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Journal Club
Komplementärmedizin bei Prostatakrebs
Granatapfelsaft in der Rezidivbehandlung?
Laut einer Beobachtungsstudie bei Männern mit rezidiviertem Prostatakarzinom hat der tägliche Verzehr von einem Glas Granatapfelsaft über mehrere Monate zu signifikanten Verbesserungen des PSA-Spiegels und weiteren Laborparametern geführt. Eine neue experimentelle Studie unterstützt die vielversprechenden Daten über eine möglicherweise präventive Wirkung.
Immer wieder werden Alkaloide aus der Pflanzenwelt mit einem schützenden Effekt gegen Krebs in Verbindung gebracht. Diese Substanzen sollen durch Antioxidation und via Interaktionen zwischen Genen und Ernährungsstoffen zur Wirkung kommen. Vorletztes Jahr untersuchte ein Forschungsteam in den USA die Wirkung von Granatapfelsaft bei Männern mit Prostatakrebs. Diese waren wie üblich operativ oder radiotherapeutisch behandelt worden und wiesen später im Blut einen Anstieg des Prostatatumormarkers PSA von über 0,2 ng/ml auf. Die Männer nahmen ab dem Zeitpunkt des PSA-Anstiegs täglich 8 Ounces (ca. 250 ml) Granatapfelsaft zu sich, so lange, bis ein Fortschreiten der Krankheit beobachtet werden konnte. Untersucht wurden die Sicherheit und Verträglichkeit des Safts, aber auch die Wirkung auf den PSASpiegel und weitere biochemische Parameter.
PSA-Wert bleibt signifikant länger stabil
Die Resultate lassen aufhorchen: Die mittlere PSA-Verdopplungs-Zeit nahm
während der Therapie mit dem Saft signifikant zu: von einer mittleren Zeit von 15 Monaten (Baseline) auf 54 Monate (p = 0,001). In begleitenden Laborstudien wurde Blut von Patienten mit und ohne Granatapfelsafteinnahme eingehend getestet. Mit Granatapfelsaft wurde ▲ eine deutliche Abnahme der mali-
gnen Zellproliferation (Zellneubildung) ▲ eine Zunahme der Apoptose ▲ eine signifikante Reduktion der oxi-
dativen Prozesse sowie ▲ eine sensibilisierte Oxidation von Se-
rumfetten beobachtet (1). Das Getränk wurde auch gut vertragen. Die verheissungsvollen Daten über die Wirkung von Granatapfelsaft bei Männern mit rezidivierendem Prostatakrebs sollen nun in weiteren, plazebokontrollierten, randomisierten Studien geprüft werden.
Experimentell: Metaboliten hemmen die Karzinomzellen
Die interessanten Beobachtungen finden weitere Unterstützung durch eine
jüngst erschienene Arbeit über die Wirkung von Ellagitanninen, sogenannte Polyphenole, die im Granatapfel enthalten sind. Diese Substanzen werden von der Darmmukosa zu weiteren Metaboliten abgebaut. Untersuchungen an Mäusen zeigten, dass diese Metaboliten nach Granatapfelverzehr in erhöhter Konzentration in der Prostata, im Dickdarm und im Gewebe des Verdauungstrakts vorkommen. Im Laborversuch vermochten diese Ellagitannine und Urolithinine das Wachstum von Prostatakarzinomzellen zu hemmen. Diese Beobachtungen unterstützen die Vermutung, dass bestimmte, noch zu isolierende Stoffe aus dem Granatapfelsaft in der Rezidivbehandlung und unter Umständen auch in der Prävention des Prostatakarzinoms eine Rolle spielen könnten. ▲
Dr. Agnes Glaus Tumorzentrum ZeTuP St.Gallen und Chur
9006 St. Gallen E-Mail: aglaus@sg.zetup.ch
Quellen: 1. Pantuck A. J., Leppert J.T. et al.: Phase II study of pomegranate juice form with rising prostatespecific antigen following surgery or radiation for prostate cancer. Clin. Cancer Res. 2006; 12 (13): 4018–26. 2. Seeram N.P., Aronson W.J. et al.: Pomegranate ellagitannnin-derived metabolites inhibit prostate cancer growth and localise to the mouse prostate gland. Agric. Food Chem. 2007; 55 (19): 7732–7.
30 ONKOLOGIE 1/2008