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Insektengiftallergien: «Notfallmedikamente immer dabei haben»
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Etwa 3 Prozent der Bevölkerung haben Grund, stechenden Summern besonders vorsichtig zu begegnen: Sie sind stark allergisch auf Bienen oder Wespen, seltener auf Hummeln und Hornissen. Bei betroffenen Kindern gilt: Den Kontakt mit solchen Stechinsekten vermeiden, immer ein Notfallset mit Medikamenten dabeihaben und die Kinder selbst und ihre Bezugspersonen wie Lehrer oder Lagerleiterinnen über die Insektengiftallergie informieren.
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Elternratgeber
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Elternratgeber

Interview: Insektengiftallergien
«Notfallmedikamente immer dabei haben»

Etwa 3 Prozent der Bevölkerung haben Grund, stechenden Summern besonders vorsichtig zu begegnen: Sie sind stark allergisch auf Bienen oder Wespen, seltener auf Hummeln und Hornissen. Bei betroffenen Kindern gilt: Den Kontakt mit solchen Stechinsekten vermeiden, immer ein Notfallset mit Medikamenten dabeihaben und die Kinder selbst und ihre Bezugspersonen wie Lehrer oder Lagerleiterinnen über die Insektengiftallergie informieren.
Dr. med. Andrea Reimers ist Fachärztin für Allergologie und arbeitet am Zieglerspital, Bern.

Schnelle Desensibilisierung: Für den Ultra-Rush muss das Kind für einen Tag ins Spital

PÄDIATRIE: Ein Mädchen ist beim wilden «Fangis» von einer Biene überrascht und gestochen worden. Wie merkt man nun, ob das Kind mit einer Insektengiftallergie reagiert? Andrea Reimers: Man muss bei der Insektengiftallergie zwischen der schweren Lokalreaktion und der allergischen Allgemeinreaktion unterscheiden. Bei der schweren Lokalreaktion kommt es zu einer starken Schwellung, die von der Stichstelle ausgeht. Sie kann mehrere Tage andauern, vor allem im Gesicht grotesk wirken, sehr schmerzhaft sein und zu Fieber oder Zeichen einer Blutvergiftung führen. Die Allgemeinreaktion tritt rasch nach dem Stichereignis auf, meist innerhalb von 30 Minuten. Der Name «Allgemeinreaktion» sagt bereits, dass die Reaktion nicht auf die Stichstelle beschränkt bleibt, sondern von ihr entfernt auftritt. Die Symptome reichen von Hautsymptomen (Hautrötung, Nesselfieber) über Augen-/Lippenschwellungen und Magen-/ Darmsymptome (Erbrechen, Durchfall) zu Atemnot und Kreislaufproblemen bis zum allergischen Schock mit Bewusstseinsverlust.
Was ist der Unterschied zur Reaktion eines nichtallergischen Kindes? Das nichtallergische Kind reagiert mit einer kleinen Rötung und Quaddel an der Stichstelle. Der Stich der Biene oder Wespe ist immer schmerzhaft und kann auch beim nichtallergischen Kind zu

heftigem Weinen oder einer Panikreaktion führen. Die Eltern sollen das Kind beruhigen und die Stichstelle allenfalls kühlen. Alarmzeichen sind immer von der Stichstelle entfernt auftretende Symptome und der Stich im Mundbereich.
Welche Erste-Hilfe-Massnahmen sind nötig und sinnvoll? Diese sind abhängig vom Schweregrad und der Art der Reaktion. Bei jeder Reaktion muss man versuchen, Ruhe zu bewahren. Wer schwer allergisch reagiert, insbesondere, wenn Atemwege und Kreislauf betroffen sind, muss so rasch als möglich in ärztliche Behandlung: Medikamentöse Hilfe wird jetzt benötigt. Schwindel und Benommenheit deuten auf eine Kreislaufbeteiligung hin: Das Kind sollte deshalb liegend transportiert werden. Bei einer schweren Reaktion wird das Kind hospitalisiert und 24 Stunden überwacht. Auch bei einer allergischen Reaktion ohne Atemnot und Kreislaufbeteiligung muss das Kind vom Hausarzt gesehen und medizinisch versorgt werden. Ist die Diagnose einer Allergie bereits bekannt, sind im Fall eines Stiches sofort die Allergie-Notfalltabletten einzunehmen. Da diese erst mit einer zeitlichen Verzögerung wirken, trägt der Insektengift-Allergiker zusätzlich eine sofort wirksame Adrenalin-Spritze (Epipen®) auf sich, die er sich im Notfall selbst in den Oberschenkel spritzt.

