Geschlecht und Gesundheit sind mehrdimensionale Phänomene: Sie enthalten gleichzeitig körperliche, psychische und soziokulturelle Komponenten. Das ist uns für den Begriff «Gesundheit» vertraut – weniger jedoch für den Begriff «Geschlecht». Mit Gender wird die begriffliche Ausweitung von Geschlecht als nicht nur körperliches, sondern auch soziokulturelles und psychisches Geschehen bezeichnet.
Koronare Herzkrankheiten sind die häufigste Todesursache bei europäischen Frauen. Sie treten bei Frauen (55%) häufiger als bei Männern (43%) auf und führen häufiger zum Tode als alle Krebsarten zusammen. Trotzdem wird dieses Krankheitsbild als «Männerkrankheit» angesehen.
Die Verwendung von standardisierten Mittelwerten bei der Diagnose «Asthma» im Kindesalter kann irreführend sein und wichtige Unterschiede verschleiern. Notwendig sind deshalb vermehrt qualitative Studien.
Asthma entwickelt sich je nach Alter und Geschlecht der Patienten anders. Deshalb ist die Verwendung
standardisierter Mittelwerte irreführend und kann wichtige Unterschiede verschleiern. Nicht durch Standardisierung, sondern durch eine separate Analyse von Forschungsresultaten für beide Geschlechter in verschiedenen Altersgruppen lassen sich Unterschiede in Symptomatik, Diagnose und Therapie erforschen.
Frauen konsumieren mehr Beruhigungs-, Schlaf- und Schmerzmittel als Männer. Dies zeigen die Ergebnisse der dritten Schweizerischen Gesundheitsbefragung, die 2002 durchgeführt wurde.
Entspricht der höhere Medikamentenkonsum einem höheren Bedarf, oder sind die Frauen über- und/oder
die Männer unterversorgt?
Dass Frauen eine höhere Nachfrage nach medizinischen Leistungen haben und höhere Gesundheitskosten verursachen, wird als Tatsache dargestellt. Diese Einschätzung kommt allerdings alleine aufgrund der Kranken- versicherungskosten zustande, die in der Schweiz ein Drittel der ausgewiesenen Gesundheitsleistungen ausmachen [1]. Wenig fundierte Kenntnisse bestehen über die Gründe der höheren Gesundheitsausgaben für Frauen.
Heute sind sich Ökonominnen, die zu Gender (Geschlechterverhältnisse) und Wirtschaft arbeiten, einig: Eine Wirtschaftstheorie, die sich nicht mit der Care-Ökonomie1 befasst, schliesst von vornherein umfangreiche Tätigkeiten von Frauen aus. Sie kann nur beschränkt relevant sein, was die Wohlfahrt2 und das Wirtschaften einer Gesellschaft anbelangt [1].
Ob Mann oder Frau spielt bei der Kommunikation in der Arztpraxis eine grosse Rolle. Das gilt sowohl für
den Arzt wie auch für den Patienten. So beeinflusst das Geschlecht des Arztes nicht nur sein oder ihr
eigenes Verhalten, sondern auch das des Gegenübers. Doch die Forschung steht in diesem Bereich erst am
Anfang.
Rheumatische Erkrankungen gehören zu den am weitesten verbreiteten chronischen Leiden in nahezu allen Industriegesellschaften. Sie haben sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Volkskrankheit
entwickelt. Das Vorkommen dieser Erkrankung steigt meist mit dem Alter an, wobei Frauen häufiger be-
troffen sind.
Die Dynamik der Krankenkassenprämien seit 1999 lässt sich zu einem wesentlichen Teil auf die Pflege-
kosten (Kosten für Pflegeheime und Spitex) zurückführen: Die Pflegekosten pro Versicherten sind von
1998 bis 2004 um 51 Prozent gestiegen, die übrigen Gesundheitsleistungen sind in der gleichen Zeit
nur um 33 Prozent gewachsen (s. Tabelle unten).
Eine gute Partnerschaft zwischen Pflegepraxis und Pflegewissenschaft ist zentral, damit die Pflege ihre Aufgaben effektiv und innovativ umsetzen kann. Solche Partnerschaften im Gesundheitswesen erlau-
ben, gemeinsam Visionen und Praxismodelle zu erarbeiten, für eine patienten-, evidenz- und ergebnisorientierte Kultur.
Um die medikamentöse Therapie für Parkinson-Patienten optimal einstellen zu können, müssen die Therapiewirkungen kontinuierlich beobachtet werden. Im Rahmen eines indikationsbezogenen inte-
grierten Versorgungsmodells in Deutschland werden Parkinson-Patienten anstatt im Spital mittels Video im häuslichen Umfeld beobachtet. Ziele sind eine bessere Versorgung und weniger Hospitalisationen.
Die Qualität unserer Gesund- heitsversorgung ist gut. Sie könnte aber besser sein, darüber waren sich die meisten Teilnehmer einig, die sich am 2. Schweizerischen Kongress für Gesundheits- und Phar- maökonomie trafen. Weniger Einigkeit bestand darin, mit welchen Mitteln die Qualität verbessert werden kann und wie Kosten und Qualität zusammenhängen. Entsprechend lebhaft und teilweise kontrovers gestalteten sich die Diskussionen der Experten.
