Transkript
KONGRESSBERICHT
ESMO 2019 – Jahreskongress der European Society of Medical Oncology, Barcelona, 27. 9. bis 1. 10. 2019
Urothelkarzinom
Immuntherapie für die erste Therapielinie
Beim metastasierten Urothelkarzinom hat sich die Immuntherapie in der zweiten Therapielinie bereits etabliert. In der Phase-III-Studie IMvigor130 wurde der PD-L1-Hemmer Atezolizumab (Tecentriq®) nun auch in der ersten Therapie mit oder ohne platinbasierte Chemotherapie untersucht. Die richtungsweisenden Ergebnisse dazu werden beim ESMO-Kongress präsentiert (1).
In die Studie wurden Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Urothelkarzinom eingeschlossen, die nach erstem Studiendesign Cisplatin-ungeeignet und nach Studienprotokollerweiterung sowohl für die Substanz ungeeignet als auch geeignet sein konnten. Die Patienten erhielten in drei Studienarmen I Atezolizumab plus Chemotherapie I Atezolizumab-Monotherapie oder I Plazebo plus Chemotherapie.
Deutliche Vorteile bei progressionsfreiem und Gesamtüberleben Die ko-primären Endpunkte waren das vom Prüfarzt ermittelte PFS und OS im
Vergleich zwischen Atezolizumab plus Chemotherapie versus Plazebo plus Chemotherapie, ferner das OS im Vergleich zwischen Atezolizumab-Monotherapie versus Plazebo plus Chemotherapie. Die Auswertung von Atezolizumab plus Chemotherapie versus Plazebo plus Chemotherapie bezüglich des PFS zeigte einen signifikanten Vorteil für die zusätzliche Immuntherapie. Im Median lebten die Patienten 6,3 versus 8,2 Monate progressionsfrei, die Hazard Ratio betrug 0,82 (95%-KI: 0,70–0,96; p = 0,007). In einer Subgruppenanalyse bestätigte sich ein signifikanter Vorteil der zusätzlichen Atezolizumab-Gabe insbesondere
für Patienten mit einem sehr guten Allge-
meinzustand (ECOG-PS 0) und einer ho-
hen PD-L1-Expression (IC2/3).
Das Gesamtüberleben wurde durch Ate-
zolizumab von 13,4 Monate auf 16,0 Mo-
nate verlängert (HR = 0,83; 95%-KI:
0,69–1,00; p = 0,027). Eine Interimsanaly-
se für den OS-Vergleich zwischen der
Atezolizumab-Monotherapie gegenüber
Plazebo plus Chemotherapie konnte kei-
nen Unterschied zwischen den beiden
Regimen identifizieren (HR = 1,02; 95%-
KI: 0,83–1,24). Das Auftreten von Neben-
wirkungen war im Atezolizumab-Mono-
therapie-Arm geringer als in den beiden
chemotherapiehaltigen Studienarmen.
Diese waren in der Summe der Toxizitä-
ten vergleichbar.
I
Ine Schmale
Referenz: 1. Grande E et al.: IMvigor130: A phase III study of ate-
zolizumab with or without platinum-based chemotherapy in previously untreated metastatic urothelial carcinoma. ESMO 2019, Abstr. #LBA14_PR.
48 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 1/2020