Transkript
Aus der Forschung
Pfizer Forschungspreis 2009 (Teil 1)
Hauttumoren:
Krebsstammzellen als künftiges Pfizer Forschungspreis 2009 für Medizin
Therapieziel
Mit einer Preissumme von 390 000 Schweizer Franken ist der Pfizer
Forschungspreis in der Schweiz einer der bedeutendsten Forschungs-
Für ihre Erkenntnisse über Signalabhängigkeiten kutaner Krebsstammzellen erhielten Dr. Ilaria Malanchi und Prof. Jörg Huelsken vom Institut Suisse de Recherche Expérimentale sur le Cancer (ISREC) einen der 13 Forschungspreise, die das Unternehmen Pfizer zum 18. Mal an junge Wissenschaftler in der
CD34+-Krebsstammzellen im Vergleich zu unsortierten Tumorzellen das Tumorwachstum stärker anregen. Im Gegensatz dazu erzeugen CD34-negative Zellen keine Tumoren. Zu-
preise für Medizin. Prämiert wurden Forschungsarbeiten aus diversen medizinischen Fachbereichen, darunter 3 Arbeiten aus der Onkologie. Die prämierten Arbeiten entstanden in Basel, Zürich, Lausanne, Bern und Genf. Neben dem Preisgeld erhalten die PreisträgerInnen als zusätzliche Ehrung die Bronzeplastik «Der Forscher», die der Künstler Kurt Laurenz Metzler in limitierter Auflage für den Pfizer Forschungspreis geschaffen hat.
Schweiz für herausragende Arbeiten vergab. sammengenommen zei-
Ihre Resultate in der Grundlagenforschung gen diese Daten, dass die Population der beiden Forscher war es, die Rolle des Wnt/
können für künftige onkologische Therapien CD34+-Zellen die wichtigste Ursache des Tu- -Catenin-Signals für die Aufrechterhaltung
wegweisend sein.
morwachstums bei Hauttumoren ist. Interes- von Krebsstammzellen in Hauttumoren zu
santerweise korreliert die Expression von identifizieren.
In den vergangenen Jahren hat sich unser CD34 auch mit einzelnen, invasiven Tumorzel- Da diese Signalgebung für die normale Haut-
Verständnis der Krebsbiologie von einem len, was die Auffassung stützt, dass Krebs- funktion nur eine beschränkte Rolle spielt,
Modell, nach welchem alle Krebszellen das- stammzellen auch für die Tumorausbreitung wird erwartet, dass auf diesem Konzept beru-
selbe Potenzial haben, zu der komplexeren und die Metastasenbildung verantwortlich hende Therapien nur wenige und schwache
Auffassung entwickelt, dass die Zellen in ei- sein könnten.
Nebenwirkungen haben. (hir)
nem Tumor hierarchisch organisiert sind. Gemäss diesem Konzept besitzt nur ein kleiner Teil der Tumorzellen das Potenzial über
Bedeutung für die klinische Praxis Die herkömmlichen Antitumortherapien zie-
Forschungsarbeit: Ilaria Malanchi et al.: Cutaneous cancer stem cell maintenance is dependent on -catenin signalling. Nature 2008; 452, 650–3.
längere Zeit das Tumorwachstum aufrechtzu- len auf alle Tumorzellen ab, die abnorm
erhalten. Von diesen «Krebsstammzellen» wird angenommen, dass sie für Therapieresistenz und Rückfälle verantwortlich sind.
schnell wachsen; sie erreichen die oft langsam wachsenden Krebsstammzellen wesentlich weniger. Im Ergebnis kommt es zu einer
Weitere Informationen:
Dr. Ilaria Malanchi E-Mail: ilaria.malanchi@epfl.ch
anfänglich schnellen Abnahme der Tumor-
CD34+-Zellen:
grösse, auf die infolge der Aktivierung von
wichtigster Promotor für Hauttumoren
Krebsstammzellen bald ein aggressiver Rück-
Wissenschaftler um Prof. Huelsken haben fall folgt. Die Herausforderung, Krebsstammerstmals solche Krebsstammzellen in Haut- zellen als künftigen Therapieansatz zu nutzen,
Prof. Jörg Huelsken E-Mail: joerg.huelsken@epfl.ch
tumoren identifiziert. Dies beruhte auf der besteht darin, Moleküle zu identifizieren, die
selektiven Isolation dieser Zellen und auf zwar für Krebsstammzellen essenziell sind,
vergleichenden Tumortransplantationsexperi- aber die normalen Gewebestammzellen des
menten in einem Mausmodell. Normale Organs nicht beeinträchtigen.
Hautstammzellen erwachsener Mäuse sind In ihrer experimentellen
durch die Expression eines als CD34 bezeich- Studie haben die Forscher
neten Moleküls und durch das Fehlen von gezeigt, dass ein spezifi-
CD31- und CD45-Molekülen gekennzeichnet. sches Abzielen auf die
Die Forschergruppe fand, dass Hauttumoren Hautkrebsstammzellen zu
einen dramatischen Anstieg der CD34-positi- einer irreversiblen Tumor-
ven Zellen auf bis zu 15% der Tumorzellen zei- regression führt. Der Ver-
gen. Von zusätzlichen Molekülen, die bekann- lust der Krebsstammzellen
termassen auf Hautstammzellen exprimiert wirkt sich auf die Tumoren
werden, wurde festgestellt, dass sie in dersel- aber erst nach einer ge-
ben Subpopulation von Tumorzellen expri- wissen Zeitspanne aus, da
miert werden. Die in vivo kanzerogene Eigen- noch andere proliferie-
schaft dieser CD34-positiven Zellen wurde in Transplantationsmodellen in der Haut bestimmt. Diese Experimente zeigten, dass
rende Tumorzellen vorhanden sind. Die entscheidene Entdeckung der
Prof. Jörg Huelsken und Dr. Ilaria Malanchi, EPFL/ISREC, Lausanne, bei der onkologischen Grundlagenforschung: Die Erhaltung kutaner Krebsstammzellen ist von -Catenin-Signalen abhängig.
ONKOLOGIE 2/2009
35