Transkript
50th Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO), Chicago, 30. Mai bis 3. Juni 2014
Rezidiviertes multiples Myelom/Panobinostat
Innovative Substanz bewirkt verlängertes PFS
Eine innovative Therapie mit dem investigativen Deacetylase-Hemmer Panobinostat, kombiniert mit Bortezomib/Dexamethason, konnte bei rezidiviertem respektive rezidiviertem/refraktärem multiplem Myelom ein signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben erreichen. Das ergab eine randomisierte, doppelblinde Phase-IIIStudie, welche in einer «Oral Abstract Session» vorgestellt wurde.
Panobinostat ist ein oraler, selektiver Hemmer der Histon- und NichthistonDeacetylase-Enzyme der Klassen 1, 2 und 4 (HDAC/DAC) und führt in vitro sowie in in vivo via multiple Signalwege zur Apoptose maligner Zellen. Die Substanz zeigte bereits in frühen klinischen Studien synergistische Wirkung in der Kombination mit Bortezomib und Dexamethason bei multiplem Myelom (MM) und bewirkte bei rezidiviertem/refraktärem MM ein dauerhaftes Ansprechen.
Randomisierte, doppelblinde Vergleichsstudie mit 768 Patienten
Für die PANORAMA-1-Studie wurden Patienten rekrutiert, welche nach 1 bis 3 vorgängigen Behandlungsregimen ein Rezidiv oder auch eine rezidivierte/refraktäre Krankheit erlitten hatten (ausgeschlossen waren Bortezomib-MM und primär refraktäres MM). Die Patienten erhielten entweder: L orales Panobinostat (20 mg) oder L Plazebo – jeweils dreimal wöchent-
lich – plus in jedem Studienarm: L i.v. Bortezomib (1,3 mg/m2; Tage 1, 4,
8, 11)
L während der Wochen 1 bis 2 mit oralem Dexamethason (20 mg) in der Bortezomib-Therapiephase I.
Insgesamt wurden bis zu acht 3-WochenZyklen verabreicht. Patienten, die einen Benefit im ersten Behandlungszykus zeigten, konnten die Therapiephase II mit der gleichen Panobinostat-Dosis und einer verminderten Bortezomib/Dexamethason-Gabe durchlaufen. Der primäre Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS); die Ansprechraten wurden mit modifizierten EBMT-Kriterien ermittelt. Andere Endpunkte waren das Gesamtüberleben (OS), die Gesamtansprechrate (ORR), die fast komplette und die komplette Ansprechrate (nCR/CR), die Ansprechdauer (DOR) und die Sicherheit. PFS und ORR wurden von einem unabhängigen Reviewkomitee bestätigt.
Signifikant verlängertes PFS bei stark vorbehandelten Patienten
Gesamthaft wurden 768 Patienten randomisiert (387 mit Panobinostat/Bortezomib/Dexamethason, 381 mit Plazebo/ Bortezomib/Dexamethason). Das Durchschnittsalter betrug 63 Jahre (42% ≥ 65 J.).
48% hatten ≥ 2 Vortherapien, welche
Bortezomid (43%), Thalidomid (51%),
Lenalidomid (20%) und Bortezomid plus
Immunmodulatoren (IMiD) (25%) ein-
schlossen.
L Das PFS betrug im Studienarm 12
Monate gegenüber 8,1 Monate in
der Kontrollgruppe (p < 0,0001; HR: 0,63; 95%-KI: 0,52, 0,76). L Die ORR betrug 61 versus 55%. L Die nCR/CR betrug 28 versus 16% mit einer DOR von 13,1 versus 10,9 Mo- naten. Die Daten für das Gesamtüberleben wa- ren zum Publikationszeitpunkt noch nicht reif. Im Studienarm führten Nebenwirkungen bei 36% der Patienten zum Therapieab- bruch, im Kontrollarm war das bei 20% der Fall. Zu den häufigen Grad-3- und -4- Nebenwirkungen gehörten Thrombozy- topenie (67 vs. 31%), Neutropenie (35 vs. 11%) und Diarrhö (26 vs. 8%); diese waren aber mit Dosisreduktion und/oder Sup- portivtherapien beherrschbar. Todesfäl- le unter der Therapie ereigneten sich bei 8% respektive bei 5% in den beiden Kol- lektiven. Die Studienleiter schlossen, dass mit Panobinostat eine vielversprechende Substanz vorliegt, die bei stark vorbe- handelten MM-Patienten das Überleben signifikant zu verlängern vermag. I hir Quelle: Richardson PG et al.: Panorama 1: A randomized, doubleblind, phase 3 study of panobinostat or placebo plus bortezomib and dexamethasone in relapsed or relapsed and refractory multiple myeloma. 2014 ASCO Annual Meeting; oral abstract session Abstract 8510. 22 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE KONGRESSAUSGABE SEPTEMBER 2014