Transkript
EDITORIAL
K indernotfälle sind sowohl in einer pädiatrischen Praxis als auch bei Hausärzten etwas sehr Häufiges. Dies hat viele Gründe. So verunfallen Kinder häufiger als Erwachsene, da sie die Gefahrenquellen nicht kennen oder falsch einschätzen, Sportarten neu erlernen et cetera. Kinder erkranken aber auch häufiger, da sie es mit der Hygiene nicht so genau nehmen und ihr Immunsystem noch nicht mit den zirkulierenden Erregern konfrontiert worden ist. Die Häufigkeit der Kindernotfälle hat aber auch damit zu tun, dass die Eltern richtigerweise Angst haben um ihre Kinder. Sie sind verunsichert und möchten sicher gehen, dass ihr Kind nicht schwer verletzt oder erkrankt ist. Diese Angst wird oftmals durch Berichte über Kinder geschürt, die beispielsweise an einem Infekt verstorben sind.
Für einige der häufigsten Kindernotfälle haben die Autorinnen und Autoren in dieser Ausgabe die wichtigsten Punkte zusammengestellt, die man beachten sollte und die in der Differenzialdiagnose und Behandlung weiterhelfen. Sie finden in diesem Heft Beiträge über respiratorische Notfälle, zerebrale Krampfanfälle, Wundversorgung, Zahnunfälle und Vergiftungen sowie ein Update über die neusten Richtlinien in der Kinderreanimation – und was Sie in Ihrem Notfallkoffer haben müssen, damit eine Reanimation erfolgreich verläuft. Ausserdem finden Sie auch Beiträge über Fremdkörper in Nase und Ohr, Stiche von Gifttieren und anaphylaktische Reaktionen. Begegnen Sie einem erkrankten oder verunfallten Kind, das bei Ihnen ein ungutes Gefühl hinterlässt – sei es, weil die Verletzung für Sie sehr ausser-
Dr. med. Georg Staubli Präsident Pediatric Emergency Medicine Switzerland (PEMS) Leitender Arzt Interdisziplinäre Notfallstation Universitätskinderspital Zürich georg.staubli@kispi.uzh.ch
Was im Notfall zu tun ist
So sehen wir nach jedem Medienbericht über ein Kind, das an einer Sepsis verstorben ist, eine deutliche Zunahme der Konsultationszahlen auf der Notfallstation im Kinderspital und in den Praxen. Der Bericht über ein verstorbenes Kind rüttelt nicht nur die Eltern auf, auch wir Ärzte und Ärztinnen sind dann oft verunsichert. Hätte ich rechtzeitig erkannt, dass das Kind so schwer krank war? Wie kann ich sichergehen, dass ich eine schwere bakterielle Erkrankung frühzeitig erkenne? Leider gibt es weder Patentrezepte noch Hilfsuntersuchungen, die mir in jedem Fall hundertprozentige Sicherheit geben. In den meisten Fällen helfen die Einschätzung des Allgemeinzustandes des Kindes, eine gute Anamnese und eine gute körperliche Untersuchung weiter.
gewöhnlich scheint, oder sei es, weil Sie sich wundern, dass die Eltern mit dem Kind nicht früher zu Ihnen gekommen sind – so denken Sie daran, dass Sie eventuell ein misshandeltes Kind vor sich haben. In diesem Heft finden Sie einen sehr guten Beitrag über Verdachtsmomente für Misshandlungen und mögliche Vorgehensweisen. Zum Schluss möchte ich mich bei den Autorinnen und Autoren ganz herzlich für ihre Beiträge bedanken. Mit ihrer Arbeit haben sie geholfen, zusammen mit der Redaktorin diese Ausgabe zu einem gelungenen Heft über pädiatrische Notfälle zu machen! Es lohnt sich, diese Ausgabe von Anfang bis zum Ende durchzulesen!
Georg Staubli
3/12
1