Transkript
Aktuelle Studien der SAKK
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) stellt in dieser Ausgabe zwei Studien vor. Die SAKK ist eine NonProfit-Organisation, die klinische Studien in der Onkologie durchführt. Bei Interesse für eine der hier vorgestellten Studien kontaktieren Sie bitte den Studienleiter (Coordinating Investigator) oder die Studienkoordinatoren (Clinical Project Manager).
Infos zur SAKK: www.sakk.ch
Prof. Dr. med. Roger von Moos Präsident der SAKK E-Mail: roger.vonmoos@ksgr.ch
a k t u e l l Seite der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK)
Studie CLL13 – Neue Kombinationstherapien bei CLL
GveosncwheloitsesreennfPüar tdieenntEeinnschluss
(Stratifizierung nach Binet-Stadium, Alter und Region) RANDOMISIERUNG
Diese Phase-III-Studie wird von der Deutschen CLL-Studiengruppe, der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische
Rituximab 375 (500) mg/m i.v. c 1–6 (vor Chemo) Fludarabine 25 mg/m i.v. c 1–6 d 1–3
Cyclophosphamide 250 mg/m i.v. c 1–6 d 1–3 (oder) Bendamustine 90 mg/m c 1–6 d 1,2
Krebsforschung (SAKK), der Hemato-On-
cologie voor Volwassenen Nederland (HO-
Rituximab 375 (500) mg/m i.v. (c 1–6, d 1 Venetoclax c 1 d 22– c 12 d 28 400 mg p.o. täglich (Ramp-up)
VON), der Nordic CLL Study Group, von
Cancer Trials Ireland sowie der Israeli CLL Study Group durchgeführt. CLL13 unter-
Obinutuzumab 1000 mg i.v. (c 1 d 1(2)/8/15, c 2–6 d 1 Venetoclax c 1 d 22– c 12 d 28 400 mg p.o. täglich (aufstockend)
sucht die Wirksamkeit von drei Kombinationstherapien ohne klassische Zytostatika im Vergleich zur bisherigen Standardbehand-
Obinutuzumab 1000 mg i.v. (c 1 d 1(2)/8/15, c 2–6 d 1 Ibrutinib d 1-MRD-/PD 420 mg p.o. täglich für bis zu
36 Monaten oder bis MRD-Negativität erreicht ist Venetoclax c 1 d 22– c 12 d 28 400 mg p.o. täglich (Ramp-up)
lung, einer Chemoimmuntherapie (je nach
Alter Fludarabine, Cyclophosphamid und Rituximab oder Bendamustin und Rituximab),
02
9 12
15
MRD-Bestimmung
bei nicht vorbehandelten, fitten Patienten Abbildung: Behandlungsplan der Studie CLL-13
mit chronischer lymphatischer Leukämie
(CLL) ohne Del(17p) oder TP53-Mutation.
● dem BCL2-Antagonisten Venetoclax zu- ● Im dritten experimentellen Therapiearm
Alle drei Kombinationstherapien, die in die- sammen mit einem Anti-CD20-Antikör- wird die Wirksamkeit der Dreierkombina-
ser Studie mit der Standardtherapie vergli- per, entweder Rituximab oder Obinutu- tion Venetoclax, Obinutuzumab und Ibru-
chen werden, basieren auf
zumab.
tinib untersucht.
Das Ziel dieser Studie ist herauszufinden, ob
die heutige Chemoimmuntherapie in der Pri-
Kommentar zur Studie von Coordinating Investigator Dr. med. Michael Gregor Diese wichtige und innovative Phase-III-Studie untersucht, ob bei «fitten» Patienten ohne Hochrisikogenetik in der Erstlinienbehandlung die heutige Standard-Chemoimmuntherapie durch eine chemotherapiefreie Kombination von neuen, gezielter wirksamen Medikamenten und Antikörpern ersetzt werden kann. In den 3 experimentellen Studienarmen wird versucht, mehrere Fragen diesbezüglich gleichzeitig zu beantworten. Im ersten Studienarm wird untersucht, ob die Zytostatika der StandardChemoimmuntherapie (Fludarabine und Cyclophosphamid oder Bendamustin) durch Venetoclax ersetzt werden können, alle jeweils kombiniert mit dem Anti-CD20-Antikörper Rituximab. Im zweiten Studienarm wird geprüft, ob in der Kombination mit Venetoclax der neue Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab gegenüber dem bisherigen Rituximab ein besseres Ansprechen erreicht. Der dritte, experi-
märtherapie von körperlich «fitten» Patienten mit CLL durch eine Kombination dieser zielgerichteten Medikamente und Anti-CD20Antikörpern ersetzt werden kann. Von den verschiedenen Kombinationen aus dem BCL2Antagonisten Venetoclax, dem CD20-Antikörper Rituximab oder Obinutuzumab und dem selektiv wirkenden, irreversiblen Hemmstoff der Bruton’s Tyrosinkinase (BTK) Ibrutinib erhofft man sich, durch eine synergeti-
mentelle Studienarm untersucht die Dreierkombination Venetoclax, Ibrutinib und Obinutuzumab, wel-
sche Aktivität bei weniger Nebenwirkungen
che in vitro eine synergistische Wirkung und in ersten klinischen Studien eine ausserordentlich hohe Wirksamkeit gezeigt hat. Es gibt zwei primäre Studienendpunkte: einerseits das progressionsfreie Überleben, andererseits das Erreichen einer Remission ohne nachweisbare Resterkrankung (MRD-Negativität). Allen drei experimentellen Studienarmen gemeinsam ist, dass die Therapiedauer zeitlich limitiert ist. Die Antikörpergabe erfolgt während 6 Monaten, die Venetoclaxtherapie während 12 Monaten, die Ibrutinibgabe je nach Zeitpunkt des Erreichens einer MRD-Negativität während maximal 36 Monaten.
höhere MRD-Negativitäts-Raten (MRD = minimal residual disease) in der Erstlinientherapie der CLL zu erreichen und somit das progressionsfreie Überleben erheblich zu verlängern. Alle in der Studie eingesetzten Medikamente sind in der EU bereits zur Behandlung von
26 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 5/2019
aktuell
Seite der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK)
CLL zugelassen, jedoch nicht alle als Erstlinientherapie oder nicht in den Kombinationen, die in der Studie verwendet werden.
Studiendesign: Prospektive, multizentrische, randomisierte, unverblindete, 4-armige Phase-III-Studie.
Studienname: A phase 3 multicenter, randomized, prospective, open-label trial of standard chemoimmunotherapy (FCR/BR) versus rituximab plus venetoclax (RVe) versus obinutuzumab
(GA101) plus venetoclax (GVe) versus obinutuzumab plus ibrutinib plus venetoclax (GIVe) in fit patients with previously untreated chronic lymphocytic leukemia (CLL) without Del(17p) or TP53 mutation.
Teilnehmende Zentren in der Schweiz: Kantonsspital Aarau, Kantonsspital Baden, Universitätsspital Basel, Kantonsspital Liestal, Inselspital Bern, HUG Genève, Kantonsspital Graubünden, Kantonsspital Olten, Kantonsspital St. Gallen, Kantonsspital Münsterlingen, IOSI Bellinzona, Kantonsspital Winterthur, Kantonsspital Luzern, Stadtspital Triemli Zürich, Universitätsspital Zürich.
Coordinating Investigator: Dr. med. Michael Gregor Kantonsspital Luzern E-Mail: michael.gregor@luks.ch
Clinical Project Manager: Sandra Thierstein SAKK Bern E-Mail: sandra.thierstein@sakk.ch
28 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 5/2019