Schweizer Zeitschrift für Psychiatrie & Neurologie 03/2024
Zwangsstörungen: Expositionsbasierte Behandlungen helfen am besten
Rund 3% der Bevölkerung leiden mindestens einmal im Leben an einer Zwangsstörung. In der Regel nehmen Zwangsstörungen einen ungünstigen Verlauf. Die Symptomatik beginnt eher früh, in der Kindheit und Jugend oder im frühen Erwachsenenalter.
Expositionstherapie bei Zwangserkrankungen – Varianten und Optionen
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) mit den Kernelementen Exposition und Reaktionsmanagement ist ein gut wirksames psychotherapeutisches Behandlungsverfahren, das nach Stand der Forschung als Methode der Wahl gilt. In der klinischen Praxis scheint der Ansatz noch immer mangelhaft implementiert zu sein. So dauert es zirka 6 Jahre, bis es zu einer störungsspezifischen Behandlung kommt, und nur die Hälfte der Betroffenen erhalten eine expositionsbasierte Therapie (1–3). Nicht alle Patienten können sich auf diesen Therapieansatz einlassen oder sprechen in gewünschter Weise darauf an. Varianten und weitere Optionen werden in diesem Artikel dargestellt.
Ich bemerke und entscheide – Tun, was der Zwang sagt oder was mir wirklich wichtig ist?
Akzeptanz- und Commitmenttherapie bei Zwangsstörungen
Die Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT) ist ein expositionsorientiertes Verfahren, welches sich für die Behandlung von Zwangsstörungen eignet. Statt Erlebnisvermeidung in Form von Ritualen und Zwangshandlungen stellt sie werteorientiertes Handeln in den Vordergrund. Dabei fördert ACT die Bereitschaft, Zwangsgedanken und Gefühle wie Angst oder Ekel zu erleben.
Kennen Sie die State-of-the-Art Prävention und Behandlung von Delirien?
In den letzten Jahren wurden jährlich zirka 2000 Artikel zum Thema Delir auf Pubmed veröffentlicht, Tendenz steigend: In diesem Jahr (bis zum 8.4.2024) sind es bereits 724 Artikel. Das zeigt, dass das Syndrom Delir uns nicht nur als Kliniker beschäftigt, sondern auch in der Wissenschaft hochpräsent ist
Das Delir beim neurologischen Patienten: Übersicht zu Diagnosestellung und Management
Inzidenz, Prävalenz und Risikofaktoren
Das Delir ist ein sehr häufiges akutes neuropsychiatrisches Syndrom, auch im Kontext neurologischer Erkrankungen. An der Pathogenese des Delirs sind verschiedene Mechanismen beteiligt, unter anderem Neurotransmitterveränderungen und Neuroinflammation. Risikofaktoren des Delirs können in Prädispositions- und Präzipitationsfaktoren eingeteilt werden. Akute neurologische Erkrankungen, beispielsweise Schlaganfälle, können auch bei Patienten mit geringer Prädisposition zum Delir führen. Die Diagnosestellung des Delirs bei neurologischen Patienten ist herausfordernd und erfordert eine sorgfältige Differenzialdiagnostik.
Medikamentöse Therapie von Delirsymptomen
Das Delir ist ein häufiges neuropsychiatrisches Syndrom im Spital, aber auch im ambulanten Setting, insbesondere in Alters- und Pflegeheimen bei Menschen mit Demenz. Die Basis der Prävention und Therapie bilden dabei nicht medikamentöse Massnahmen. Oft jedoch führt ein Delir auch zu Verhaltensauffälligkeiten wie Aggressivität, Agitation, Angst und/oder zu wahnhaftem Erleben und Halluzinationen. Diese Symptome können zu Selbst- und Fremdgefährdung führen und sollten medikamentös behandelt werden. Der vorliegende Artikel behandelt die Evidenz gegenwärtig häufig eingesetzter Medikamente zur Behandlung von Symptomen des Delirs, ihre Indikationen, Kontraindikationen sowie häufige Nebenwirkungen.
