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EDITORIAL
Unsere diesjährige Kongressausgabe steht im Zeichen wichtiger Studien zur Systemtherapie in der Onkologie und der Hämatologie, die an den Jahreskongressen der American Society of Clinical Oncology (ASCO) und der European Hematology Association (EHA) online vorgestellt wurden.
Highlights vom Jahreskongress der ASCO und EHA
Am ASCO Annual Meeting präsentieren und diskutieren Onkologen aus aller Welt aktuelle Daten und Entwicklungen aus der Krebsforschung und -behandlung verschiedener Entitäten, im Folgenden finden Sie eine Auswahl. Innerhalb der urologischen Tumorentitäten hat sich die Immuntherapie beim Nierenzellkarzinom und beim Urothelkarzinom etabliert. Beim lokalen Nierenzellkarzinom gibt es erste positive Daten aus der Phase-III-Studie KEYNOTE 564 zur adjuvanten Therapie nach Nephrektomie. Neue Daten zur Erstlinientherapie des fortgeschrittenen klarzelligen Nierenzellkarzinoms hat ein Update der Studie KEYNOTE 426 erbracht. Und in der Studie INDUCE-1 wurde für intensiv vorbehandelte Patienten mit einem Urothelkarzinom ein neuer Checkpoint-Inhibitor getestet (Seite 6 ff).
Für Patienten mit einem metastasierten Prostatakarzinom bringen die Studien PEACE-1 und VISION Fortschritte – sowohl im metastasierten kastrationssensitiven wie auch im kastrationsresistenten Stadium (Seite 8).
Auch für das nicht kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) wurden vielversprechende Daten zu neuen respektive zur Optimierung bestehender Therapien über alle Therapielinien hinweg präsentiert. Die Chemotherapie behält ihren Stellenwert, insbesondere in Kombination mit den Immun-Checkpoint-Inhibitoren. Aktualisierte Ergebnisse der Studie Check-Mate 9LA zeigten beispielsweise, in welchem Ausmass die Immuntherapie das Überleben verbessern kann. Die Resultate der IMpower010-Studie führten zu einem Paradigmenwechsel bei Patienten mit einer PD-L1-Expression ≥ 1 % und für Patienten mit einer KRASG12C-Mutation steht möglicherweise eine gezielte Therapieoption zur Verfügung (Seite 10 ff).
Im Bereich des Mammakarzinoms wurde der Stellenwert der richtigen Selektion der Patientinnen deutlich. Beim HER2-positiven Brustkrebs scheint beispielsweise für einen Teil der Patientinnen eine De-Eskalation der
neoadjuvanten Therapie möglich zu sein. Und für Patientinnen mit HER2-negativen Tumoren erweisen sich zielgerichtete Therapien mit PARP- und CDK4/6-Inhibitoren als nützlich (Seite 14 ff).
Bei vielen Krebsentitäten ist die Resektion des Tumors die einzige kurative Therapieoption. Für gynäkologische Tumoren scheinen Operation und adjuvante Therapie wichtige Stellschrauben für die Prognose zu sein. Für das Ovarialkarzinom beispielsweise konnte eine bessere Visualisierung des Tumors während des Eingriffs erzielt werden (Seite 16). Auch zum Melanom haben wir die aktuellen Erkenntnisse zu zielgerichteten Therapien und Immuntherapien zusammengefasst, vielversprechend sind insbesondere die Daten zur dualen Checkpoint-Blockade (Seite 17 ff).
Am virtuellen Jahrestreffen der EHA wurden neue Daten zur Wirksamkeit von CAR-T-Zell-Therapien präsentiert. Bei Non-Hodgkin-Lymphomen fand man hohe Ansprechraten nicht nur in Studien, erste Daten aus einem französischen Register konnten mittlerweile die Wirksamkeit auch unter Alltagsbedingungen bestätigen. Beim multiplen Myelom fielen unter anderem Daten zum Einsatz verschiedener Viererkombinationen in der Erstlinientherapie von transplantationsfähigen sowie nicht transplantationsfähigen Patienten ins Auge, aber auch in diesem Kontext gab es Resultate zur CAR-T-Therapie. Auf dem Gebiet der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) stellen wir Ihnen unter anderen positive Resultate zweier Arbeiten zum zeitlich begrenzten Einsatz von Kombinationstherapien bei bisher unbehandelten, zum Teil auch komorbiden Patienten vor (Seite 26 ff).
Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre.
Christine Mücke
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 3 – KONGRESSAUSGABE 2021
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