Transkript
Editorial
C hicago, Ende Mai bis 2. Juni 2015: Die ASCO bewirbt ihre diesjährige Jahrestagung mit dem Slogan «Illumination & Innovation – transforming data into learning». Sie empfängt an 5 Kongresstagen rund 30 000 Kongressteilnehmer, ganz überwiegend aus den (hoch-)entwickelten Staaten der Erde, wen wundert’s. Rund 6000 Abstracts, «ASCO Daily News» als dickes Morning Paper, Video Sessions, Shuttles im Halbstundentakt zum stadtgrossen Kongresszentrum am McCormick Place und rund 20 Hotels downtown: Chicago begrüsst anfangs Juni alljährlich hochqualifizierte Experten der Onkologie mit eigenen Fahnen auf seiner Magnificient Mile; und die grossen Hotels freuen sich auch.
Kongressimpressionen aus Sicht der Journalistin
Wehe dem, der’s nicht befolgt In der Aula des Pressezentrums sitzen täglich rund 100 Journalisten aus aller Welt, die ein aufwendiges Akkreditierungsverfahren mit früher Deadline für Anmeldungen durchlaufen mussten. Dafür bekommen sie jede Menge Pressematerial, erhalten Zugang zu Medienkonferenzen und zu allen Sessions – freundlicherweise gibt’s auch etwas zu essen am Buffet (bei der ESMO gibt’s übrigens nicht mal einen Kaffee und neuerdings auch keinen Eintritt zur Industrieausstellung, was das auch immer bedeuten soll). Allerdings gibt’s strenge Embargos mit Geldbussen bei vorzeitiger Publikation von Medieninhalten. Der Wettbewerbsdruck der Pharmakonzerne scheint ungeheuer gross – gerade auch weil die Kurse internationaler Börsen reagieren, sobald die Überlebenskurven der hier erstmals präsentierten Medikamentenstudien steil nach oben zeigen (oder auch nicht). Strenge Richtlinien legen jeweils die nationalen Arzneimittelbehörden fest, allen voran die europäischen, welche jede kostenpflichtige Werbung streng untersagen, bis das Medikament (oder die neue Kombination) von der Behörde im eigenen Land (endlich) zugelassen ist.
ren soliden Tumoren, im Fokus. Das wurde von der ASCO in Late Breaking Abstracts (LBA), Plenarsitzungen und Medienpräsentationen deutlich gemacht. Was in den USA und Kanada längst zugelassen ist (Immuntherapien, neue Antikörper) und sogar auf Plakaten für das Laienpublikum auffällig beworben wird, bleibt in der Schweiz noch länger unter Verschluss der Swissmedic; die Firmen vertrösten auf 2016, wenn noch mehr Daten vorliegen. Die Industrie und manche Kongressorganisation sprechen indes schon von «Immuno-Oncology» ...
EHA und ESMO-WCGIC mit Jahreskongressen Eine beziehungsweise vier Wochen nach dem ASCOMammutjahreskongress setzen die europäischen Hämatologen der EHA und Experten für Gastrointestinalmalignome ebenfalls wichtige Massstäbe, aber in kleinerem Rahmen. Die EHA, in diesem Jahr in Wien, registrierte rund 10 000 Teilnehmer; zum Weltkongress der ESMO zu GI-Malignomen, alljählich im sommerlichen Barcelona, fanden sich rund 3000 Teilnehmer ein. Hier wurde vor allem das weiter diskutiert und vertieft, was am ASCO-Kongress aufgedeckt worden war – jetzt im europäischen Rahmen.
In dieser Ausgabe sind einige Highlights dieser Kongresse, thematisiert nach Tumorentitäten, von meinen Kolleginnen und Kollegen und mir zusammengefasst (ein weiterer Teil folgt in Ausgabe SZO 4.15). Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
Immuntherapie und mehr Ganz klar: In diesem Jahr stand die Immuntherapie mit
Nivolumab und Pembrolizumab, dies gleich bei mehre-
Herzlich, Bärbel Hirrle
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 3 – KONGRESSAUSGABE SEPTEMBER 2015
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