Transkript
EDITORIAL
Das plötzliche Auftreten unklarer Episoden im Verhalten oder in der Bewegung von Kindern, eventuell sogar begleitet mit einer Einschränkung oder dem Verlust des Bewusstseins, macht Eltern und nicht selten auch den betroffenen Kindern Angst und Sorge. Was war das? Woher kommt so etwas? Kann sich das wiederholen? Was ist, wenn es nachts passiert und niemand etwas merkt? Kann das gefährlich werden? – drängende Fragen der Eltern. In der Kinderarztpraxis gibt es je nach genau erfragter Symptomatik dieser Episoden und den Begleitumständen eine breite Differenzialdiagnose: Handelt es sich um eine metabolische Entgleisung? Um ein kardiovaskuläres oder vege-
lekulargenetischen Diagnostik zum Verständnis und zur rationalen Therapieentscheidung in der pädiatrischen Epileptologie bei? Auch wenn die Diagnose einer Epilepsie gesichert und die medikamentöse Therapie erfolgreich ist, stellt die Tatsache, an einer chronischen neurologischen Erkrankung zu leiden, für viele Kinder und Jugendliche und ihre Familien eine Belastung dar, zumal die Erkrankung über viele Jahrzehnte mit Vorurteilen belegt war und zum Teil heute noch ist. Das im Heft vorgestellte modulare Schulungsprogramm Epilepsie für Familien hilft betroffenen Kindern und Jugendlichen und ihren Familien in der Krankheitsverarbeitung, ein anerkanntermassen wichtiger Baustein in der
Prof. Dr. med. Peter Weber peter.weber@ukbb.ch
Epilepsie im Kindesalter
tatives Ereignis? Oder kann es sich um einen epileptischen Anfall gehandelt haben? Im Kindesalter ist die Epilepsie mit einer Prävalenz von zirka 0,5 Prozent hoch – eine Epilepsie stellt eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen im Kindesalter dar. Wie erkennt man eine Epilepsie und wie kann man sie von anderen «plötzlichen Attacken» unterscheiden? Welche diagnostischen Massnahmen sollte man einleiten, wenn man an das Vorliegen einer Epilepsie denkt, und was ist im Rahmen einer rationalen Diagnostik nicht notwendig? Welche Epilepsieformen werden in der neuen Klassifikation der Epilepsien unterschieden und was trägt der immense Fortschritt in der mo-
Stärkung der Resilienz und damit für das langfristige Ziel einer gesunden Entwicklung trotz der Diagnose Epilepsie. Das vorliegende Themenheft gibt praxisnah und zugleich wissenschaftlich detailliert Antworten auf altbekannte Fragen und Auskunft über neuere Entwicklungen im Bereich der pädiatrischen Epileptologie, eines Gebiets, in dem der Behandlungserfolg für die Betroffenen wesentlich abhängt von der gelungenen Zusammenarbeit und der gemeinsamen Sprache von Praxispädiater und Fachspezialist.
Peter Weber
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