Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 05/2014
Vegetarismus versus Fleischkonsum
Die SGE informiert
Nutrinfo® – Der Informationsdienst für Ernährungsfragen
Der kostenlose Informationsdienst der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE gibt Auskunft zu Fragen über Ernährung und Lebensmittel. Nutrinfo® hat dabei weder kommerzielle noch ideologische oder politische Interessen und beruft sich auf gesicherte wissenschaftliche Quellen. Wir geben Auskunft in den drei Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch.
Die Schweiz isst flexibel – Mal mit mal ohne Fleisch und Fisch
Die Schweizer Gesundheitsbefragungen zeigen, dass 2012 über 90 Prozent der Schweizer Bevölkerung Fleisch und Fisch ass. Dagegen interessieren sich junge, besser gebildete Frauen für vegetarische Kostformen. Sicher wählen auch junge Männer vermehrt vegetarische Produkte, denn 40 Prozent der Bevölkerung gelten als Flexitarier, sie sind also Teilzeitvegetarier. Dieses Essverhalten entspricht weitgehend den offiziellen Ernährungsempfehlungen, regelmässig vegetarische Tage einzulegen. Wer seine vegetarischen Mahlzeiten sorgfältig plant und die kritischen Nährstoffe bewusst beachtet, geht dabei auch kein Risiko ein, sondern tut sich etwas Gutes.
Fleisch als Lebensmittel
Wichtiger Nährstofflieferant oder Ursache für Krankheiten?
Die meisten Menschen weltweit konsumieren regelmässig Fleisch und Fleischprodukte, wobei die Anteile zwischen den Ländern variieren. Während etwa 98 Prozent der Franzosen nicht darauf verzichten wollen, leben zirka 35 Prozent der Inder vegetarisch. In der Schweiz geht man von etwa 97 Prozent Fleischkonsumenten aus (1). Gründe, Fleisch zu essen, gibt es viele. Für die einen ist es besonders der Geschmack, der zählt. Andere legen Wert auf einen abwechslungsreichen Speiseplan und sehen darüber hinaus im Fleisch eine hervorragende Eiweiss- und Energiequelle sowie einen wichtigen Lieferanten für Vitamine und Mineralstoffe. Auch die Motivation für eine vegetarische Lebensweise variiert. So gelten als wichtige Beweggründe: Gesundheit, Ökologie, Religion und Ethik (2). Nachfolgend sollen sowohl die Bedeutung von rotem Fleisch und Fleischprodukten als wichtige Lebensmittel als auch die potenziellen gesundheitlichen Konsequenzen eines reichlichen Fleischverzehrs beleuchtet werden.
Vegetarismus/Veganismus – was dafür spricht
Vegetarismus ist Teil eines Lebensstilkonzeptes, das neben gesundheitlichen Anliegen auch Tierrechte, Umweltaspekte und Perspektiven der Welternährung beachtet. Die Überlegungen, Einstellungen und Verhaltensweisen der Vegetarier unterscheiden sich deshalb deutlich von denen der Fleischesser. Daher wurden Vegetarier bis vor Kurzem noch belächelt und als Sektierer angesehen – ihre vermeintlich asketische Lebensweise erweckte Misstrauen.
Vegetarische und vegane Ernährung – potenzielle Risiken
Aufgrund der Analyse zahlreicher grosser Kohortenstudien von guter Studienqualität gilt es heute als unbestritten, dass eine Ernährung mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse sowie einer geringen Zufuhr an gesättigten Fettsäuren und rotem sowie verarbeitetem Fleisch das Risiko für Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes und einigen Krebserkrankungen signifikant senken kann (1-3). Dies gilt auch für vegetarische Ernährungsformen (siehe dazu S 15 ). Dennoch kann es, besonders bei ungünstiger Lebensmittelauswahl, sowohl bei Omnivoren als auch bei Vegetariern und Veganern zu einer suboptimalen Nährstoffversorgung kommen, was das Risiko für bestimmte Erkrankungen möglicherweise erhöhen kann.
Nachhaltigkeit beim Essen durch weniger Fleisch
Die Bereitstellung von Nahrungsmitteln für den privaten Konsum verursacht in der Schweiz etwa 28 Prozent der Umweltbelastungen. Mehr als 40 Prozent dieser Belastungen entstehen durch den Verzehr von Fleisch und tierischen Produkten. Alle Akteure, die in der Nahrungsmittelproduktion tätig sind, aber auch die Konsumenten können zu einer Reduktion dieser Belastungen beitragen. Der nachfolgende Beitrag erklärt die Zusammenhänge und zeigt auf, wie sich Konsumenten und Konsumentinnen umweltfreundlicher verhalten und Umweltbelastungen effizient verringern können.
Gesundheitliche Aspekte des Fleischkonsums
Stellungnahme der Eidgenössischen Ernährungskommission zur epidemiologischen Datenlage und Ableitung von Empfehlungen
In den vergangenen Jahren erschienen zahlreiche Publikationen zu epidemiologischen Studien, in denen die Zusammenhänge zwischen Konsum von Fleisch, insbesondere von rotem, weissem und verarbeitetem Fleisch, und dem Auftreten bestimmter, häufig vorkommender Erkrankungen beschrieben wurden. Eine Arbeitsgruppe der Eidgenössischen Ernährungskommission (EEK) hat die epidemiologische Datenlage beurteilt und eine Stellungnahme verfasst. Sie kommt zum Schluss, dass bei den aktuellen Empfehlungen des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) bezüglich Fleisch und Fleischprodukten gewisse Änderungen angebracht sind. Der Konsum von unverarbeitetem rotem und insbesondere von verarbeitetem Fleisch sollte einschränkender als bisher empfohlen werden. Die entsprechende Anpassung der Empfehlungen soll vom BLV in geeigneter Form kommuniziert werden.
Nährstoffversorgung bei vegetarischer Ernährung
Tierische Lebensmittel sind wertvolle Lieferanten für Proteine, Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Bei der Zusammenstellung einer vegetarischen Ernährung sollte dies berücksichtigt werden.
Essen wie in der Steinzeit – Darwin als ultimativer Ernährungsberater
Teil 3: Auf der Suche nach «der» paläolithischen Ernährung – ethnologische Befunde
Wie im zweiten Teil dieser Beitragsserie skizziert, lässt sich das Ernährungsverhalten in der Altsteinzeit nur ansatzweise rekonstruieren (1). Quantitative Angaben zur Paläo-Diät gründen daher vielfach auf Daten zur Ernährungsweise historischer und rezenter Jäger-und Sammler-Kulturen. Im Nachfolgenden wird zu klären sein, wie die Nahrung von Jägern und Sammlern beschaffen ist, die als Modell für eine Ernährung nach dem Steinzeitprinzip dient.
Inhaltsverzeichnis
EDITORIAL
Die SGE informiert
Vegetarismus versus Fleischkonsum
- Die Schweiz isst flexibel - Mal mit mal ohne Fleisch und Fisch
- Fleisch als Lebensmittel
- Vegetarismus/Veganismus - was dafür spricht
- Vegetarische und vegane Ernährung - potenzielle Risiken
- Nachhaltigkeit beim Essen durch weniger Fleisch
- Gesundheitliche Aspekte des Fleischkonsums
- Nährstoffversorgung bei vegetarischer Ernährung