Evidenzbasierte Multikomponentenprävention und Behandlung des Delirs
Delir, eine akute Bewusstseinsstörung, stellt pflegerisches und ärztliches Personal vor enorme Herausforderungen. Die Unterscheidung zwischen einer pharmakologischen (antipsychotischen/ sedierenden) und nichtpharmakologischen Delirtherapie gilt heute als veraltet. Eine Multikomponentenstrategie, die ein Massnahmenbündel aus pharmakologischer Ursachenbehandlung (z. B. Infektbehandlung) und nichtpharmakologischen Interventionen (Minimierung Trigger- und Risikofaktoren) beinhaltet, kann die Entstehung von Delirien verhindern, den Verlauf mildern und verkürzen.
Abgrenzung Delir zu behavioralen und psychischen Symptomen bei Demenz (BPSD)
Delir und Demenz sind häufige Störungsbilder, die in der Altersmedizin sowohl im ambulanten als auch im stationären Rahmen eine bedeutende Rolle in der Versorgung älterer Menschen spielen. Kognitive Störungen kennzeichnen sowohl das Delir als auch die Demenz und behaviorale und psychische Symptome der Demenz können die Differenzialdiagnose zusätzlich wesentlich erschweren. Während Verhaltensstörungen im Zuge von Demenzerkrankungen in der Regel den passenden Behandlungsrahmen in der Alterspsychiatrie finden, benötigt das Delir ein zeitnahes, interdisziplinäres klinisches Management. Vor diesem Hintergrund ist es entscheidend, eine möglichst klare differenzialdiagnostische Abgrenzung zwischen Delir und Demenz mit Verhaltensstörung treffen zu können.
Dr. med. Isabella Glaser – Leiterin DelirUnit Universitäre Altersmedizin FELIX PLATTER, Basel
Weil viele neurologischen Erkrankungen Krankheiten des Alters sind, hat sich die Neurologin Dr. Isabella Glaser für die Geriatrie entschieden. Der ganzheitliche Ansatz in diesem Fach hat sie angesprochen, denn im Alter kommt «alles» zusammen.
Schlafstörungen – Was sie bewirken und wie sie behandelt werden
Schlafstörungen bei Hirnschlagpatienten sind gefährlich, und eine kurze Schlafdauer ist schlecht für den Blutdruck. Ein neues Schlafmittel erweitert die Therapie. Prof. Dr. Birgit Högl, Leiterin des Bereichs Schlafmedizin, Stv. Direktorin Klinik für Neurologie, Medizinische Universität Innsbruck, fasste an der neurologischen Fortbildungsveranstaltung expanda die neuen Erkenntnisse im letzten Jahr im Bereich Insomnie zusammen.
Orale Alternative bei schwierig zu behandelnden Migränepatienten
ELEVATE ist die erste Studie mit einem oralen CGRP-Antagonisten, die eine signifikante Wirksamkeit in der Prophylaxe von episodischen Migräneattacken bei Patienten zeigt. Damit steht für diese Patienten neben den injizierbaren CGRP-Präparaten und auch eine orale CGRP-Variante zur Verfügung. Gepante sind orale, niedermolekulare CGRP-Rezeptor-Antagonisten, die ebenfalls speziell zur Behandlung von Migräne entwickelt wurden.
Hypertonie-Refresher für die neurologische Praxis
In der Neurologie kommen wir mit der arteriellen Hypertonie sowie mit Antihypertensiva in Berührung, wenn wir beispielsweise bei der Behandlung des essenziellen Tremors oder zur Migräneprophylaxe bestimmte Betablocker verschreiben oder uns überlegen, welcher Blutdruck auf der Stroke Unit toleriert werden soll, und wenn wir über die beste Sekundärprophylaxe aufklären nach einer Hirnblutung. Die arterielle Hypertonie ist ein Thema, das fächerübergreifend von Relevanz ist. Sie ist häufig, potenziell gefährlich und kann iatrogen entstehen.
In diesem Heft
Psychiatrie: Zwangsstörungen
Editorial
Fortbildung
- Expositionstherapie bei Zwangserkrankungen – Varianten und Optionen
- Ich bemerke und entscheide – Tun, was der Zwang sagt oder was mir wirklich wichtig ist?
Neurologie: Delir
Editorial
Fortbildung
- Das Delir beim neurologischen Patienten: Übersicht zu Diagnosestellung und Management
- Medikamentöse Therapie von Delirsymptomen
- Evidenzbasierte Multikomponentenprävention und Behandlung des Delirs
- Abgrenzung Delir zu behavioralen und psychischen Symptomen bei Demenz (BPSD)