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EDITORIAL
Im Fokus: Malignome im Kindesalter
K inder entwickeln Krebserkrankungen, die sich wesentlich von denjenigen der Erwachsenen unterscheiden. Karzinome sind bei Kindern eine Rarität – sie erkranken an Leukämien, Hirntumoren und embryonalen Neoplasien wie Neuroblastom oder Nephroblastom. Von den jährlich etwa 250 neu erkrankten Kindern (0–15 Jahre) mit Krebs überleben heute rund 80% ihre Krankheit.
Neues in der Leukämiebehandlung Bei der akuten lymphatischen Leukämie, der häufigsten Neoplasie bei Kindern, hat sich die Heilungschance in den letzten drei Jahrzehnten kontinuierlich weiter verbessert, obschon mehr oder weniger dieselben Medikamente in dieser Zeitspanne angewendet wurden. Die höhere Erfolgsquote ist auf eine bessere Nutzung der Medikamente zurückzuführen, ohne die
Rund 80 Prozent überleben
Nebenwirkungen zu erhöhen. Zudem hat sich die Diagnostik immens verbessert und verfeinert, sodass jede Leukämie sehr differenziert und zunehmend personalisiert angegangen werden kann. Wir stehen heute an einer Schwelle neuer moderner Therapiemöglichkeiten. Die Immuntherapie wird vermutlich die Prognose weiter verbessern und vielleicht auch die langfristige Leukämiebehandlung neu schreiben. Erste unerwartete Erfolge wurden in den vergangenen Monaten wiederholt in der Presse erwähnt.
Neuro- und Nephroblastome Das Neuroblastom ist die häufigste extrakranielle solide Neoplasie bei Kindern. Der Tumor zeigt ein breites Spektrum unterschiedlichen Verhaltens, welches von spontaner Regression sogar bei Patienten mit Metastasen (St. 4S) bis hin zu sehr ungünstiger Prognose trotz intensivster Therapie reicht. Das Nephroblastom, der häufigste bösartige Nierentumor bei Kindern, wurde vor über 100 Jahren von Max Wilms beschrieben, dessen Name schliesslich mit dieser Geschwulst gleichgesetzt wurde.
Protonentherapie Ziel jeder Strahlentherapie ist die optimale Tumorkontrolle bei möglichst geringen langfristigen Nebenwirkungen. Klar gezeigt wurde, dass Protonenstrahlung – bei gleicher Effizienz auf das Tumorareal wie konventionelle Photonenstrahlung – das gesunde Gewebe besser schonen kann. Entsprechende Vorteile in der Lebensqualität konnten gezeigt werden. Gerade für Kinder hat deshalb die Strahlentherapie mit Protonen einen besonderen Stellenwert. In der Schweiz sind wir in der glücklichen Lage, von dieser Therapiemodalität Gebrauch machen zu können.
Die psychoonkologische Betreuung Diese ist ein fester Bestandteil im Betreuungskonzept krebskranker Kinder. Da das Angebot meist leider nicht vollumfänglich über reguläre finanzielle Mittel sichergestellt werden kann, sind häufig Drittmittel notwendig.
Ich wünsche eine anregende Lektüre.
Prof. Felix Niggli Abteilungsleiter Onkologie Universitäts-Kinderspital Zürich
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 5/2017
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