Transkript
EDITORIAL
Die aktuelle Ausgabe widmet sich schwerpunktmässig den Jahreskongressen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) und der European Hematology Association (EHA), die diesmal hybrid stattfanden.
Ausgewähltes von den Jahres kongressen der ASCO und EHA
Das ASCO Annual Meeting ist weltweit der grösste Kongress im Bereich der klinischen Onkologie, auch diesmal wurden in Chicago aktuelle Daten und Entwicklungen aus der Krebsforschung präsentiert und zur Diskussion gestellt. Im Folgenden haben wir eine Auswahl für Sie zusammengefasst.
Die Behandlung des fortgeschrittenen nicht kleinzelligen Lungenkarzinoms (NSCLC) bleibt trotz vieler Therapieoptionen eine Herausforderung. Beim diesjährigen ASCOKongress wurden unter anderem die Analyse der Food and Drug Administration zu den eingereichten Daten zur Optimierung der Erstlinientherapie beim NSCLC vorgestellt sowie weitere zielgerichtete Strategien. Studien zu den drei wichtigen Therapiesäulen stellen wir Ihnen ab Seite 6 vor.
Für Patientinnen mit einem Mammakarzinom gibt es hoch effektive Therapieoptionen. Am Jahrestreffen wurden mit den Ergebnissen der Studien DESTINY- Breast04 und TROPiCS-02 Daten zur Behandlung von Brustkrebspatientinnen mit fortgeschrittener Erkrankung präsentiert, diese Daten tragen dazu bei, die Prognose bei niedriger HER2-Expression beziehungsweise HER2-negativem Status zu verbessern. Die LUMINAStudie widmete sich dem Stellenwert der Radiatio nach brusterhaltender Therapie und beantwortet die Frage, ob bei frühem Brustkrebs alle Patientinnen nach brusterhaltender Therapie einer Bestrahlung bedürfen (ab Seite 8).
Für verschiedene urologische Tumorentitäten wurden Studienresultate zum verbesserten Therapiemanagement präsentiert, so zum Beispiel zum kombinierten Einsatz von Cabozantinib und Atezolizumab beim Urothelkarzinom. Die Studie CheckMate214 erlaubt Aussagen zur prognostischen Aussagekraft der gesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Patienten mit Nierenzellkarzinom, und die ENZAMET-Studie zeigt, wie sich eine Testosteronsubstitution plus Enzalutamid bei Patienten mit einem hormonsensitiven Prostatakarzinom auf das Gesamtüberleben auswirkt (ab Seite 11).
In der Therapie des malignen Melanoms konnten mit zielgerichteten Therapien und Checkpoint-Inhibitoren enorme Verbesserungen in den Überlebensraten erzielt werden, wie neue Daten zur adjuvanten und neoadjuvanten Therapie zeigen. Für Patienten in fortgeschrittenen Melanomstadien liegen aktuelle Auswertungen zur Tripeltherapie im Stadium IV (z. B. in den Studien KEYNOTE-022, COMBI-i) sowie zur sequenziellen Therapie (z. B. in den Studien SECOMBIT, ImmunoCobiVem) vor, ausserdem Daten aus dem European Melanoma Registry (ab Seite 14).
Vom Jahrestreffen der EHA, das diesmal in Wien wie auch online stattfand, finden Sie Neuigkeiten betreffend der Therapie von Patienten mit Non-Hodgkin-Lymphomen: Die Resultate der GALLIUM-Studie zeigen, dass Patienten mit einem follikulären Lymphom auch langfristig von einer Erstlinienbehandlung mit Obinutuzumab und einer Chemotherapie profitieren. Ausserdem lesen Sie Daten zum Einsatz von Brexucabtagene Autoleucel bei Patienten mit einem rezidivierten/refraktären Mantelzell-Lymphom sowie weitere aktuelle Studienresultate zu verschiedenen LymphomEntitäten (ab Seite 20). Es folgt ein Update zu verschiedenen Therapieansätzen bei stark vorbehandelten Patienten mit Multiplem Myelom, in laufenden Studien sind therapeutische Ansätze wie eine BCMA-gerichtete CAR-T-Zelltherapie oder der bispezifische Antikörper Teclistamab bei dieser Klientel auf dem Prüfstand. Bei neudiagnostizierten Patienten verglich die ATLAS-Studie den Effekt eines Triplets als Erhaltungstherapie nach Transplantation mit dem aktuellen Standard Lenalidomid (ab Seite 23). Und bei der CLL bringen zeitlich begrenzte Kombinationstherapien auch fitten, jüngeren Patienten Vorteile, wie zum Beispiel die GAIA/CLL13-Studie gezeigt hat. In der CLL14-Studie konnte auch bei älteren komorbiden CLL-Patienten ein deutlich besseres progressionsfreies Überleben erreicht werden (ab Seite 26).
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre. Christine Mücke
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 3/2022
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