Schweizer Zeitschrift für Onkologie 04/2014
Cancer Survivors
Kindermalignome und Sekundärtumoren
Aktuelle Erkenntnisse über therapiebedingte Spätfolgen
Verbesserte therapeutische Strategien und die Supportivtherapien haben zu einer eindrücklichen Zunahme der Überlebensraten in der pädiatrischen Onkologie geführt. Heutzutage überleben rund 80% aller betroffenen Kinder, sodass eine wachsende Population von Überlebenden (Survivors) entsteht. Allerdings besteht bei diesen ein erhöhtes Risiko für diverse Spätfolgen, darunter die Entwicklung sekundärer Malignome.
Spätfolgen der Strahlentherapie
Symptome, Supportivmassnahmen, Vermeidungsstrategien
Eine grosse Community von Krebsüberlebenden ist eine der grössten Errungenschaften der Krebsforschung. Immer mehr Langzeitüberlebende erleben allerdings auch die Spätfolgen der Strahlentherapie. Jedes Organ hat seine eigene spezifische Antwort auf ionisierende Strahlen. Dieser Artikel beschäftigt sich mit den Symptomen und ihrer Dokumentation, mit Supportivmassnahmen und Vermeidungsstrategien.
Reproduktion nach Tumortherapie
Gonadotoxizität, Fertilitätsprotektion, Prognose für die Nachkommen
Im Zuge der verbesserten Tumortherapien erhöht sich der Anteil der Männer und Frauen im fertilen Alter, die ihre Krebserkrankung überstanden haben. Insgesamt entstehen bei diesen Patienten weniger Schwangerschaften als in der Allgemeinbevölkerung, bei den Neugeborenen betroffener Elternteile sind dagegen keine Unterschiede bezüglich Fehlbildungen feststellbar. Im Folgenden werden die gonadotoxischen Wirkungen von Radio- und Chemotherapien sowie die Möglichkeiten des Fertilitäterhalts erläutert.
«Ich stelle mir die Transplantation wie das Ansäen einer Wiese vor» – Interview
Interview mit einer Patientin nach allogener Stammzelltransplantation bei ALL
Bei Anna S.* wurde 2008, kurz nach ihrem 27. Geburtstag, im Rahmen einer Knieoperation eine bcr-ablpositive akute lymphatische Leukämie (ALL) festgestellt. Nach einer initialen Chemotherapie erfolgte bei ihr eine allogene Stammzelltransplantation. Sie beschreibt eindrücklich und sehr persönlich, wie sie die folgenden sechs Jahre erlebte, mit welchen Nebenwirkungen und Komplikationen sie in der Folge und teilweise bis heute zu kämpfen hat.
SAKK-aktuell
Sterbekultur im Akutspital
Ethische Reflexionen zur Situation Sterbender und ihrer Angehörigen im Spannungsfeld der Kultur des Machens – ars faciendi – und der Kultur des Entlassens – ars dimittendi – im Spiegel: Der folgende Beitrag reflektiert die diesbezüglichen Spannungsfelder in unserem Spitalsystem.
Erstmals bei Plattenepithelkarzinomen der Lunger verlängertes Überleben mit EGFR-TKI naqchgewiesen
Bronchialkarzinome (NSCLC)/Afatinib
Bei Bronchialtumoren (NSCLC) werden bisher meist nur Adenokarzinome mit EGFR- aktivierenden Mutationen erfolgreich mit EGFR-Tyrosinkinasehemmer (EGFR-TKI) in der Erst- und Zweitlinientherapie behandelt, dies aufgrund überlegener Wirksamkeit gegenüber der Chemotherapie. Jetzt zeigte eine grosse Therapievergleichsstudie der Phase III mit zwei EGFR-TKI bei rezidivierten/refraktären Plattenepithelkarzinomen der Lunge, dass TKI auch bei diesem Subtyp wirksam ist. Afatinib überzeugte dabei mit signifikanten Überlebensvorteilen.
Neue Teile für das Erstlinientherapie-Puzzle
Metastasiertes Kolorektalkarzinom (mCRC): Anti-EGFR versus Anti-VEGF
Welches ist die optimale Erstlinientherapie beim metastasierten Kolorektalkarzinom? Diese Frage wird seit nunmehr 10 Jahren diskutiert: Vergleichende Head-toHead-Studien haben die Diskussion über die beiden Chemotherapieregime FOLFOX und FOLFIRI in Kombination mit den biologischen Strategien Anti-EGFR versus Anti-VEGF zusätzlich angeheizt. Biomarker sind wichtig und hilfreich, aber die personalisierte Medizin bleibt die Kunst, so das derzeitige Fazit einer Expertenrunde beim ESMO-Kongress in Madrid.
