Transkript
EDITORIAL
Im Fokus: Hereditäre Malignome
D ie aktuelle Ausgabe der SZO widmet sich einem sehr komplexen und fachübergreifenden Thema – dem der hereditären Krebserkrankungen. Die Erkenntnisse zu diesen Erkrankungen, die möglichen Analysen wie auch deren zeitnahe Bearbeitung haben sich vor allem auf molekulargenetischer Ebene in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Nicht zuletzt wegen des «AngelinaJolie-Effekts» – des öffentlichen Auftritts betroffener Prominenter – kam es in wenigen Jahren zu einer Sensibilisierung von Medizinern wie auch von Laien.
Zusammenrücken der Fachdisziplinen Dadurch rücken die Fachdisziplinen näher zusammen: Präventionsstrategien und angepasste Tumorbehandlungen erfordern die intensivierte Zusam-
«Angelina-Jolie-Effekt»:
Fachübergreifendes Monitoring angesagt
menarbeit von Genetikern und onkologisch tätigen Ärzten – als Beispiel sei das Lynch-Syndrom genannt. Die Möglichkeiten der Prävention und optimalen personalisierten Therapie hereditärer Krebserkrankungen sind sehr komplex: Für den Kliniker sind praktische und übersichtliche Entscheidungshilfen zur Selektion von Patienten zu einer genetischen Beratung essenziell geworden.
Beratung gleich nach Diagnosestellung Während noch vor wenigen Jahren die genetische Beratung oftmals im Anschluss an eine Behandlung durchgeführt wurde – sofern überhaupt daran gedacht wurde! – hat diese heute oftmals schon bei Diagnosestellung einen Einfluss auf das therapeutische Vorgehen. Die Nachfrage nach zeitnaher genetischer Beratung ist angestiegen; interdisziplinäre Netzwerke und Zusatzqualifikationen für Beratung durch Vertreter der klinischen Fachdisziplinen versuchen der jeweiligen Konstellation gerecht zu werden.
Ethische und psychosoziale Fragestellungen Allerdings konfrontiert uns das «Genetic Counselling and Testing» auch mit oftmals ungelösten ethischen und psychosozialen Herausforderungen und Fragestellungen, die sehr ernst zu nehmen sind. Ausgewiesene Experten, die sich beruflich praktisch täglich und sehr intensiv mit hereditären Krebserkrankungen auseinandersetzen, beschreiben in diesem Heft die wesentlichen Themen bei hereditären Malignomen. Dies betrifft familiäre Mamma- und Ovarialkarzinome sowie hereditäre Darmtumore, die Risiken für weitere Malignome, Prävalenz und Optionen der Früherkennung und Therapie. Beiträge zur Beratung bei Risikokonstellation und zur ethischen Fragestellung runden die Thematik ab. Neu aufgenommen wurde eine Serie mit Zusammenfassung der exzellenten Vorträge der jährlichen Symposien des Tumorzentrums am Luzerner Kantonsspital zu Brustkrebs und gynäkologischen Tumoren, beginnend mit dem im November 2015 durchgeführten 1. Luzerner Brustkrebs-Symposium.
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei dieser spannenden Lektüre.
Prof. Dr. med. Andreas Günthert Chefarzt Neue Frauenklinik Luzern Ko-Herausgeber
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 1/2016
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