Die medizinischen, demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen drohen das Machbare, Wünschbare und Finanzierbare in unserer Gesundheitsversorgung immer weiter auseinander zu treiben. Nicht zuletzt, weil die Interessen zwischen jenen, die machen, jenen, die wünschen, und jenen, die finanzieren, zu unterschiedlich sind. Und trotzdem geht es letztlich allen um dasselbe:
Heisse Themen fordern kühle Köpfe
Welche Akteure sollen mit welchen Instrumenten innerhalb welcher Rahmenbedingungen das Gesundheits-
wesen steuern? Diese Fragen bergen Zündstoff und erzeugen gesundheitspolitische Hitzefelder (hot spots). Am
diesjährigen Symposium des Forums Managed Care (siehe Kasten) kommen diese Fragen auf den Tisch. Der
Präsident des Forums erklärt die Hintergründe.
Kurt Hess, Peter Heusser, Felix Huber
Welche Rolle spielt die wissenschaftliche Evidenz bei ärztlichen und bei gesundheitspolitischen Entscheidungen,
welche Rolle spielt die Intuition? Ein Streitgespräch1.
Wenn Ärzte ökonomische Verantwortung übernähmen, gefährde das die Qualität, meinen manche Ärzte in
Einzelpraxen. Die Erfahrungen der Ärztenetze zeigen, dass das so nicht stimmt.
Case Management und Disease Management gelten als Instrumente zur medizinischen und wirtschaftlichen Optimierung von Behandlungsabläufen. Wie weit eignen sie sich für die Anwendung in Versorgungsnetzen?
Das 1996 eingeführte Krankenversicherungsgesetz KVG sollte die Solidarität zwischen den Versicherten in
der Schweiz stärken. Dieses Ziel wurde nicht erreicht, meint die Autorin, und sie zeigt zwei wichtige Schwach-
stellen auf.
Anders als in der Schweiz ist die persönliche Assistenz für Menschen mit Behinderungen in verschiedenen Län-
dern bereits verankert. Ein exemplarischer Blick auf Deutschland, Schweden und die Niederlande zeigt ver-
schiedene Lösungen auf.
Selbsthilfe spart Kosten im Gesundheitswesen. Selbsthilfe wirkt sich gesundheitlich positiv aus. Sie profitiert
zudem von staatlicher Unterstützung, wie ein Vergleich zwischen Deutschland und der Schweiz zeigt. Bernhard
Borgettos Habilitationsschrift befasst sich sowohl mit der Wirkung als auch Entwicklung und Verbreitung von
Selbsthilfe.
Wie kann die Raucherrate gesenkt werden? Und wie nicht? Wie kommt ein Antrag vor einer politischen Behörde durch? Zur Gesundheit und zur Gesundheitsförderung gibt es viel, manchmal auch widersprüchliches, Wissen. An der nationalen Gesundheitsförderungskonferenz Ende Januar in Freiburg wurde deshalb das Wissensmanagement explizit gemacht.
Hot Spots und Konfliktfelder in der Gesundheitssteuerung
Mit renommierten Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Gesundheitswesen.
Das Gesundheitssystem benötigt mehr Steuerung. Wie kann und soll in unserem schweizerischen Gesundheitssystem gesteuert werden? Welche Anreizsysteme und Instrumente werden im In- und Ausland angewandt und ist deren Evidenz wissenschaftlich geprüft? Wie kann die Akzeptanz von neuen Instrumenten bei den betroffenen Gruppierungen erhöht werden? Welche Konflikte und Ängste gilt es zu beachten?
No risk, no fun?
Risiken begleiten uns durchs Leben. Sie waren in der Natur präsent, lange bevor der Mensch von den Bäumen heruntergeklettert ist. Die stetige Steigerung der durchschnittlichen Lebenserwartung in den Industriestaaten deutet darauf hin, dass die Risiken global seit längerem abnehmen, oder dass wir uns besser davor schützen
med-swiss.net an der Präsidentenkonferenz der FMH
Der Präsident von med-swiss.net hatte die Gelegenheit, den Dachverband der Schweizer Ärztenetzwerke an der Präsidentenkonferenz der FMH vom 2. Dezember 2004 in Solothurn vorzustellen. In seinem Referat, das wir im Folgenden abdrucken, deutete er die Gastfreundschaft der FMH als Zeichen eines neuen Geistes.
Keine «Fertiglösung»
Die Zahl der notfallmässigen Spitalaufnahmen in Grossbritannien sei zu hoch, findet die britische Regierung. Um die Zahl zu senken, will sie für jene Patienten, bei denen die Gefahr von Notfallhospitalisationen am grössten ist, ein Case Management einführen. Ist das Erfolg versprechend? Diese Frage haben Ruth Hutt et al. vom britischen King’s Fund in einer Übersichtsarbeit untersucht. Sie fassen die Ergebnisse von 19 Studien zusammen, welche die Auswirkungen des Case Managements untersuchen.
Veranstaltungen/Weiter- und Fortbildung
Consent oder Gehorsam?
Menschen traktierten andere Menschen mit Stromstössen, wenn es eine Autoritätsperson befiehlt. Dieses Experiment von Stanley Milgram hatte 1962 die Welt erschüttert. Wenn Menschen Autoritäten so stark gehorchen, was bedeutet dies für die ArztPatient-Beziehung im Spital? «Das Konzept der Wahlfreiheit autonomer Patienten vernachlässigt die komplexen sozialen Strukturen», hat kürzlich Eric J. Casell, Professor für Public Health von der Cornell University New York, im «New England Journal of Medicine» geschrieben.