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PRISMA – FORSCHUNGSPREIS
Pfizer-Forschungspreis in der Onkologie
Zum 28. Mal hat die Stiftung Pfizer-Forschungspreis dieses Jahr ihre Auszeichnung an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in verschiedenen Fachdisziplinen mit einer Gesamtsumme von 180 000 Schweizer Franken verliehen. In der Onko-
Lungentumoren durch. Sie identifizierten sogenannte PD-1T-T-Zellen (T-Zellen, welche hohe Spiegel von PD-1 exprimieren) als eine hochgradig tumorreaktive T-Zell-
logie wurden zwei Arbeiten ausgezeichnet.
Population mit eigenem Transkriptions-
status. Zudem identifizierten die Forscher
Der Pfizer-Forschungspreis ist einer der Krebsentwicklung durch Beeinträchti- eine neuartige Funktion dieser «stark er-
renommiertesten Medizinforschungsprei- gung der Fettsynthese. Dank dieser Er- schöpften» T-Zellen bei Lungenkrebs, die
se der Schweiz und wird seit 1992 jährlich kenntnisse geht der PDC als vielverspre- diese sich am Ort des Tumors aneignen
von der Stiftung Pfizer-Forschungspreis chender, neuartiger Forschungsansatz für können. Ausserdem beobachteten sie,
auf Antrag von unabhängigen wissen- die Therapie von Prostatakrebs hervor (1). dass die Präsenz von PD-1T-T-Zellen im
schaftlichen Kommissionen in den Bereichen Grundlagen- und klinischer Forschung verliehen. In diesem Jahr wurden
Sind T-Zellen bei Lungenkrebs wirklich «müde»?
Tumor mit einem besseren Ansprechen auf eine Anti-PD-1/PD-L1-Therapie einhergeht (2).
Arbeiten in den Fachbereichen Herz- Der Erfolg von innovativen Immunthera- Die Entwicklung eines digitalen bildge-
Kreislauf, Urologie und Nephrologie, pien hat bei einer Reihe von Tumorentitä- benden Verfahrens für die Quantifizie-
Infektiologie, Rheumatologie und Immu- ten zu einer relevanten Verbesserung der rung dieser PD-1T-T-Zellen erlaubt es,
nologie, Neurowissenschaften, Pädiatrie klinischen Resultate geführt. Verschiede- diese Erkenntnisse in einen klinisch an-
sowie Onkologie ausgezeichnet. Die Ar- ne T-Zell-Populationen spielen eine wich- wendbaren, prognostischen und prädikti-
beiten führen zu neuen Erkenntnissen tige Rolle, aber möglicherweise sprechen ven Test von menschlichen Gewebepro-
und zeigen vielversprechende Ansätze nicht alle dysfunktionalen T-Zell-Popula- ben zu übersetzen. Dieser Test kann in
zur Entdeckung neuer Therapieoptionen. tionen gleich gut auf Immuntherapien weiteren Studien verwendet werden, um
In der Onkologie wurden die folgenden (wie z.B. die PD-1/PD-L1-Blockade) an.
die Präsenz von PD-1T-T-Zellen als mögli-
beiden Teams mit dem Preis geehrt.
Das Ziel dieses Forschungsprojekts war chen Biomarker für eine Anti-PD-1/PD-
Die Rolle des Fettstoffwechsels in Prostatakrebszellen
es, zu untersuchen, ob es die Heterogenität dysfunktionaler T-Zellen innerhalb des Tumors erlaubt, das Ansprechen
L1-Therapie in grösseren Patientengrup-
pen zu untersuchen.
I
Ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Patienten auf die Immuntherapie
Lena Geltenbort-Rost (Pfizer AG)/hir
von Prostatakrebs wird unter anderem fettreicher Ernährung und Übergewicht zugeschrieben. Kürzlich liess sich feststellen, dass der sogenannte Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex (PDC) bei Prostatakrebs häufig verstärkt und überexprimiert wird. Der PDC kontrolliert das Wachstum des Tumors, indem er den Fettstoffwech-
vorherzusagen. Die Forschenden um Dr. med. Dr. phil. Daniela Stefanie Thommen, Prof. Dr. med. Viktor Kölzer und PD Dr. med. Kirsten Diana Mertz vom Universitätsspital Basel und Kantonsspital Baselland führten dazu molekulare und funktionelle Analysen bei verschiedenen T-Zell-Untergruppen in menschlichen
Die Arbeiten: 1. Jingjing Chen, Ilaria Guccini, Diletta Di Mitri, Andrea Alimon-
ti et al.: Compartmentalized activities of the pyruvate dehydrogenase complex sustain lipogenesis in prostate cancer. Nat Genet 2018 Feb; 50(2): 219–228. 2. Daniela S. Thommen, Viktor H. Koelzer, Kirsten D. Mertz et al.: A transcriptionally and functionally distinct PD-1+ CD8+ T cell pool with predictive potential in non- small cell lung cancer treated with PD-1 blockade. Nat Med 2018 Jul; 24(7): 994–1004.
sel in den Krebszellen reguliert.
Das Ziel dieser Grundlagenforschung von
Dr. med. Jingjing Chen und Prof. Dr.
med. Andrea Alimonti vom Institute of
Oncology Research, Bellinzona, und von
der Università della Svizzera italiana, Lu-
gano, und Mitforschenden war, die Funk-
tion des Gens PDHA1 (Pyruvat-Dehydro-
genase A1), einer Untereinheit von PDC,
bei Prostatakrebs zu verstehen. Wird die-
ser PDC gezielt angegangen, etwa durch
gezielte Hemmung, wird die Entwicklung
(bzw. das Fortschreiten) von Prostata-
krebs im Mausmodell und im humanen
Tumormodell wirksam gebremst. Die genetische und die pharmakologische Inaktivierung von PDHA1 führte in präklinischen Modellen zu einer Hemmung der
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2019: Von links nach rechts: Greta Guarda, Viktor Kölzer, Kirsten Diana Mertz, Maxime Baud, Joël FedererGsponer, Daniela Stefanie Thommen, Christian Ruiz, Cristina Quintavalle, Niklaus Labhardt, Oliver Alan Kannape, Paco Pino, Aline Fuchs, Panagiotis Antiochos, Josephine A. Muhairwe, Kristina Keitel, Tamara van Donge, Isaac K. Ringera, Alexander Attinger, Jingjing Chen, Sonia T. Chelbi, Wilson Castro (Nicht im Bild: Andrea Alimonti, Budhaditya Mukherjee, Bo Wang).
48 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 2/2019
© Stiftung Pfizer Forschungspreis