Schweizer Zeitschrift für Onkologie 03/2016
Impressum
SAKK-aktuell
Die SAKK präsentiert ihre Forschungsstrategie
An der Generalversammlung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) am 29. Juni 2016 wurde die vom Vorstand ausgearbeitete Forschungsstrategie den anwesenden Mitgliedern präsentiert. Darin definiert die SAKK die Rahmenbedingungen und Schwerpunkte ihrer Forschung und sichert damit den hohen Qualitätsstandard ihrer Arbeit.
Adjuvante Aromatasehemmergabe über 10 Jahre senkt das Rezidivrisiko um ein weiteres Drittel
Brustkrebs in der Postmenopause
In der adjuvanten Therapie bei Östrogen-Rezeptor-(ER-)positivem Brustkrebs postmenopausaler Frauen erweist sich die Ausweitung der Behandlungsdauer von 5 auf 10 Jahre als empfehlenswert. Die grosse Doppelblindstudie MA.17R mit Letrozol zeigte jetzt, dass unter dieser Strategie die Rezidiventwicklung um ein weiteres Drittel verringert wird. Eine weitere Studie mit über 46 000 Patientinnen ergab, dass unter dieser Behandlung die Lebensqualität nicht verschlechtert wird. Besonders Hochrisikopatientinnen profitieren.
Deutlicher Überlebensvorteil unter zwei neuen Therapieoptionen bestätigt
Nierenzellkarzinom
Für Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom gibt es gute Neuigkeiten: Zwei neue Therapieoptionen bringen einen markanten Fortschritt in der Verlängerung des Überlebens nach Versagen der antiangiogenen Therapie. Langzeitergebnisse von Phase-I/II-Studien zeigen für Nivolumab einen lang anhaltenden Überlebensvorteil für Patienten aller Ansprechgruppen. Die Verlängerung des progressionsfreien Überlebens unter Cabozantinib überträgt sich auf das Gesamtüberleben, insbesondere bei Patienten mit schlechter Prognose durch Knochenmetastasen.
Die Story der Immuntherapie wird weitergeschrieben
Malignes Melanom
Die Erfolgsstory der immunonkologischen Therapien begann beim malignen Melanom, als vor wenigen Jahren mit dem CTLA4-Inhibitor Ipilimumab und den PD1-Inhibitoren Nivolumab und Pembrolizumab Medizingeschichte geschrieben wurde. Beim diesjährigen ASCO wurden Langzeitergebnisse der ersten immunonkologischen Studien gezeigt, und mit dem PD-L1-Inhibitor Avelumab konnten auch beim Merkelzellkarzinom vielversprechende Ergebnisse erreicht werden. Darüber hinaus bleiben die zielgerichteten Therapien gleichwertige, wertvolle Therapieoptionen.

Chemotherapeutische Strategien werden optimiert
Kastrationsresistentes, metastasiertes Prostatakarzinom (CRPC)
Nachdem die Hinauszögerung der Chemotherapie eines der Ziele der neuen, gegen den Androgenrezeptor-(AR-) gerichteten Therapien gewesen ist, erleben die Taxane für den frühen Einsatz wieder eine Renaissance. Die Dosierungen und Sequenzen von Docetaxel und Cabazitaxel stehen derzeit unter Evaluation. Beim ASCO-Kongress 2016 wurden einige Fragen zur optimierten Anwendung der Chemotherapien beantwortet.
Immunonkologische Strategien und zielgerichtete TKI-Therapie stetig im Vormarsch
Fortgeschrittenes Bronchialkarzinom – SCLC und NSCLC
Das Bronchialkarzinom gehört zu den Vorreitern der individualisierten Therapie aufgrund von histologischen und molekularbiologischen Erkenntnissen. Auch bei «kleinen» Entitäten mit seltenen Mutationen werden jetzt zielgerichtete Therapien geprüft, wie beispielsweise bei der RET-Fusion. Zudem werden zielgerichtete Therapien weiterhin optimiert und immunonkologische Strategien in die Behandlung integriert.

