CongressSelection 04/2023
«Bei Infektverdacht sofort eine Therapiepause veranlassen»
Interview mit Dr. med. Adrian Forster, Chefarzt an der Schulthess Klinik Zürich
Wir baten Dr. med. Adrian Forster von der Schulthess Klinik Zürich um eine klinische Einordnung einiger Studien, die am Jahrestreffen 2023 der EULAR vorgestellt wurden, und befragten den Experten zu seinen persönlichen Kongresshighlights.
Denosumab – Hoffnungsschimmer für Patienten mit Handarthrose?
Eine neue am EULAR-Kongress in Mailand vorgestellte Studie zeigt, dass der monoklonale IgG2-Antikörper Denosumab bei Patienten mit Handarthrose die Progression signifikant verlangsamt. Allerdings wurde dabei die für die Osteoporosebehandlung übliche Dosierung verdoppelt.
Therapie der rheumatoiden Arthritis – Die Studie ORAL Surveillance und die Folgen
Eine Frage, die die rheumatologische Community in den vergangenen Monaten intensiv beschäftigte, ist jene nach dem Stellenwert und der Sicherheit der JAK-Inhibitoren im Management der rheumatoiden Arthritis (RA). Zahlreiche Arbeiten, die im Rahmen des diesjährigen EULAR-Kongresses vorgestellt wurden, beschäftigten sich mit diesem Thema und verglichen Sicherheit und Wirksamkeit von JAKInhibitoren und Biologika in unterschiedlichen Populationen und Kohorten.
Rheumatische Erkrankungen – Auf Lungenbeteiligung screenen und behandeln
Eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) kann als gefährliche Komorbidität im Verlauf praktisch aller entzündlich-rheumatischen Erkrankungen auftreten. In den vergangenen Jahren konnte für eine Reihe von Therapien die Wirksamkeit in dieser Indikation gezeigt werden. Entsprechende Empfehlungen in den Guidelines werden derzeit überarbeitet.
Lupus erythematodes – Die neuen EULAR-Empfehlungen für das Management des SLE
In den neuen EULAR-Empfehlungen wird die Reduktion der Glukokortikoidexposition als zentrales Ziel im Management des systemischen Lupus erythematodes (SLE) formuliert. Dieses Ziel wird unter anderem durch den Einsatz der beiden spezifisch in der Indikation SLE zugelassenen Biologika Belimumab und Anifrolumab erreichbar.
Update Psoriasisarthritis – Der Einsatz von systemischen Glukokortikoiden wird nicht mehr empfohlen
Weniger Glukokortikoide, Einschränkung des Einsatzes von NSAR/Steroiden in Monotherapie, JAK-Inhibitoren als Therapiealternative, mehr Optionen bei axialer Beteiligung und Berücksichtigung nicht muskuloskelettaler Manifestationen – das sind die wichtigsten Veränderungen im aktuellen Update 2023 der Psoriasisarthritis-Leitlinien im Vergleich zu 2019.
Psoriasisarthritis – Erhöhtes Risiko für Gefässentzündungen
Rheumatische Erkrankungen gehen häufig mit multiplen Entzündungen einher. Auf dem EULAR-Kongress in Mailand wurde nun – neben einer Reihe weiterer interessanter Studien zur Psoriasisarthritis (PsA) – eine Untersuchung vorgestellt, nach der bei PsA-Patienten auch die grossen Gefässe entzündlich betroffen sein können.
Studie zum Einsatz von Methotrexat bei Männern mit Kinderwunsch – Behandlung kann ohne wesentliche Sicherheitsbedenken fortgeführt werden
Für männliche Rheumapatienten mit Kinderwunsch wird von Fachgesellschaften immer noch empfoh len, ihre Behandlung mit Methotrexat (MTX) drei Monate vor der Zeugung abzusetzen. In einer am EULAR vorgestellten niederländischen Studie konnte erstmals gezeigt werden, dass bei solchen Pa tienten bioaktives MTX nicht oder nur in sehr geringen Mengen in Spermatotozoen vorhanden ist.
Morbus Behçet – Vielfältige Symptomatik, schwierige Diagnose und wenig Evidenz zur Therapie
Der Morbus Behçet ist eine entzündlich rheumatische Systemerkrankung aus dem Formenkreis der Vaskulitiden, die praktisch alle Organe und Körperregionen betreffen kann. Die Erkrankung tritt gehäuft entlang der ehemaligen Seidenstrasse auf, mit einer relativ hohen Prävalenz (bis über 400 pro 100 000 Personen) in der Türkei und im Iran, aber auch in Teilen Chinas. Durch die Migrationsbewegungen der letzten Jahrzehnte steigt somit auch in Mitteleuropa die Wahrscheinlichkeit, mit Behçet-Fällen konfrontiert zu werden.
Komplikation rheumatischer Erkrankungen – Wenn Schmerzen sich selbstständig machen
Chronischer Schmerz stellt im Umgang mit Rheumapatienten eine erhebliche Herausforderung dar, zumal sich das initial infolge von Entzündung auftretende Schmerzgeschehen verselbständigen kann. In diesem Fall persistiert der Schmerz, auch wenn die Inflammation gut kontrolliert ist. Im schlimmsten Fall kann sich der Schmerz bis hin zum Ganzkörperschmerz ausbreiten. In der Therapie des chronischen Schmerzes stehen nicht medikamentöse Massnahmen im Vordergrund.
Kongressnews
– Gute Herpes-zoster-Impfantwort bei UPA/ MTX-Therapie
– Langzeitnebenwirkungen: Moderne vs. konventionelle DMARDs
– Wenige mit Übergang von nr-axSpA zu r-axSpA
– Geografische Unterschiede im Phänotyp bei axSpA
In diesem Heft
Jahreskongress der European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR) 31. Mai bis 3. Juni 2023 in Mailand
- «Bei Infektverdacht sofort eine Therapiepause veranlassen»
- Denosumab - Hoffnungsschimmer für Patienten mit Handarthrose?
- Therapie der rheumatoiden Arthritis - Die Studie ORAL Surveillance und die Folgen
- Rheumatische Erkrankungen - Auf Lungenbeteiligung screenen und behandeln
- Lupus erythematodes - Die neuen EULAR-Empfehlungen für das Management des SLE
- Update Psoriasisarthritis - Der Einsatz von systemischen Glukokortikoiden wird nicht mehr empfohlen
- Psoriasisarthritis - Erhöhtes Risiko für Gefässentzündungen
- Studie zum Einsatz von Methotrexat bei Männern mit Kinderwunsch - Behandlung kann ohne wesentliche Sicherheitsbedenken fortgeführt werden
- Morbus Behçet - Vielfältige Symptomatik, schwierige Diagnose und wenig Evidenz zur Therapie
- Komplikation rheumatischer Erkrankungen - Wenn Schmerzen sich selbstständig machen