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Elternratgeber

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Worauf muss bei einem Kind mit einer Insektengiftallergie besonders geachtet werden? Weitere Stiche sollten unbedingt vermieden werden. Weiter muss das Kind immer die Notfallmedikamente (Tabletten und Adrenalin-Spritze) auf sich tragen. Sein Verhalten im Fall eines Stiches und im Fall einer möglichen allergischen Reaktion ist immer wieder zu besprechen. Die Handhabung der Spritze üben wir mit dem Kind und den Eltern mit einer Demonstrationsspritze. Auch die Lehrer und andere Betreuungspersonen sind über die Allergie und die Notfallmedikamente zu informieren. Trotzdem soll das allergische Kind so rasch als möglich selbst dafür verantwortlich sein. Mit zunehmendem Alter wird das Kind immer selbstständiger und ist, beispielsweise auf dem Schulweg, auf sich selbst gestellt.
Wie funktioniert eine Desensibilisierung und ab welchem Alter darf sie angewendet werden? Mit der Impftherapie, auch Immuntherapie, Hypo- oder Desensibilisierung genannt, wird das Immunsystem so umgestimmt, dass es auf das Allergen nicht mehr übermässig, das heisst nicht mehr allergisch reagiert. Dazu wird das Allergen, hier Bienen- oder Wespengift, in steigender Menge in das Fettgewebe des Oberarms gespritzt. Wir empfehlen die Impftherapie bei Patienten mit einer allergischen Reaktion mit Atemwegsoder Kreislaufbeteiligung, bei schwächeren Reaktionen nur in Ausnahmefällen (z.B. starke Exposition beim Imkerkind, wiederholte Reaktionen). Die Impftherapie wird bei uns ab Kindergartenalter durchgeführt. Bei Beginn wird die Dosis langsam von einem Zehntausendstel bis zur Giftmenge von zwei Bienen- oder mehreren Wespenstichen gesteigert. Dieser Teil wird nur in spezialisierten Zentren durchgeführt. Die Steigerung kann ambulant, das heisst in wöchentlichen Spritzen über drei bis vier Monate oder mit dem so genannten «Ultra-Rush» durchgeführt werden. Beim Ultra-Rush wird die Dosis auf der Intensivstation mit sechs Spritzen an einem Tag gesteigert. Dann wird der Patient an den Kinder-
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oder Hausarzt überwiesen. Im ersten Therapiejahr muss noch alle vier, später alle sechs Wochen eine Spritze verabreicht werden. Die ganze Therapie dauert fünf Jahre. Wichtig ist, dass man sich genau an die Anweisungen des Arztes hält, da es in Ausnahmefällen auch zu allergischen Reaktionen auf die Spritzen kommen kann.
Wie lässt sich eine Allergie auf Insektengift nachweisen? Die Diagnose basiert zunächst auf der Geschichte des Patienten. Anschliessend führen wir Hauttests mit stark verdünntem Bienen- und Wespengift durch und bestimmen die allergischen Antikörper auf Bienen- und Wespengift im Blut. Die Testung wird in jedem Kindesalter durchgeführt, natürlich in Rücksprache mit den Eltern.
Sind solche Tests als Vorsorge auch bei Kindern möglich, die noch nie von einer Biene oder von einer Wespe gestochen wurden? Da sich eine Allergie erst durch den Kontakt ausbildet, macht vorsorgliches Testen keinen Sinn. Es gibt keinen Test, der das Risiko einer allergischen Reaktion auf den nächsten Insektenstich genau voraussagen kann. Ein Test soll deshalb nur bei Kindern mit einer allergischen Reaktion auf einen Insektenstich durchgeführt werden.
Kommt die Insektengiftallergie in manchen Familien gehäuft vor, ist sie vererbbar? Die Insektengiftallergie wird – im Gegensatz etwa zum Heuschnupfen – nicht vererbt. Sie kommt aber in Familien, die Bienen und Wespen vermehrt ausgesetzt sind und keine Verhaltensmassnahmen treffen, gehäuft vor: Die Anzahl der Stiche spielt nämlich eine Rolle in der Entwicklung der Allergie. So leiden Imker und deren Familienangehörige vermehrt an einer Bienengift-Allergie.
Die Wespe ist unbehaart und hat einen gelb-schwarz gestreiften
Körper. Sie ist im Hochsommer und im Herbst gehäuft anzutreffen.
Auslöser für Insektengiftallergien sind vor allem Wespen- und Bienenstiche. Auch Hummeln und Hornissen können
dafür verantwortlich sein, kommen jedoch viel seltener vor.

NotfallSet –
immer dabei!
Bei einem Kind mit Körpergewicht ...
... unter 30 kg: 1 Tablette Xyzal® oder Zyrtec® 1 Tablette Prednison à 50 mg (Alternative zu Tabletten: Xyzal®-/Zyrtec®Tropfen, auflösbare Betnesol®-Tabletten) Epipen® junior 0,15 mg
... über 30 kg: 2 Tabletten Xyzal® oder Zyrtec® 2 Tabletten Prednison à 50 mg Epipen® 0,3 mg
Wer nach einem Insektenstich eine allergische Reaktion gezeigt hat, muss damit rechnen, dass ein weiterer Stich eine stärkere Reaktion hervor ruft. Prävention ist also angesagt: Mit welchen praktischen Massnahmen können Insektenstiche vermieden werden?
rasche Bewegungen vermeiden, sich langsam aus der Gefahrenzone entfernen nicht barfuss gehen nicht im Freien essen, da Nahrungsmittel Wespen anziehen nicht direkt aus Getränkedosen und Flaschen trinken Vorsicht beim Sport und bei der Arbeit im Freien: Schweiss zieht Insekten an auf Parfüm, Haarspray, stark parfümierte Sonnencremen und Haarshampoo mit Geruchsessenzen verzichten keine weiten, flatternden Kleider, jedoch langärmlige Kleider und Hosen tragen Bienenhäuser meiden, Wespennester entfernen lassen.
Service: Die Broschüre «Insektengiftallergie»
ist kostenlos erhältlich beim Schweizerischen Zentrum
für Allergie, Haut und Asthma. Bezugsadresse:
(aha!), Gryphenhübeliweg 40 3000 Bern 6
Tel. 031-359 90 00 E-Mail:
info@ahaswiss.ch Internet:
www.ahaswiss.ch