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Titel
Glioblastome: Entdeckung neuer Mechanismen der Blutgefässbildung
Untertitel
Pfizer Forschungspreis 2008 (Teil 1)
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Für ihre Erkenntnisse über Blutgefässbildungsprozesse durch «parakrine und autokrine Mechanismen des Apelin/APJ-Signalwegs», wegweisend für völlig neue Therapieansätze sowohl in der Onkologie bei Gliomen als auch in der Kardiologie, erhielten Dr. André Brändli und Dr. Roland Kälin einen der neun Forschungspreise, die Rezeptor APJ auf der Oberfläche von Blutgefässen vorgefunden wird und spezifisch vom sezernierten Protein Apelin aktiviert wird.
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Aus der Forschung
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Aus der Forschung

Pfizer Forschungspreis 2008 (Teil 1)

Glioblastome:

Entdeckung neuer Mechanismen Pfizer Forschungspreis 2008 für Medizin

der Blutgefässbildung

Mit einer Preissumme von 360 000 Schweizer Franken ist der Pfizer

Forschungspreis einer der bedeutendsten Forschungspreise für Medizin

Für ihre Erkenntnisse über Blutgefässbildungsprozesse durch «parakrine und autokrine Mechanismen des Apelin/APJ-Signalwegs», wegweisend für völlig neue Therapieansätze sowohl in der Onkologie bei Gliomen als auch in der Kardiologie, erhielten Dr. André Brändli und Dr. Roland Kälin einen der neun Forschungspreise, die

Rezeptor APJ auf der Oberfläche von Blutgefässen vorgefunden wird und spezifisch vom sezernierten Protein Apelin aktiviert wird. Die Rolle dieses Signalwegs bei der Blutgefässbildung war bis an-

in der Schweiz. Prämiert wurden Forschungsarbeiten der Fachbereiche Herzkreislauf, Rheumatologie, Immunologie und klinische Immunologie, Infektiologie, Neurowissenschaften und Erkrankungen des Nervensystems, Urologie, Nephrologie sowie erstmalig Onkologie. Die prämierten Arbeiten entstanden in Basel, Bern, Zürich und Lausanne. Neben dem Preisgeld erhalten die PreisträgerInnen als zusätzliche Ehrung die Bronzeplastik «Der Forscher», die Kurt Laurenz Metzler in limitierter Auflage für den Pfizer Forschungspreis geschaffen hat.

das Unternehmen Pfizer in diesem Jahr zum hin jedoch weitgehend

17. Mal an junge Wissenschaftler in der unbekannt. Die Untersuchungen liefern erste ren, wie chirurgische Eingriffe, Bestrahlungs-

Schweiz für herausragende Arbeiten vergab. Hinweise, dass die Apelin- und APJ-Gene und Chemotherapien, haben bisher kaum le-

während der Angiogenese aktiv werden. Dies bensverlängernde Wirkungen gezeigt.

Die Arbeiten der beiden Forscher zeigen, konnte sowohl in verschiedenen Tiermodel- Antiangiogenesehemmer werden heute in

dass der Apelin/APJ-Signalweg sowohl bei len als auch an menschlichen Blutgefässzellen der onkologischen Klinik eingesetzt. Es schei-

embryonalen als auch bei pathologischen nachgewiesen werden, was auf einen alten, nen sich jedoch Resistenzen zu entwickeln. In

Blutgefässbildungsprozessen tätig ist. Ins- während der Evolution der Wirbeltiere unver- diesen Fällen umgehen die Tumoren die

besondere die Tumorangiogenese bei Ge- ändert gebliebenen Signalweg hinweist. Im VEGF-Blockade und nutzen vermehrt alterna-

hirntumoren, wie dem Glioblastoma multi- Gegensatz zu APJ, welches in allen Blutgefäs- tive Proteine und Signalwege, um das

forme (GBM, häufigste Form der primären sen vorgefunden wird, ist die Expression von Blutgefässwachstum zu stimulieren. Die Iden-

Hirntumoren bei Erwachsenen), ist durch die Apelin nur auf Regionen beschränkt, wo sich tifizierung neuer Angriffspunkte für die Ent-

hohe Expression von Apelin und APJ charak- neue Gefässe bilden werden. Die Apelin-Ex- wicklung alternativer Anti-Angiogenese-The-

terisiert. Diese Tatsache könnte einerseits für pression erfolgt parakrin und meist kurz vor rapien ist daher von grosser Bedeutung. (hir)

die Diagnose und Prognostizierung von Gehirntumorerkrankungen von Nutzen sein. Apelin und APJ stellen andererseits neuartige, viel versprechende Angriffspunkte für die Entwicklung neuer Arzneimittel zur Modulation der Blutgefässbildung dar. Viele der heute zugelassenen Arzneimittel hemmen die Aktivität von G-Protein-gekoppelten Re-

der Bildung des neuen Gefässes. Im Weiteren zeigen die Untersuchungen von Gehirntumorbiopsien, dass der Apelin/APJ-Signalweg auch eng mit der Tumorangiogenese verknüpft ist. In gesundem Hirngewebe kann kein Apelin und nur wenig APJ auf den Blutgefässen nachgewiesen werden. Im Gegensatz dazu haben die Forscher eine stark er-

Forschungsarbeit: R.E. Kälin, M.P. Kretz, A.M. Meyer, A. Kispert, F.L. Heppner & A. W. Brändli: Paracrine and autocrine mechanisms of apelin signaling govern embryonic and tumorangiogenesis. Dev. Biol. 305: 599–614 (2007)
Weitere Informationen: Dr. André Brändli ETH Zürich
Institut für pharmazeutische Wissenschaften E-Mail: brandli@pharma.ethz.ch

zeptoren. Der Rezeptor APJ ist deshalb ein besonders prädestinierter Angriffspunkt für die Entwicklung von spezifischen APJ-hemmenden Arzneimitteln. Für Apelin könnten

höhte Aktivierung der beiden Gene in den sauerstoffarmen Regionen von Glioblastomen und ihren Tumorgefässen gefunden.

Dr. Roland Kälin Charité Berlin
Institut für Neuropathologie E-Mail: roland.kaelin@charite.de

Antikörper zur spezifischen Hemmung ent- Erkenntnisse bei

wickelt werden. Falls dies gelingt, könnten in Glioblastomen

Zukunft Apelin- und/oder APJ-hemmende Glioblastoma multiforme

Arzneimittel als alternative Therapeutika zur zeichnen sich durch hohe

Behandlung von Krebserkrankungen einge- Zellteilungs- und Zellster-

setzt werden.

beraten sowie ein ausge-

prägtes Blutgefässwachs-

Bedeutung des Apelin/APJ-Signalwegs

tum (Angiogenese) aus.

Im Zentrum der Grundlagenforschungsarbeit Patienten, bei denen

standen Untersuchungen zur Bedeutung des GBM diagnostiziert wird,

Apelin/APJ-Signalwegs für die Blutgefässbil- haben eine durchschnittli-

dung während der Entwicklung des Wirbel- che Lebenserwartung von

tierembryos und bei Krebserkrankungen. Bekannt war, dass der G-Protein-gekoppelte

weniger als einem Jahr. Dr. Roland Kälin und Dr. André Brändli bei spannenden Entdeckungen Gängige Therapieverfah- zur Blutgefässbildung bei Wirbeltierembryonen und Tumorbiopsien

ONKOLOGIE 2/2008

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