Transkript
Neue Therapien
Antiemese in der gynäkologischen Onkologie
«Dreifachkombination hilft – wenn sie umgesetzt wird»
Nausea und Emesis sind für Krebspatienten nach wie vor ein Hauptproblem der Therapie. Befragungen der behandelnden Ärzte haben gezeigt, dass die bereits 2011 publizierten ASCO-Leitlinien zur Antiemesis in der Praxis noch zu wenig umgesetzt werden. Das liegt auch daran, dass die Problematik seitens des medizinischen Personals unterschätzt wird.
«Das Problem ist, dass wir das, was wir tun könnten, zum Teil nicht tun», bemängelte Dr. med. Jörg Schilling, Berlin, auf einem Fachpresse-Workshop in München. Im Berufsverband «Niedergelassener Gynäkologischer Onkologen» in Deutschland ist Schilling für das Dokumentationssystem verantwortlich. In einer aktuellen Befragung der Mitglieder dieses Verbandes, der sich für eine qualitätsgesicherte ambulante Betreuung gynäkologischer Tumorpatientinnen einsetzt, wurden erhebliche Lücken in der praktischen Umsetzung deutlich (1). Obwohl 81% der Teilnehmer angaben, dass ihnen die ASCO-Leitlinie bekannt sei und sie die von vielen Fachgesellschaften empfohlene Dreifachkombination L 5-HT3-Rezeptor-Antagonist (5-HT3-
RA) L NK1-Rezeptor-Antagonist (NK1-RA)
und L Dexamethason grundsätzlich einsetzt, wurde diese Kombination nur bei 33% der Patientinnen unter anthrazyklinhaltiger Chemotherapie auch wirklich angewandt. Damit stünde man in Deutschland im internationalen Vergleich sogar noch gut da, betonte Schilling, denn die auf internationalen Kongressen zur Umsetzung dieser Empfehlungen präsentierten Daten zeigten zum Grossteil noch niedrigere Umsetzungsraten.
genommen, so Schilling. Die Kombination Anthrazyklin plus Cyclophosphamid (AC) wurde dabei als hoch emetogen eingestuft. Zur Prophylaxe bei AC-haltiger Therapie wird in der Leitlinie die Dreifachkombination aus einem 5-HT3RA, einem NK1-RA und Dexamethason empfohlen. Als der zu bevorzugende 5-HT3-RA wird von der ASCO bei moderat emetogener Chemotherapie die Substanz Palonosetron genannt. Gründe für diese Empfehlung sind die in Studien gezeigte Überlegenheit von Palonosetron (Aloxi®) gegenüber 5-HT3-RA der ersten Generation in der Monotherapie sowie die nachgewiesene Wirksamkeit in der verzögerten Phase. Zudem ist diese Dreifachkombination bei AC-haltiger Chemotherapie sowohl effektiv als auch verträglich; dabei kann die einmalige Gabe der Dreifachkombination am Tag 1 vor der Chemotherapie möglicherweise einen Zeitraum von 5 Tagen «antiemetisch abdecken» (3). Die hohe Effektivität der Palonosetronbasierten Dreierkombination bezüglich der verzögerten Übelkeit wurde in einer Patientendokumentation des deutschen Berufsverbandes bestätigt. Demnach gaben nach der Einmalgabe der Dreierkombination 88,8% der Brustkrebspatientinnen unter AC-haltiger Chemotherapie keinerlei Übelkeit in der verzögerten Phase an (4).
pitant (300 mg) und der 5-HT3-RA Palonosetron (0,5 mg) mit nur einer Kapsel
oral eingenommen werden können. In
einer Phase-III-Zulassungsstudie wurde
nach der Einmalgabe der NEPA-Kapsel
sowie zusätzlich Dexamethason am ers-
ten Tag der AC-haltigen Chemotherapie
sowohl in der akuten als auch in der ver-
zögerten Phase eine hohe Effektivität er-
zielt. Die Nebenwirkungen waren unter
NEPA plus Dexamethason nicht häufiger
als unter Palonosetron plus Dexametha-
son (z.B. Kopfschmerzen 3,3%, Obstipa-
tion 2,1%) (5).
L
Adela Žatecky
Quelle: «Antiemese in der gynäkologischen Onkologie – Erfahrungen aus der Praxis» im Rahmen des 28. Münchener FachpresseWorkshops «Update vom SABCS und zur Supportivtherapie», München 2014.
Sponsoren des Workshops: Celgene, Riemser Pharma – Niederlassungen Deutschland. Der Referent Dr. Jörg Schilling hat keine «Disclosures» angegeben.
Referenzen: 1. Schilling J et al.: Bekanntheit und Umsetzung von antiemetischen Leitlinien in der gynäko-onkologischen Praxis: eine Analyse von 250 Patientinnen unter (neo)adjuvanter AC-haltiger Chemotherapie. Onkologie 2013; 36(suppl3): 1–15 (Abstract 18). 2. Basch E et al.: Antiemetics: American Society of Clinical Oncology Clinical Practice Guideline Update. J Clin Oncol 2011; Nov 1 29 (31): 4189–98. 3. Grunberg SM et al.: Effectiveness of a single-day three-drug regimen of dexamethasone, palonosetron, and aprepitant for the prevention of acute and delayed nausea and vomiting caused by moderately emetogenic chemotherapy. Support Care Cancer 2009; 17(5): 589–94. 4. Schilling J et al.: Effektivität einer Zweier- oder Dreierkombination mit Palonosetron bei Mammakarzinompatientinnen mit adjuvanter AC-haltiger Chemotherapie – «real-life»-Erfahrungen aus gynäko-onkologischen Praxen. Onkologie 2013; 36(suppl 3): 1–15 (Abstract 19). 5. Aapro M et al.: A randomized phase III study evaluating the efficacy and safety of NEPA, a fixed-dose combination of netupitant and palonosetron, for prevention of chemotherapyinduced nausea and vomiting following moderately emetogenic chemotherapy. Annals of Oncology 2014; 25(7): 1328–33.
Dreifachkombination empfohlen bei hoch emetogener Krebstherapie
Als eine wesentliche Neuerung wurde in der ASCO-Leitlinie (2) eine Klassifikation der verschiedenen Krebstherapien bezüglich ihres emetogenen Potenzials vor-
Neue Kombinationskapsel erleichtert Antiemesetherapie
Diese Form der Antiemese soll in Zukunft noch einfacher werden durch die Gabe eines neuen oralen Kombinationspräparats (NEPA), bei dem der NK1-RA Netu-
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