Erstmals zeigt ein Tyrosinkinasehemmer signifikant verbesserte Anti-Tumor-Wirkung bei Kopf-Hals-Tumoren
Zweitlinientherapie bei Kopf-Hals-Tumoren/Afatinib
Für Patienten mit Chemotherapie-vorbehandelten rezidivierten/metastasierten KopfHals-Tumoren besteht eine neue, vielversprechende Therapieoption: Der irreversible Blocker der «ErbB-Familie» Afatinib (Giotrif®) verzögert signifikant das Tumorwachstum bei Plattenepithelkarzinomen der Kopf-Hals-Region (HNSCC) im Vergleich zur Chemotherapie. Dies ergab die LUX-Head-&-Neck-1-Studie mit 483 Patienten in 19 Ländern weltweit. Das Studienprogramm bei HNSCC wird fortgesetzt.
Die duale HER2-Blockade verlängert das Überleben um 15,7 Monate
Metastasierter, HER2-positiver Brustkrebs/ finale Resultate der Studie CLEOPATRA
Die Zugabe von Pertuzumab zu Trastuzumab plus Chemotherapie mit Docetaxel verlängert das Gesamtüberleben (OS) signifikant um 15,7 Monate gegenüber Trastuzumab/Docetaxel allein. Die finale Auswertung der CLEOPATRA-Studie mit einem mittleren Follow-up von 50 Monaten zeigte ein medianes OS von 56,5 Monaten. Gemäss Expertenbewertung gilt diese duale HER2-Blockade als neuer Standard in der Erstlinientherapie bei metastasiertem, HER2-positivem Brustkrebs.
PD-I-Immun-Checkpoint-Inhibitor erreicht vielversprechendes Ansprechen
Fortgeschrittenes Melanom nach immuntherapeutischer Vorbehandlung
Bei fortgeschrittenem Melanom nach Vorbehandlung mit dem Immuntherapeutikum Ipilimumab (Yervoy®) bewirkt die Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Nivolumab bei gutem Verträglichkeitsprofil höhere Ansprechraten und eine längere Ansprechdauer als die Standardchemotherapie. Dies ergab die erste geplante Interimsanalyse der Phase-III-Studie CheckMate-037.
Inhalt/Impressum
Qualitätsinitiative «smarter medicine» im Kreuzfeuer
«Choosing wisely», auch «smarter medicine» genannt, ist eine Qualitätsinitiative aus den USA, die sich in immer mehr Ländern verbreitet. Nach dem Motto «Weniger ist mehr» veröffentlichen Ärztegesellschaften, in der Schweiz aktuell die Schweizer Gesellschaft für Innere Medizin (SGIM), Listen mit Abklärungen und Therapien, die häufig durchgeführt werden, aber nachweislich keinen Nutzen bringen und teilweise den Patienten sogar schaden. Unter Schweizer Wissenschaftsjournalisten und führenden Vertretern der Gesundheitswesens wurde das Thema kürzlich aus verschiedenen Blickwinkeln reflektiert.
Bisphosphonate senken Brustkrebsrisiko nicht
Brustkrebs
Bisphosphonate, die zur Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen eingesetzt werden, schützen nicht vor Brustkrebs. Dies ergab eine Metaanalyse von zwei grossen Studien. Einzelne Beobachtungsstudien liessen einen Antitumoreffekt der Bisphosphonate vermuten.
EDITORIAL
Im Fokus: Cancer Survivors
- Kindermalignome und Sekundärtumoren
- Spätfolgen der Strahlentherapie
- Reproduktion nach Tumortherapie
- «Ich stelle mir die Transplantation wie das Ansäen einer Wiese vor» - Interview
SAKK aktuell - Offene Studie der SAKK
FORUM Ethik in der Onkologie
KONGRESSBERICHTE
- Erstmals bei Plattenepithelkarzinomen der Lunger verlängertes Überleben mit EGFR-TKI naqchgewiesen
- Neue Teile für das Erstlinientherapie-Puzzle
- Erstmals zeigt ein Tyrosinkinasehemmer signifikant verbesserte Anti-Tumor-Wirkung bei Kopf-Hals-Tumoren
- Die duale HER2-Blockade verlängert das Überleben um 15,7 Monate
- PD-I-Immun-Checkpoint-Inhibitor erreicht vielversprechendes Ansprechen