CongressSelection 01/2015
Dermatologie
Kongressnotizen EADV
Zahlen zur Psoriasis
Weltweit leben gegenwärtig rund 125 Millionen Menschen mit Psoria- sis (fast 1,8% der Weltpopulation), rund ein Drittel davon leidet an einer mode- raten bis schweren Form. Dabei ist der Ein- fluss auf die Lebensqualität sehr hoch und mit dem von Krebs (Lymphoma), Arthritis, Typ-2-Diabetes oder Depressionen vergleich- bar. So fühlen sich 75 Prozent der Betroffenen unattraktiv, 54 Prozent leiden unter Depres- sionen, 31 Prozent haben finanzielle Schwie- rigkeiten und 8 Prozent können nur zu Hause einer Arbeit nachgehen.
Frühes Eingreifen bremst den atopischen Marsch
Schon mit der Behandlung der atopischen Dermatitis die Weichen stellen
Eine sehr früh im Leben einsetzende atopische Dermatitis ist häufig der erste Schritt im atopischen Marsch; als nächste Schritte folgen bei einem Teil der Betroffenen das Asthma und die allergische Rhinitis. Je früher man eingreift, desto grösser ist offenbar die Chance, diesen Marsch aufzuhalten.
Relapserisiko deutlich senken
Einsatz von topischen Therapeutika bei atopischer Dermatitis
Bei gefährdeten Patienten mit atopischer Dermatitis (AD) reduziert eine intensive tägliche Behandlung mit Emollienzien die Notwendigkeit von aktiven Therapien erheblich. Aber auch eine proaktive Behandlung mit topischen Kortikosteroiden oder Calcineurininhibitoren kann bei chronischer atopischer Dermatitis die Anzahl der Flares deutlich reduzieren.
Was tun bei schweren Entzündungsschüben
Systemische Behandlung der atopischen Dermatitis
Kommt es bei der atopischen Dermatitis (AD) zu schweren Entzündungsschüben, hilft häufig nur noch eine systemische Therapie. Jede der zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten habe ihre Vor- und Nachteile, betonte Prof. Dr. med. Andreas Wollenberg vom Klinikum Grosshadern in München bei seinem kurzen Überblick.
Evidenzbasierte Dermokosmetika
Sind Anti-Aging-Kosmetikprodukte nachweislich wirksam?
Der Hautpflege kommt heutzutage eine immense Bedeutung zu – oft mit dem Ziel, möglichst lang attraktiv und jugendlich auszusehen. Dermokosmetische Produkte gegen Hautalterung sind begehrt und in allen Preisklassen erhältlich. Obschon einige evidenzbasierte Daten zu AntiAging-Dermokosmetika vorlägen, sei es schwierig zu beurteilen, welches Produkt das Geld tatsächlich wert sei, das Konsumenten dafür auslegen müssten, sagte Dr. med. Tatjana Pavicic, München, im Rahmen des 23. EADV-Kongresses an der EADV-Pressekonferenz und am Symposium «Can we really fight skin ageing?».
Kongressimpressionen EADV
Dem Einfallsreichtum der Erreger Paroli bieten
Therapie rezidivierender bakterieller Hautinfektionen
Seit der Veröffentlichung der ersten kontrollierten Studie zur Wirksamkeit einer antibakteriellen Therapie beim Erysipel (mit dem Sulfonamid Prontosil) sind mehr als 70 Jahre vergangen. Und Gerhard Domagk erhielt dafür 1939 den Nobelpreis. Inzwischen haben gramnegative wie auch grampositive Keime aufgerüstet und unter dem Selektionsdruck vielfältige Resistenzmechanismen entwickelt, sodass es immer wieder zu lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen kommt. Am SGDV-Kongress gab Prof. Dr. med. Stefano Bassetti, Olten, einen Überblick zur Therapie rezidivierender bakterieller Hautinfektionen.
Erfolgreiche Haarspalterei
Haartransplantation: Aus zwei mach vier
In vielen medizinischen Teilgebieten und Indikationen sind Stammzellen ins Zentrum der medizinischen Forschung gerückt – nun auch bei der Haartransplantation, wie Dr. med. Coen Gho vom Hair Science Institute aus Amsterdam auf einer Pressekonferenz beim EADV in Amsterdam deutlich machte.
Quälender chronischer Juckreiz
Amerikanischer Pruritusexperte weiss Rat
Chronischer Pruritus beeinträchtigt die Lebensqualität ähnlich stark wie chronischer Schmerz. Wie Schmerzgeplagte verlangen auch Patienten mit chronischem Pruritus nach einer Behandlung, welche den Juckreiz möglichst rasch lindert. In den meisten Fällen richten Antihistaminika gegen chronischen Pruritus nicht viel aus. Was das Leben bei chronischem Pruritus erträglich machen kann, darüber berichtete Prof. