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EDITORIAL
Im Fokus: Bronchialkarzinome – NSCLC und SCLC
D iese Ausgabe der «Schweizer Zeitschrift für Onkologie» widmet sich den bösartigen Tumoren der Lunge. Die Thoraxonkologie hat jüngst sehr beachtliche Fortschritte gemacht: Die Immuncheckpoint-Inhibitoren gewinnen neben zielgerichteten Behandlungen, die bei den Karzinomen mit Treibermutationen indiziert sind, an Bedeutung.
Fortschritte mit kombinierten Immuntherapien In diesem Heft liegt der Schwerpunkt auf der Immuntherapie mit Antikörpern gegen PD-1 und PD-L1 und die Integration der Radiotherapie. Zu den Autorenteams gehören als «Seniors» international bekannte Experten – und entsprechend empfehle ich
Liebe Leserin, lieber Leser
die Lektüre dieser Artikel uneingeschränkt. Sie erläutern die aktuellen immuntherapeutischen Optionen sowohl bei nicht-kleinzelligen als auch bei den selteneren kleinzelligen Bronchuskarzinomen (NSCLC, SCLC), die als Monotherapie, in Kombination mit konventionellen Chemotherapeutika und mit Radiotherapie zum Einsatz kommen. Neuere klinische Studien zeigen, dass diese Therapien in der Lage sind, das Überleben der Behandelten zu verlängern. Zwei Fakten sollten wir nicht vergessen: Zum einen sind besonders die Adenokarzinome unter den NSCLC molekularpathologisch zu untersuchen, um Treibermutationen zu finden, die einer gezielten Therapie zugänglich sind; viele Karzinome mit Treibermutationen (z.B. in EGFR, epithelial growth factor receptor) sprechen bisher schlecht an auf Immuntherapien, sodass zur Therapieempfehlung die molekularpathologische Untersuchung unentbehrlich ist. Zum anderen wäre die Sterblichkeit an Bronchuskarzinomen weniger mit Medikamenten drastisch zu senken als mit Primärprävention, das heisst mit Verzicht auf Tabakkonsum.
Und COVID-19? Im Juni 2020, einige Wochen nach dem Verfassen dieses Editorials, wird die Pandemie mit SARS-CoV-2 weiterhin ein dominierendes Thema sein. Was also haben die genannten Artikel mit COVID-19 zu tun? Einerseits zu Recht gar nichts, denn für Menschen, die an einem malignen Tumor erkrankt sind, ist unmittelbar lebenswichtig, dass die Mittel des Gesundheitswesens nicht für COVID-19 monopolisiert werden! Inwiefern sich andererseits die Radiotherapie von Lungenläsionen und der Einsatz von Immuntherapeutika im Kontext von COVID-19 auswirkt, wird sich hoffentlich künftig klären. Sollen sich unsere Kenntnisse bessern, ist Zusammenarbeit gefragt: Wir sind alle aufgefordert, die Patienten mit malignen Tumoren, die mit SARS-CoV-2 erkrankt sind, einem Register zu melden, bevorzugt natürlich im Rahmen der Studie 80/20 der SAKK (vgl. Infos hier Seite 25 ff.).
Ich wünsche Ihnen allen gute Gesundheit und die Musse für die Lektüre der SZO.
Ihr Stefan Aebi
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 2/2020
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