Transkript
EDITORIAL
A uf einem unkonventionellen Weg versuchte ein Pädiater an der Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin für seine Praxis zu finden: Er legte Flyer im Auditorium aus. Genützt hat es bis zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe leider nichts. Obwohl die Praxis sehr gut ausgelastet ist, verkehrsgünstig mit einem grossen Einzugsgebiet in der Nähe von Bern liegt und somit praktisch kein nennenswertes finanzielles Risiko besteht – der Kollege im Rentenalter findet seit über zwei Jahren keinen Kinderarzt, der seine
bis jetzt nicht. Seine Praxis liesse sich nämlich ganz leicht in eine Gruppenpraxis umbauen, weil die daneben liegenden Räume seit über einem Jahr leer stehen. Dort war früher die Hausarztpraxis eines Allgemeinmediziners – noch eine offenbar vom Aussterben bedrohte Berufsgruppe. Noch wird ein Mangel an Praxispädiatern nicht als akute Bedrohung wahrgenommen, doch das kann sich rasch ändern. Spätestens dann nämlich, wenn die Kolleginnen und Kollegen, die aus Liebe zu ihrem Beruf und ihren Patienten trotz Pensionsalter einfach weitermachen, irgendwann nicht mehr weitermachen können. Kreative
Dr. Renate Bonifer Redaktorin PÄDIATRIE renate.bonifer@rosenfluh.ch
Praxispädiater auf der Roten Liste?
Praxis übernehmen möchte. Auch in mehreren Zeitschriften im In- und Ausland hat er bereits inseriert, alles vergebens. Die eigene Praxis für Pädiaterinnen und Pädiater scheint kein Karriereziel mehr zu sein. Erstaunlich viele junge Ärztinnen und Ärzte möchten lieber als Angestellte arbeiten, und wenn der Sprung in die Selbstständigkeit überhaupt erwogen wird, dann allenfalls in Form einer Gruppenpraxis. Dies ergab eine Umfrage unter Schweizer Pädiatern vor vier Jahren*. Doch auch der Trend zur Gruppenpraxis hilft dem eingangs genannten Kollegen
Ideen sind gefragt, um einen künftig drohenden Mangel an Kinderärztinnen und Kinderärzten abzuwenden. Es scheint höchste Zeit, sich vermehrt Gedanken darüber zu machen, wie man mehr junge Pädiaterinnen und Pädiater für die eigene (Gruppen-)Praxis begeistern könnte.
Renate Bonifer
* Nationale Umfrage zum Nachwuchs in der Praxispädiatrie; zwei Masterarbeiten an der Universität Zürich 2012 von Eva Wehrli und Patrizia Schön unter der Leitung von Oskar Jenni (s. auch: Praxispädiatrie der Zukunft. PÄDIATRIE 2013; 4: 2–3).
Nachfolgesuche per Flyer im Auditorium an der SGP-Jahresversammlung in Bern 2016
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