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EDITORIAL
Im Fokus: Multiples Myelom und maligne Lymphome
B eim Schwerpunktthema dieser Ausgabe der «Schweizer Zeitschrift für Onkologie» denken die meisten von uns an neue Medikamentenkombinationen oder zielgerichtete Therapien, welche heute zunehmend zum Einsatz kommen.
Radiotherapie – ein wesentlicher Pfeiler Oft wird dabei vergessen, dass die Strahlentherapie weiterhin eine wichtige Therapieoption ist. Der Übersichtsartikel zur Bestrahlung maligner Lymphome von Amir Rezazadeh und Christian Baues hebt die Veränderungen bei der Indikationsstellung, der Wahl des Strahlenfeldes und der Dosierung hervor. Während bei kurativer Zielsetzung die Auswirkung ei-
Die «richtige» Therapie für die individuelle Situation
nes Verzichts auf eine Bestrahlung oder eine Dosisreduktion in prospektiven Studien überprüft werden muss, kann in palliativen Situationen oft auch mit einer niedrigeren Strahlendosis die angestrebte Krankheitskontrolle erreicht werden.
Therapiekonzept bei «fitten» Patienten mit multiplem Myelom Grosse Fortschritte gibt es bei der Behandlung des multiplen Myeloms mit Verbesserung der Ansprechrate, des progressionsfreien Überlebens wie auch des Gesamtüberlebens. Im Beitrag von Panagiotis Samaras und Christoph Renner wird die Therapie beim jüngeren, «fitten» Patienten vorgestellt. Mehrere Phase-III-Studien konnten die optimale Zusammensetzung der Induktionstherapie, die Notwendigkeit einer Intensivierung mit Hochdosistherapie und den Stellenwert der Konsolidations- und Erhaltungstherapie präziser definieren. Eine weitere Verbesserung der Therapieergebnisse wird im Rahmen von Studien angestrebt durch den früheren Einsatz von neueren Substanzen, insbesondere monoklonalen Antikörpern, welche derzeit in der Schweiz erst zur Rezidivbehandlung kassenpflichtig sind.
Optionen für ältere Patienten mit Komorbiditäten In den meisten klinischen Studien sind ältere Patienten unterrepräsentiert. Patienten mit relevanten Komorbiditäten werden sogar von einer Studienteilnahme ausgeschlossen. Dies führt dazu, dass Resultate von vielen klinischen Studien nur mit Einschränkungen auf die Patienten im Praxisalltag übertragen werden können. Zwei Artikel in dieser Ausgabe widmen sich der Behandlung in dieser Patientengruppe: Donat Dürr und David Reding zeigen die Therapiemöglichkeiten bei älteren Patienten mit multiplem Myelom sowohl bei der Erstdiagnose als auch im Rezidiv. Der Fokus des Beitrags von Felicitas Hitz und Martin Fehr ist die Behandlung des Mantelzell-Lymphoms mit neuen zielgerichteten Substanzen beim älteren Patienten mit Komorbiditäten. Neben einer Literaturübersicht bieten beide Artikel auch Handlungsempfehlungen für den klinischen Alltag.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Dr. med. Michael Gregor Leitender Arzt Hämatologie Luzerner Kantonsspital
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 2/2019
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