Die Qualität unserer Gesund- heitsversorgung ist gut. Sie könnte aber besser sein, dar- über waren sich die meisten Teilnehmer einig, die sich am 2. Schweizerischen Kongress für Gesundheits- und Phar- maökonomie trafen. Weniger Einigkeit bestand darin, mit welchen Mitteln die Qualität verbessert werden kann und wie Kosten und Qualität zusammenhängen. Entsprechend lebhaft und teilweise kontrovers gestalteten sich die Diskussionen der Experten.
Karin Diodà
Symposium 2006 Managed-Care-Navigator
Jedes Jahr werden gut 10 % aller Versicherten in einem Spital behandelt. Grosses Engagement und Qualität charakterisieren die stationären Behandlungen. Aber sie belasten auch: den einzelnen Patienten, weil niemand gern ins Spital geht, und das Gesundheitssystem, weil diese Versicherten fast dreimal höhere Kosten verursachen. Nicht immer wäre eine Spitalbehandlung nötig. Oft könnte der Prozess über die verschiedenen Versorgungsstufen effektiver und effizienter gestaltet werden. Welche Instrumente bewähren sich, um die ambulant-stationären Schnittstellen in Nahtstellen zu verwandeln? Welche Strukturen, welche Anreizsysteme sind nötig, um inadäquate Hospitalisationen zu vermeiden?
«Am wichtigsten ist die medizinische Qualität»
Schätzungen über Todesfälle wegen Behandlungsfehlern schrecken immer wieder auf. Laut BAG sollen jährlich rund 3000 Menschen in Schweizer Spitälern an Kunstfehlern sterben. Unabhängig von der Genauigkeit dieser Schätzung: Ein dringender Handlungsbedarf zur Verbesserung von Qualität und Sicherheit bei den medizinischen Leistungen ist mehr als ausgewiesen. Die Qualitätssicherung ist seit 1996 im KVG verankert, umgesetzt wird sie nur zögerlich. In einzelnen privaten und staatlichen Projekten wird zwar wertvolle Pionierarbeit geleistet, aber eine gesamtschweizerische und flächendeckende (institutionelle und ambulante) Qualitätssicherung fehlt noch immer.
Einmal Rente – immer Rente!
Ein kürzlich erschienenes Buch zeigt Wege auf, wie Menschen mit psychischen Problemen und Problemen am Bewegungsapparat beruflich besser reintegriert werden könnten. Im Folgenden
stellt ein Vorkämpfer der beruflichen Reintegration die Empfehlungen vor und fragt, was von ihnen zu halten ist und wieweit sie in die Botschaft des Bundesrats zur Revision des Invalidenversiche rungs-gesetzes eingeflossen sind.
Nur Kantone am Sparen interessiert
«Wer via Prämie den Eintritt ins Gesundheitssystem bezahlt hat, kann am Buffet essen, so viel er will. Und der Arzt, der die Speisen reicht, kann theoretisch mit jedem zusätzlichen Happen seinen Lohn aufbessern. Ich will damit keineswegs sämtliche Patienten und Ärzte als verantwortungslos bezeichnen.
K rankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeiten («Krankenstände») werden in Betrieben – ebenso wie in der Öffentlichkeit – meist nicht systematisch betrachtet, sondern eher zufällig thematisiert. In Betrieben werden sie «immer dann zum Thema, wenn ein spektakulärer Einzelfall die betriebliche Öffentlichkeit erreicht, oder wenn jemand aus der Führungsetage das Thema für sich ‹entdeckt›». Oft wird dann übersehen, dass nur etwa 3 bis 5 Prozent aller Krankgeschriebenen so genannten «Krankenstandsmissbrauch» betreiben.
Das Pflegesystem ist volkswirtschaftlich wichtig. Dennoch wurde es bisher kaum wirtschaftswissenschaftlich untersucht. Diese Situation störte Günter Thiele (Professor für Krankenhausbetriebslehre im Fachbereich Pflege in Freiburg/Deutschland) und veranlasste ihn dazu, der «Ökonomik des Pflegesystems» ein Buch zu widmen. Im ersten Teil versucht er, die volkswirtschaftliche Bedeutung des Pflegesystems mit Hilfe der in Deutschland verfügbaren Daten herauszuarbeiten.
Veranstaltungen/Weiter- und Fortbildung
Statt IV wieder eine Arbeitsstelle
Schnell und unbürokratisch den Weg zurück in die Arbeitswelt finden ist das Ziel einer neuen Dienstleistung für psychisch kranke Menschen. Angeboten wird sie von der Case Management Arbeitsintegration der Integrierten Psychiatrie Winterthur (IPW). Eine Sozialarbeiterin und Pflegefachfrau führt mit den Klienten, die ihr von Psychiatern überwiesen werden, Gespräche, sucht nach Lösungsansätzen und bietet Trainingsstellen, um sie auf die Rückkehr in die Arbeitswelt vorzubereiten.