Transkript
OncoRoundtable
Schweizweite Befragung
Wie zufrieden sind Krebsbetroffene mit ihrer Versorgung?
Eine neue repräsentative gfs-Umfrage mit 1500 Teilnehmern zeigt, dass in der Schweiz sowohl in der Allgemeinbevölkerung als auch unter Krebspatienten eine grosse Wertschätzung hinsichtlich der medizinischen Versorgung existiert. Trotzdem besteht in manchen Bereichen Verbesserungsbedarf, wie am zweiten OncoRoundtable in Bern deutlich wurde.
Für die von der Firma MSD in Auftrag gegebene und von gfs.bern durchgeführte repräsentative Befragung wurden Ende vergangenen Jahres schweizweit 1510 zufällig ausgesuchte Personen per Telefon oder online befragt. 136 von ihnen (11%) hatten selbst Erfahrung mit einer Tumorerkrankung, 3 Prozent waren zum Zeitpunkt der Befragung an Krebs erkrankt.
Verbesserungsbedarf bei der Betreuung der Angehörigen
Wichtigstes Ergebnis: Die Qualität der Versorgung von Krebspatienten wurde von fast 90 Prozent aller Befragten als gut, sehr gut oder hervorragend angesehen. Bei den selbst von Krebs Betroffenen sei dieses Urteil mit einer Zustimmung von 95 Prozent sogar noch deutlicher ausgefallen, berichtete der Projektleiter, Dr. phil. Tobias Keller von gfs.bern. Dabei erhielt die Versorgung im Spital besonders gute Noten: Rund 80% aller Befragten waren sowohl mit den Ärzten und Ärztinnen als auch den Pflegekräften zufrieden, ebenso mit der medikamentösen Behandlung. Bemängelt hingegen wurden der Informationszugang und die psychologische Betreuung der Angehörigen. So wäre jeder Fünfte froh gewesen, wenn die pflegenden Angehörigen besser unterstützt worden wären, immerhin zählten sie zusammen mit den Spezialisten zu den wichtigsten Stützen bei der Bewältigung der Krebserkrankung (je 84%), gefolgt von der Pflege im Spital (78%), den Hausärzten und Hausärztinnen (70%) und den Krankenkassen (66%). Allerdings hätten sich unter den persönlich Betroffenen 36 Prozent früher Informationen zur Prävention gewünscht, 47 Prozent wären froh gewe-
sen, wenn der Tumor früher entdeckt worden wäre. Hingegen werden die grossen Anstrengungen zur Erforschung von Tumorerkrankungen von den Schweizern geschätzt. So glaubte in der Befragung eine deutliche Mehrheit von 57 Prozent an die Fortschritte der Krebsforschung in den vergangenen fünf Jahren, nur ein Viertel der Befragten war der Meinung, es hätte keine oder kaum neue wissenschaftliche Erkenntnisse gegeben. Die derzeit viel diskutierte «Nationale Strategie gegen Krebs» sei rund drei Viertel aller Befragten unbekannt gewesen, berichtete Lukas Golder, Co-Leiter von gfs. bern. Nach entsprechender Aufklärung sagten jedoch 84 Prozent der Befragten, dass sie bei einer Volksabstimmung für eine neue Krebsinitiative stimmen würden, wobei vor allem die Früherkennung, Prävention und psychologische Betreuung der Angehörigen im Fokus stehen sollten.
Unterschiede bei der Vorsorge
Wie sieht die Früherkennung derzeit aus? Eine aktuelle Analyse der Helsana-Versicherung von 300 000 älteren Personen zeigt, dass sich, hochgerechnet auf die Zeitdauer eines Screeningintervalls, 58% dieser Bevölkerungsgruppe einem Darmkrebsscreening und 37% einer Mammographie unterzogen hätten, berichtete Dr. Caroline Bähler von der Helsana. Ein genauerer Blick offenbart jedoch erhebliche Unterschiede bei den einzelnen Personengruppen und Regionen. So war die Bereitschaft zur Vorsorgeuntersuchung bei Personen mit Berührungspunkten zum Gesundheitswesen und beim Vorhandensein einer Zusatzversicherung höher. Zudem lag die Zahl der Mam-
mographien und der PSA-Tests in den französisch- und italienischsprachigen Regionen um bis zu 13 Prozent höher als in der Deutschschweiz. Dabei spielen kantonale Screeningprogramme eine wichtige Rolle, wie am Beispiel des Tessins zu beobachten ist, wo nach der Einführung eines kantonalen Früherkennungsprogramms eine starke Zunahme an Mammographien festgestellt wurde. Tatsächlich gehe die Sterblichkeit bei Brustkrebs stetig zurück, erklärte Donatella Corbat, Präsidentin des Schweizer Brustkrebsforums «Europa Donna». Dank der guten Betreuung, der raschen Diagnose und der schnellen Therapie leben heute rund 88 Prozent der Frauen mit Mammakarzinom noch fünf Jahre nach der Diagnose. Trotzdem würden sich viele Betroffene gerade nach der Therapie allein gelassen fühlen. Organisationen wie «Europa Donna» können dabei helfen, mit einem solch tiefen Lebenseinschnitt besser fertig zu werden. n
Klaus Duffner
Quelle: 2. OncoRoundtable (kf) «Prävention, Früherkennung und Nachsorge von Krebs – wo stehen wir in der Schweiz?» Bern 19. Mai 2022. Veranstaltung des Schweizerischen Konsumentenforums kf. Die Veranstaltung wurde unterstützt von der Firma MSD Merck Sharp & Dome AG, Luzern.
Linktipps
Die Ergebnisse der Erhebung können Sie unter folgendem Link herunterladen oder direkt via QR-Code darauf zugreifen: www.rosenfluh.ch/qr/krebsversorgungsmonitor
Mehr Information zum Angebot von Europa Donna Schweiz finden Sie direkt via QR-Code oder unter: www.europadonna.ch
Zum Schweizerischen Konsumentenforum kf g elangen Sie via: www.konsum.ch
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 2/2022
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