CongressSelection 09/2023
Was war wichtig am ESC-Kongress?
Interview mit PD Dr. Simon Stämpfli
Am diesjährigen Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) in Amsterdam, an dem 24 000 Personen vor Ort und 6000 Personen virtuell teilnahmen, wurden viele Neuigkeiten vorgestellt. Darunter waren einige neue Guidelines und ein Update zu einer bestehenden Guideline. Alle sind für sich genommen wichtig und interessant. Im Interview erklärt PD Dr. Simon Stämpfli, Kardiologie, Kantonsspital Luzern, welches seine Kongresshighlights waren. Beeindruckt ist er unter anderem von der STEP-HFpEF-Studie mit Semaglutid bei Herzinsuffizienten mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF) und der QUEST-Studie mit einer chinesischen Kräutermischung, die Herzinsuffizienzssymptome lindert.
ESC Herzinsuffizienz-Guidelines – Update wurde wegen neuer Evidenz nötig
Guidelines werden alle paar Jahre aktualisiert und der inzwischen erschienenen Evidenz angepasst. Seit der letzten Anpassung der Guidelines für die Diagnose und Behandlung der Herzinsuffizienz 2021 kamen in sehr kurzer Zeit einige «Game changing»-Studien heraus, sodass eine erneute Anpassung nach nur zwei Jahren nötig wurde, vor allem in Bezug auf die SGLT2-Hemmer. Das Update präsentierte Mitautor Prof. Marco Metra, Universität Brescia (I), am Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) in Amsterdam.
Neue ESC-Diabetes-Guidelines – Empfehlungen für Diabetiker mit kardiovaskulärer Erkrankung
Weil die Prognose von Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen und Typ-2-Diabetes schlechter ist als ohne Diabetes, hat die European Society of Cardiology (ESC) Empfehlungen formuliert, um dieses Risiko zu reduzieren. Dazu gehören ein eigens entwickelter Risikorechner SCORE2-Diabetes und Guidelines zur Behandlung von Typ-2-Diabetikern mit hohem und sehr hohem kardiovaskulärem Risiko. Die neuen Guidelines wurden am diesjährigen ESC-Jahreskongress in Amsterdam präsentiert.
Atheroskleroserisiko senken – Dyslipidämie schon im Nabelschnurblut sichtbar
Mittlerweile stehen für eine effiziente Behandlung erhöhter Lipidwerte einige Lipidsenker zur Verfügung, die bei Bedarf auch als Kombination angewendet werden können. Je früher die Therapie beginnt, desto tiefer kann das kardiovaskuläre Risiko gehalten werden. Und je früher eine Dyslipidämie entdeckt werden kann, desto besser. Das ist nun schon im Nabelschnurblut von Neugeborenen möglich.
Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie – VALOR-HCM zeigt Langzeitwirksamkeit von Mavacamten
Die Einnahme des Myosin-Inhibitors Mavacamten über 56 Wochen reduzierte bei Patienten mit symptomatischer hypertropher obstruktiver Kardiomyopathie die Notwendigkeit für eine Septumreduktion signifikant, wie die am ESC-Kongress präsentierten Daten der offenen Verlängerung der VALORHCM-Studie zeigen.
STEP-HFpEF-Studie – GLP-1-RA scheint Herzinsuffizienz zu verbessern
Die Erkenntnis, dass nicht nur SGLT2-Hemmer bei einer Herzinsuffizienz Symptome lindern, sondern auch ein GLP-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1-RA), hat am ESC-Kongress für Aufsehen gesorgt. In der STEP-Studie mit Semaglutid zeigte sich nämlich, dass der GLP-1-RA bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit erhaltener Auswurffraktion (HFpEF) neben den zwei definierten Endpunkten Gewichtsverlust und Herzinsuffizienzsymptome auch noch die Mortalität zu senken scheint.
Was ist Ihnen am ESC-Kongress aufgefallen?
Interview mit Prof. Isabella Sudano, Universitätsspital Zürich
Wir fragten Prof. Isabella Sudano, Leitende Ärztin an der Klinik für Kardiologie des Universitätsspitals Zürich, nach ihren Kongress-Highlights und wollten wissen, welche am Jahreskongress der European Society of Cardiology präsentierten Ergebnisse für die hausärztliche Praxis von Interesse sind.
Chinesische Kräuter lindern Herzinsuffizienzsymptome zusätzlich
Bei Patienten mit Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF) unter Standardtherapie vermochte eine chinesische Kräutermischung in der am ESC-Kongress präsentierten QUEST-Studie zum Erstaunen des Kongresspublikums die Endpunkte herzinsuffizienzbedingte Hospitalisierung und kardiovaskulärer Tod weiter zu verbessern.
