Transkript
EDITORIAL
Im Fokus: Hautmalignome
D ie Haut ist das Organ, das am häufigsten von malignen Tumoren befallen ist. Hautkrebs ist häufiger als alle anderen Tumoren zusammen. Wir gehen davon aus, dass in der Schweiz mehr als 10% aller Kosten der Krebsmedizin allein für die sehr häufigen Hautkrebsformen Basalzellkarzinom und spinozelluläres Karzinom ausgegeben werden.
Nicht nur beim Dermatologen: der Blick auf die Haut Die Entwicklung neu verfügbarer Diagnose- und Therapieverfahren ist gewaltig und hat insbesondere operative Massnahmen zurückgedrängt – dies gilt vor allem fürs metastasierende Melanom. Durch die
Gewaltige Entwicklungen
vermehrten Untersuchungen sowie adjuvanten und neoadjuvanten Behandlungsoptionen wird sich dieser Trend in Zukunft fortsetzen. Im Beitrag von Dr. Anja Wysocki, Luzern, zum Thema «Häufige Hauttumoren» werden die Risikofaktoren und die Strategie zur Primär- und Sekundärprävention kritisch analysiert. Diese Präventionsaufgabe wird überwiegend von Dermatologen ausgeführt. Alle Ärzte in der Praxis sollten jedoch körperliche Untersuchungen ihrer Patienten nutzen, um einen Blick auf die Haut zu werfen und nach verdächtigen Hautläsionen zu suchen. Für praktisch alle Hauterkrankungen gilt: Je früher behandelt, desto besser.
Verschiedene Therapiestrategien Im Beitrag von Dr. Markus Notter, Bern, zur Hyperthermie in Kombination mit Radiotherapie werden Daten diskutiert, die in den allermeisten Fällen retrospektiv erhoben wurden. Bei diesen alten Studien sind die Endpunkte leider oft nicht klar definiert. Es ist erstaunlich, dass bei der Hyperthermie keine Nebenwirkungen auftreten. Für die Chemotherapie zusammen mit Hyperthermie gibt es heutzutage keine Indikationen mehr. Wir können schlussfolgern, dass die Kombination Hyperthermie und Radiotherapie für sehr wenige Indikationen indiziert ist, zum Beispiel für das lokal rezidivierte Mammakarzinom in vorbestrahlter Haut.
Wir haben heute Alternativen, die Dr. Valerio Del Prete, Zürich, für die Therapie des fortgeschrittenen Melanoms zusammenfasst. Neben den in der Arbeit erwähnten systemtherapeutischen Optionen gibt es ferner intraläsionale Optionen wie die Elektrochemotherapie oder die replizierende Herpes-VirusT-VEC-Therapie – Behandlungen, die onkolytisch wirken und bei schwierigen Lokalbefunden zur Anwendung kommen können.
Die Suche nach prädiktiven Biomarkern Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich entscheidend verbessert. Dennoch sind wir uns bewusst, dass noch nicht verstanden wurde, wie wir die genannten Optionen sinnvoll kombinieren können. Die Suche nach Biomarkern ist hier besonders aktuell. Dazu gibt es gerade ein neues Projekt an der Universitätshautklinik in Zürich in Zusammenarbeit mit dem Universitätsspital Basel und der ETH, welches zunächst beim Melanom (Zürich) und bei gynäkologischen Tumoren (Basel) Gewebeproben von Patienten vor der Therapie intensiv auf mehreren Ebenen auch funktionell untersucht. Wir hoffen, Biomarker zu finden, die es uns erlauben, Therapieentscheidungen rational zu treffen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Ihr Prof. Reinhard Dummer Klinikdirektor i.V. Dermatologische Klinik Universitätsspital Zürich
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 1/2019
1