Unterschiede in der Forschung zu wenig berücksichtigt
Die innere Uhr ist ein empfindliches Ding, nach der letzten Zeitumstellung wurde das vielen Menschen wieder einmal klar. Das Leben gegen diese innere Uhr kann gesundheitsschädlich sein, eine entsprechende Störung wird unter anderem mit Herzkrankheiten, Übergewicht und Depression in Verbindung gebracht. Die beiden Mediziner Garret FitzGerald und Sean Anderson von der Universität Pennsylvania haben im Wissenschaftsmagazin «Science» darauf hingewiesen, dass Frauen grundsätzlich ganz andere Schlafphasen haben und insgesamt sehr viel widerstandsfähiger auf Störungen der inneren Uhr reagieren. Bisher hat man in Forschungen immer eher generell zwischen «Lerchen» (Frühaufstehern) und «Eulen» (Nachtaktiv) unterschieden. Kinder starten in der Regel als Lerchen und werden in der Teenagerzeit häufig zu Eulen. Ältere Menschen kehren dann oft zum Lerchen-Rhythmus zurück. Bei Forschungen zu diesem komplexen System sei aber bisher die Rolle des Geschlechts nie wirklich untersucht worden. Umso interessanter ist, dass nach FitzGerald und Anderson Frauen sehr viel widerstandsfähiger gegenüber Störungen der inneren Uhr sind. Und damit weniger risikobehaftet, was Krankheiten wie Übergewicht, Krebs und Depressionen betrifft. Dies sollte nach Meinung der Autoren in zukünftigen Untersuchungen eine wesentliche Rolle spielen.
Quelle: Anderson T, FitzGerald GA: Sexual dimorphism in body clocks. Science 2020; 369(6508): 1164–1165.