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Kongressbericht
37. Jahreskongress der European Society of Medical Oncology (ESMO), Wien, 28. 9. bis 2. 10. 2012
Skeletal Care Academy
Management der krebsassoziierten Knochenerkrankungen im Fokus
Mit den immer besseren Überlebensraten bei Krebserkrankungen gewinnt neben der unmittelbar tumorassoziierten Therapie zunehmend auch die Verbesserung der Lebensqualität an Bedeutung. Dem optimalen Management krebsassoziierter Knochenerkrankungen hat sich die Skeletal Care Academy verschrieben. Ziele und Möglichkeiten diskutierten Experten an einem Satellitensymposium im Rahmen des ESMO-Jahreskongresses in Wien.
Prävention der SRE und Erhalt der Lebensqualität seien wichtige Anliegen der Krebstherapie, und erst wenn die Empfehlungen der Guidelines konsistent Eingang in die klinische Praxis gefunden hätten, sei die Mission der Skeletal Care Academy erfüllt, so Diel abschliessend. ▲
Christine Mücke
Das Anliegen der Akademie (vgl. Kasten) ist es, die immer noch grosse Lücke zwischen der besten evidenzbasierten Therapie und dem derzeitigen Vorgehen in der Praxis zu schliessen. Denn obwohl die Wirksamkeit knochenprotektiver Therapien belegt werden konnte, erhalten eine beträchtliche Zahl von Patienten, die davon profitieren könnten, keine solche Therapie, betonte Prof. Bertrand Tombal, Belgien. Studien aus den USA und den Niederlanden lassen vermuten, dass 30 bis 40% dieser Patienten nicht adäquat behandelt werden (1, 2). Nicht nur etliche Therapien, insbesondere hormonelle, erhöhen das «Bone Remodeling» und so das Risiko für die Entwicklung einer Osteoporose und Frakturen. Auch die bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen häufigen Knochenmetastasen sowie die damit einhergehenden skelettbezogenen Komplikationen wirken sich schwerwiegend auf Lebensqualität, Morbidität sowie Mortalität der Betroffenen aus; überdies sind sie verbunden mit zusätzlichen Kosten. Bleiben Patienten mit metastasierten Krebserkrankungen ohne knochenprotektive Therapie, entwickelt fast die Hälfte davon skelettbezogene Komplikationen (SRE: Frakturen, Bestrahlung und Chirurgie am Knochen sowie Spinalgangkompression). Die durchschnittliche Anzahl der SRE pro Patient und Jahr reicht von 1,47 bei Patienten mit Prostatakarzinom bis zu 3,70 bei Patienten mit Brustkrebs, so der Experte (3–5).
Behandlung bereits bei Diagnose von Knochenmetastasen einleiten
Die Bedeutung eines multimodalen Vorgehens bei der Therapie krebsassoziierter Knochenerkrankungen unterstreicht Prof. Ingo Diel, Mannheim, und definiert die Ziele wie folgt: ▲ Reduktion tumor- und therapieasso-
ziierter Komplikationen ▲ lang anhaltender Erhalt der körperli-
chen und geistigen Fitness ▲ Schmerzkontrolle und Verbesserung
der Lebensqualität ▲ verlängertes Überleben ▲ Auswahl der besten supportiven Be-
handlung. Zur Behandlung kommen eine Reihe von Massnahmen infrage, für die es jeweils den richtigen Zeitpunkt zu finden gilt. Eine wichtige Rolle spielen dabei auch knochenprotektive Therapien. Ihren Einsatz bei verschiedenen Krebserkrankungen unterstützen evidenzbasierte Empfehlungen von ASCO, NCCN, ESMO und EAU. Diese raten, unmittelbar beim Vorliegen von Knochenmetastasen mit einer solchen Therapie zu beginnen – unter regelmässigem Follow-up und Monitoring. Neben den bereits lange verwendeten Bisphophonaten steht seit 2011 der humane monoklonale Antikörper Denosumab zur Verfügung. Im Vergleich zu Zoledronat konnte darunter das Risiko für ein erstes SRE gesenkt respektive die Zeit bis zum Auftreten verlängert werden (6, 7).
Quelle: «Achieving Excellence in the Management of Cancer Related Bone Disease: the Skeletal Care Academy Charter for Patient Care». Satellitensymposium mit Unterstützung von Amgen während des 37. ESMOKongresses, Wien, 28.9.2012.
Referenzen: 1. Schuster MA, et al. Milbank Q. 1998; 76: 517–563. 2. Grol R, et al. Med. Care 2001; 39: 8sII 46–54. 3. Lipton A, et al. Cancer 2000; 88: 1082–90. 4. Saad F, et al. J Natl Cancer Inst 2004; 96: 879–82. 5. Rosen LS, et al. Cancer 2004; 100: 2613–21. 6. Stopeck AT, et al. J Clin Oncol 2010; 28: 5132–9. 7. Fizazi K, et al. Lancet 2011; 377: 813–22.
Was ist die Skeletal Care Academy?
Der Skeletal Care Academy (SCA) geht es um die Förderung des Wissens über Knochenerkrankungen, um sicherzustellen, dass Patienten mit krebsassoziierten Knochenerkrankungen die bestmögliche Versorgung auf allen medizinischen Ebenen zukommt. Ein unabhängiger internationaler Beirat aus Onkologen, Urologen, Gynäkologen, Pflegepersonal und Patientensprechern bestimmt inhaltliches Angebot und Ausrichtung. Neben Weiterbildungsangeboten werden weiterführende Informationsquellen für Ärzte, Pflegepersonal, andere Angehörige der Heilberufe und Patienten zur Verfügung gestellt. Die Sceletal Care Academy wird durch einen «unrestricted educational grant» der Firma Amgen unterstützt. Mehr Informationen online unter www.skeletalcareacademy.com
Die Journalistin erhielt einen Reisekostenzuschuss vom Amgen Switzerland.
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 1/2013
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