Die Lokalisation des Primärtumors wird zum Faktor beim Therapieentscheid
Kolorektalkarzinom
Seit Längerem ist bekannt, dass die Lokalisation des Primärtumors beim metastasierten Kolorektalkarzinom einen prognostischen Unterschied macht. Mehrere Studien gingen der Primariuslokalisation in Bezug auf prognostische wie auch prädiktive Effekte nach und fanden Aufschlussreiches für die Therapiewahl. Neben den bewährten Anti-EGFR- und Anti-VEGFR-Therapien finden nun auch Immuntherapien Einzug in die Behandlungspalette des Kolorektalkarzinoms.
Langzeittherapie mit Denosumab ist effektiv und verträglich
Riesenzelltumoren des Knochens
Bei Riesenzelltumoren des Knochens, bei denen eine chirurgische Resektion nicht infrage kommt, hat die Langzeitbehandlung mit Denosumab im monatlichen 120-mgSchema (XGEVA®) anhaltende Wirksamkeit bei akzeptiertem Nebenwirkungsprofil gezeigt. Das ergaben die finalen Resultate einer Studie über 8 Jahre in 2 Referenzzentren.
Risikoadaptierte Behandlung und neue Optionen
Hodgkin-Lymphome
Die PET-gesteuerte, risikoadaptierte Therapie des Hodgkin-Lymphoms im Frühstadium war ein wichtiges Thema am diesjährigen EHA-Jahreskongress. Daneben waren Möglichkeiten zur weiteren Verbesserung des Therapieerfolgs, insbesondere im Hinblick auf Spättoxizitäten, und neue Optionen, wie der Checkpoint-Inhibitor Nivolumab, ein Thema.
Vielversprechende Dreierkombinationen mit neuem monoklonalem Antikörper
Multiples Myelom
Für Patienten mit rezidiviertem/refraktärem multiplem Myelom waren die Resultate von 2 grossen Phase-III-Studien mit dem monoklonalen Anti-CD38-Antikörper Daratumumab im Rahmen von Kombinationstherapien von besonderem Interesse. Die Integration einer autologen Stammzelltransplantation (ASCT) unter Carfilzomib-Kombination sowie eine Metaanalyse zum Effekt einer Lenalidomid-Erhaltungstherapie gehörten zu weiteren Highlights.

Neue Substanzen im Rampenlicht
Chronische lymphatische Leukämie (CLL)
Wichtige Studienresultate zur Therapie der CLL mit dem Bruton-Tyrosinkinase-(BTK-) Hemmer Ibrutinib und dem Anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab wurden auf einer Kurzpräsentation für die Fachmedien als Highlights vorgestellt. In die weitere Diskussion zur Bedeutung für die klinische Praxis flossen erste Resultate mit dem BTK-Hemmer der neuen Generation, Acalabrutinib, sowie dem BCL-2-Hemmer Venetoclax ein.
Immuntherapie und Antikörper-Wirkstoffkonjugate als neue Hoffnungsträger
Akute Leukämien/ALL, AML
News zur Therapie der rezidivierten/refraktären ALL: Mit dem neuen Antikörperkonstrukt Blinatumomab konnte ein median fast verdoppeltes Überleben erreicht werden gegenüber der Standardchemotherapie. Spannendes in der Grundlagenforschung und in frühen klinischen Studien auch bei AML: Antikörper-Wirkstoffkonjugate und «Killer-Antikörper» sind vielversprechend.
RUBRIKEN
ASCO 2016 – 52nd Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology, Chicago
- Adjuvante Aromatasehemmergabe über 10 Jahre senkt das Rezidivrisiko um ein weiteres Drittel
- Deutlicher Überlebensvorteil unter zwei neuen Therapieoptionen bestätigt
- Die Story der Immuntherapie wird weitergeschrieben
- Chemotherapeutische Strategien werden optimiert
- Immunonkologische Strategien und zielgerichtete TKI-Therapie stetig im Vormarsch
- Die Lokalisation des Primärtumors wird zum Faktor beim Therapieentscheid
- Langzeittherapie mit Denosumab ist effektiv und verträglich
- Risikoadaptierte Behandlung und neue Optionen
- Vielversprechende Dreierkombinationen mit neuem monoklonalem Antikörper
- Neue Substanzen im Rampenlicht
- Immuntherapie und Antikörper-Wirkstoffkonjugate als neue Hoffnungsträger