Migration: Fördern, aber auch fordern
Leben bedeutet immer Auseinandersetzung mit Fremdem und mit der Differenzierung zwischen fremd und eigen. Lebensvielfalt und Veränderungen wären nicht möglich, wenn wir alles Fremde abstossen würden – weder kulturell, seelisch noch biologisch. Bereits vor der Geburt, während der Schwangerschaft, wächst ein genetisch fremdes Individuum im Körper der Mutter. Ihr Immunsystem, das sonst sehr genau zwischen fremd und eigen unterscheidet, lässt das zu. Auch die Migration fordert eine Balance zwischen fremd und eigen, ein Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen emotionalen, sozialen und kulturellen Bedürfnissen und Ansprüchen. Das Eigene gibt Vertrauen und verbindet, doch es erstarrt, wenn es sich nicht mit Fremdem und Neuem mischt.