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EDITORIAL
U nsere Haut ist das Organ, das die meisten Krebserkrankungen aufweist. Haben wir das Alter von 55 oder 60 Jahren erreicht, ist fast die Hälfte von uns irgendwann einmal betroffen. Die frohe Botschaft: Die meisten Hautmalignome sind heilbar.
Die Risiken werden enorm hoch Allerdings ist damit zu rechnen, dass die Inzidenz der verschiedenen Hautkrebsarten weiter zunehmen wird. Hauptverantwortlich dafür ist das Sonnenlicht, sprich die ultraviolette Strahlung, der wir vermehrt ausgesetzt sind, schon alleine durch die gestiegene Lebenserwartung. Die UV-Belastung nimmt durch unser heutiges Freizeitverhalten markant zu – mit plötzlichem Eintauchen in pralles Sonnenlicht, etwa im Wintersport oder bei Reisen
Hautmalignome:
Immer häufiger, teurer – aber meist heilbar
in südliche Gefilde. Weiterhin erhöhen veränderte Umweltbedingungen, vor allem die abnehmende Ozonschicht, die UV-Exposition in unserer Lebenszeit. Wir gehen heute davon aus, dass das Lebenszeitrisiko für die ab dem Jahr 2000 geborenen Schweizer in der Grössenordnung von 1:70 für das Melanom, 1:7 bis 1:5 für das Basalzellkarzinom und bei 1:4 für aktinische Keratosen liegt. Das wird teuer: In den USA wurde errechnet, dass jeder fünfte US-Dollar der zur Krebsbehandlung ausgegeben wird, für die epithelialen Neoplasien verbraucht wird.
Schweizer Hautkrebswochen decken sehr viel auf Die Auswertungen der Nationalen Hautkrebswochen, die alljährlich von der Krebsliga Schweiz organisiert werden, zeigen, dass ein Fünftel (20%) der in dieser Woche im Mai eines Jahres kostenlos untersuchten Frauen und Männer eine malignitätsverdächtige Hautläsion aufweist. Bei Personen über 64 Jahren liegt der Anteil sogar bei einem Drittel. Mit Abstand am häufigsten werden dabei Basaliome diagnostiziert. Bei der Bevölkerungsgruppe der über 64-Jährigen wurde die Diagnose Basalzellkarzinom bei 11% aller Untersuchten gestellt. Wir erkennen daraus einmal mehr, dass insbesondere die ältere Bevölkerung besonders sorgfältig auf Hautkrebsformen beobachtet, untersucht und gegebenenfalls behandelt werden muss.
Westschweiz: höchste Melanomrate Europas! Besonders erschreckend sind die Erkrankungsraten des Melanoms. Bekanntermassen ist der schwarze Hautkrebs für die meisten durch Hautkrebs verursachten Todesfälle bei uns verantwortlich. Zurzeit erkranken rund 1600 bis 1800 Frauen und Männer jährlich an einem Melanom in der Schweiz. Die Melanominzidenz ist die zweithäufigste in Europa hinter Norwegen. Die Westschweiz weist sogar Inzidenzen auf, die höher sind, als die für Norwegen berichteten, sodass wir hier auf die höchsten in Europa kommen! Dramatisch: In den Jahren 1995 bis 2004 hat die Inzidenz bei Frauen um 21% und bei Männern um 18% zugenommen.
Früherkennung: alle sollten mithelfen Solche Entwicklungen stellen ein gewichtiges medizinisches und gesellschaftliches Problem dar, das sicherlich nicht alleine durch die zirka 350 niedergelassenen Dermatologen in der Schweiz gelöst werden kann. Alle Mediziner, vor allem alle Ärzte in freier Praxis, sollten hier einen Beitrag leisten, indem sie bei jeder klinischen Untersuchung ihrer Patienten ein Hautkrebsscreening durchführen. Dies ist ganz besonders bei älteren Frauen und Männern wichtig. Ein gewisses Fachwissen ist dazu nötig, kann aber auch durch Nichtdermatologen in seinen Grundprinzipien recht schnell erlernt werden. Hierzu gehört das kurze Aufklärungsgespräch zur Prävention oder Früherkennung maligner Hautveränderungen.
Vielen Dank für Ihre Mithilfe.
Prof. Dr. med. Reinhard Dummer Stv. Klinikdirektor der Dermatologischen Klinik, UniversitätsSpital Zürich und Präsident der Fachkommission Hautkrebs, Krebsliga Schweiz
ONKOLOGIE 2/2009
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