Mastzellen, Nahrungsmittelallergien,
Basophile
Heuschnupfen, allergisches
Asthma, Quincke-Ödem,
Urtikaria, Anaphylaxie
IgG, IgM, zyto-
Agranulozytose, hämolytische
toxische Killerzellen, Anämie, medikamentenindu-
Komplement
zierte Thrombopenie
IgG, Komplement Vaskulitiden, Serumkrankheit,
Farmerlunge
T-Lymphozyten, allergisches Kontaktekzem,
Interleukine
medikamentenbedingtes Exan-
them, Transplantatabstossung
Quelle: nach www.doccheck.com
giert, wäre eine allergologische Abklärung sinnvoll. Ernst nehmen müsse man Medikamentenallergien auf jeden Fall nach der Pubertät, denn anders als im Kindesalter verschwinden sie dann nicht mehr von selbst.
Renate Bonifer
Quelle: Workshop «Indikation zur Hypo-/Desensibilisierung», PaedArt Basel, 24. November 2016.
VERANSTALTUNGS-TIPP
Essstörungen im Kindes- und Jugendalter
Essstörungen stehen im Mittelpunkt des 3. St. Galler Symposiums für Psychosomatik im Kindes- und Jugendalter. Essstörungen wie Anorexie oder Bulimie stellen Ärzte und Therapeuten vor Herausforderungen in der Prävention, Diagnostik und Therapie. In praxisnahen Vorträgen und Workshops wird vermittelt, wie man diesen Herausforderungen gerecht werden kann. Der Vormittag ist Vorträgen gewidmet, der Nachmittag Workshops.
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Anmeldung: www.kispisg.ch (Link: «News» bzw. «Weitere News») Information: Symposiumssekretariat, Tanja Sutter: tanja.sutter@kispisg.ch SGP, SAPPM, SGKJPP, SGPP, AIM SGAIM: 5 Credits
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