CGM bei psychisch kranken Diabetikern – Akzeptanz und Interesse sind viel versprechend
Eine kontinuierliche Blutzuckermessung könnte für psychisch erkrankte Menschen mit Typ-2-Diabetes eine Erleichterung darstellen. Geht es doch darum, auch bei ihnen zuverlässig Hypoglykämien zu vermeiden. Ob bei diesen Patienten eine CGM funktioniert und wie die Akzeptanz ist, erforschte eine britische Wissenschaftlerin, die ihre Resultate am Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Hamburg vorstellte.
Typ-2-Diabetestherapie bei gestörter Nierenfunktion – «Schützen Sie die Endorgane»
Patienten mit Typ-2-Diabetes sterben meist aufgrund kardiovaskulärer Ursachen. Sie leiden aber auch sehr häufig an einer chronischen Nierenerkrankung, die wiederum die kardiovaskuläre Mortalität erhöht. Deshalb sollte jeder Patient mit Typ-2-Diabetes auch eine renoprotektive Behandlung erhalten. Womit, das erklärte Prof. Ofri Mosenzon, Hebrew University of Jerusalem (IL), am Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Hamburg.
Doppelstrategie mit GIP-/GLP-1-RA – Blutzucker und Gewicht sinken kontinuierlich
Mit dem dualen GIP-/GLP-1-Rezeptor-Antagonisten (GIP-/GLP-1-RA) Tirzepatid ist eine Alternative zu den GLP-1-RA entstanden, sowohl was die Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetes betrifft, als auch hinsichtlich der Gewichtsreduktion. Die Studien dazu wurden am Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Hamburg besprochen.
Oraler GLP-1-RA im Praxisalltag – Real-World-Studie bestätigt Wirksamkeit
Studien, die zur Zulassung von Medikamenten führen, unterliegen strengen Selektions- und Durchführungsvorschriften und haben deshalb mit dem Patientengut im klinischen Alltag nicht viel gemeinsam. Diesen Praxisalltag können Real-World-Studien besser abbilden. Um herauszufinden, ob mit dem oralen Semaglutid auch in der Routinepraxis eine glykämische Kontrolle und eine Gewichtsreduktion erreicht werden können, wurde mit dem GLP-1-Rezeptor-Agonist (GLP-1-RA) eine Real-World-Studie durchgeführt.
Duale Therapie mit SGLT2-Hemmern und GLP-1-RA – Profitieren Niere und Herz?
Immer häufiger werden die beiden Substanzklassen SGLT2-Hemmer und GLP-1-RA miteinander kombiniert. Ob diese Kombination im Vergleich zu anderen Kombinationen zu einem Nutzen für die Niere und für das Herz führt, wurde in einer dänischen Real-World-Studie untersucht. Deren Ergebnisse wurden am Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) in Hamburg präsentiert.
Mortalität nach Myokardinfarkt bleibt für Patienten mit Typ-1-Diabetes hoch
Weitere News
– Grösseres Amputationsrisiko für männliche und geschiedene Diabetiker
– Ist eine metabolisch gesunde Adipositas möglich?
– Sudden-death-Risiko bei bestimmten Medikamenten erhöht
In diesem Heft
Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 25.bis 28. August 2023, Amsterdam
- Was war wichtig am ESC-Kongress?
- ESC Herzinsuffizienz-Guidelines - Update wurde wegen neuer Evidenz nötig
- Neue ESC-Diabetes-Guidelines - Empfehlungen für Diabetiker mit kardiovaskulärer Erkrankung
- Atheroskleroserisiko senken - Dyslipidämie schon im Nabelschnurblut sichtbar
- Hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie - VALOR-HCM zeigt Langzeitwirksamkeit von Mavacamten
- STEP-HFpEF-Studie - GLP-1-RA scheint Herzinsuffizienz zu verbessern
- Was ist Ihnen am ESC-Kongress aufgefallen?
Kongressnews
Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) 2. bis 6. Oktober, Hamburg
- CGM bei psychisch kranken Diabetikern - Akzeptanz und Interesse sind viel versprechend
- Typ-2-Diabetestherapie bei gestörter Nierenfunktion - «Schützen Sie die Endorgane»
- Doppelstrategie mit GIP-/GLP-1-RA - Blutzucker und Gewicht sinken kontinuierlich
- Oraler GLP-1-RA im Praxisalltag - Real-World-Studie bestätigt Wirksamkeit
- Duale Therapie mit SGLT2-Hemmern und GLP-1-RA - Profitieren Niere und Herz?