Transkript
EDITORIAL
Im Fokus: Maligne Hauttumoren
V orbeugung von malignen Hauttumoren – damit meinen wir, primärpräventiv, die Information der Bevölkerung über Risiken sowie, sekundärpräventiv, Screeningprogramme. Hinzu kommen, tertiärpräventiv, optimierte Therapiestrategien zur Mortalitätsreduktion. Während beim malignen Melanom eine verbesserte Sensibilisierung der Bevölkerung zu bemerken ist, fristen die epithelialen Hauttumoren immer noch ein Schattendasein, da sie per se nicht als lebensbedrohlich eingestuft werden. Dabei handelt es sich um die häufigste bösartige Erkrankung überhaupt!
Rund 10 000 Neuerkrankungen jährlich Epitheliale Hauttumoren, das sind hauptsächlich Basaliome und Plattenepithelkarzinome, nehmen gerade
Epitheliale Hauttumoren ins Bewusstsein bringen!
in der Schweiz weiter signifikant zu: Wir sehen derzeit jährlich rund 10 000 dieser malignen Hauttumoren, davon zwei Drittel Basaliome – Tendenz deutlich steigend. Hinzu kommen rund 1700 maligne Melanome jährlich in der Schweiz. Vielfältige Gründe unseres modernen Lebens sind ausschlaggebend, hier zählen vor allem: ▲ die heute bedeutend höhere Lebenserwartung,
die mit einer stärkeren kumulativen UV-Dosis einhergeht; ▲ die vermehrte UV-Exposition bei modernen Freizeitaktivitäten («Outdoor»), besonders dem zunehmenden Hochgebirgstourismus; ▲ häufige Solariumbesuche; ▲ vermehrte Ferienaufenthalte in südlichen Ländern (u.v.m.). Nicht zu vergessen ist dabei die Wirkung der Ozonverminderung in der Stratosphäre, womit wir vermehrt ungefiltertem UV-Licht ausgesetzt sind. Betroffen sind zunehmend die intermittierend exponierten Körperregionen, Rumpf und Beine. Laut Schätzungen stellen sich 30 bis 40 Prozent der Patienten mit Verdacht auf einen Hauttumor in der dermatologischen Praxis vor. Bedeutende Fortschritte sind in der Transplantationsmedizin auszumachen. Die Kehrseite der Medaille: Immunsupprimierte Patienten haben ein erhebliches Risiko für Plattenepithelkarzinome.
Interdisziplinäre Therapien: effizient und ästhetisch optimal Beträchtliche Anstrengungen, die therapeutischen Möglichkeiten zu verbessern, sollten dem Prinzip folgen, dass Behandlungen einfach, effizient, schonend und kostengünstig bleiben und ästhetisch optimale Ergebnisse ermöglichen. So werden in diesem Schwerpunktthema chirurgische Prinzipien beim Melanom, radiotherapeutische Möglichkeiten bei weiteren bösartigen Hauttumoren, Fortschritte in der systemischen Therapie metastasierender Melanome sowie die Strategien bei malignen Hauttumoren in der dermatologischen Praxis beleuchtet.
Präventions- und Screeningprogramme schweizweit Prävention und Screening werden jedoch nur dann wirklich Erfolg haben, wenn mittels gesamtschweizerischen Tumorregisters Daten erfasst werden und Schlussfolgerungen zurück in lancierte Programme fliessen. Die Entwicklung eines Schweizer Krebsregisters hat deshalb hohe Priorität. Nur mit vereinten Kräften werden wir den Herausforderungen bei Hautkrebs (alle Entitäten) erfolgreich entgegentreten können. Gelingt es nicht, das interdisziplinäre und gesundheitspolitische Potenzial auszuschöpfen, werden die sozioökonomischen Auswirkungen dieser Tumoren in absehbarer Zeit noch schwerer als bis anhin lasten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre der ausgesuchten Artikel in diesem Heft!
Dr. med. Markus Notter Service de Radiothérapie Hôpital Neuchâtelois La Chaux-de-Fonds
SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 4/2012
1