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EDITORIAL
W ieso Ultraschall? Das hier ist doch eine klinische Diagnose!» So lautet der häufig gehörte Einwand, wenn von der Anwendung des Ultraschalls im klinischen Alltag die Rede ist. Selbstverständlich sind Anamnese und klinischer Befund die wichtigsten Säulen der medizinischen Diagnostik. Aber ebenso selbstverständlich bedienen sich die Ärzte technischer Hilfsmittel bei der körperlichen Untersuchung des Patienten – man denke nur an das Stethoskop. Warum also nicht auch den Ultraschall? Und warum nicht beziehungsweise warum gerade bei Kindern? In dieser Ausgabe der «PÄDIATRIE» soll genau dies das Thema sein. Beleuchtet werden ganz verschiedene Aspekte des pädiatrischen Ultraschalls: von seiner Anwendung in der pädiatrischen Praxis über den Einsatz der Sonografie bei ganz spezifischen Fragestellungen im Klinik- und
anstelle der Interpretation des Röntgenthorax durch den Radiologen. Somit ergibt sich die Forderung, dass die Anwendung von Ultraschall vermittelt und profund erlernt werden muss. Hier hat sich in den letzten Jahren ein unerträgliches Spannungsfeld aufgetan, da es an den meisten Schweizer Kinderkliniken selbst motivierten Ärzten nicht möglich ist, die Sonografie zu erlernen, während in unseren deutschsprachigen Nachbarländern der Ultraschall längst verpflichtend als Grundrüstzeug der Pädiater etabliert ist. Das vorliegende Heft soll die politischen Hintergründe dieser Entwicklung zwar nicht beleuchten, seine Lektüre aber dazu anregen, sich des Problems bewusst zu werden. Den Autoren dieser Zeitschrift ist klar, dass es noch ein weiter Weg sein wird, bis die Sonografie auch in der Schweizer Pädiatrie zum «Stethoskop des 21. Jahrhunderts» geworden ist.
Dr. med. Raoul Schmid Co-Präsident SVUPP, Pädiatrie FMH, Baar raoul.schmid@bluewin.ch
Das Stethoskop des
21. Jahrhunderts
Praxisalltag bis zur breiten Anwendung des Ultraschalls als flächendeckende Screeningmethode zur Früherkennung von Hüftdysplasien weltweit. Die Sonografie ist einerseits ein bildgebendes Verfahren, andererseits im Verständnis der Autoren dieser Ausgabe vor allem auch eine klinische Untersuchungsmethode, die bettseitig im Spital, in der Kinderarztpraxis, im Schockraum und sogar im Operationssaal eingesetzt werden kann. «Die Sonographie ist …. nicht nur ein technisches Verfahren …, sondern eine Kunstfertigkeit» (Giovanni Maio). In ihr verbinden sich die Erstellung und die Interpretation von Bildern mit Anamnese und körperlicher Untersuchung. Für den behandelnden Kinderarzt bedeutet das, dass er damit definitiv auch die Verantwortung für einen Teil der bildgebenden Diagnostik übernimmt, den er sonst vielleicht delegiert hätte. Ein Beispiel hierfür ist die sonografische Beurteilung eines pneumonischen Infiltrates durch den Praxispädiater
Mit diesem Heft wird anhand eines breiten Spektrums von Fallbeispielen aus Klinik und Praxis sowie thematisch geordneten Übersichten aufgezeigt, welch wertvolles Instrument der Ultraschall in den Händen von uns Kinderärzten sein kann. Wir wünschen bei der Lektüre und last, but not least bei der Betrachtung der zahlreichen Bilder aus dem pädiatrischen Ultraschallalltag viel Vergnügen und hoffen, die noch zögernden Mitglieder unserer Zunft für die gemeinsamen Bemühungen um eine breite Etablierung der Sonografie in den pädiatrischen Praxen und Kliniken der Schweiz gewinnen zu können.
Bernd Erkert und Raoul Schmid Schweizerische Vereinigung für Ultraschall
in der Pädiatrie (SVUPP)
Dr. med. Bernd Erkert Co-Präsident SVUPP, Leitender Arzt, Klinik für Kinder und Jugendliche, Spital Thurgau bernd.erkert@stgag.ch
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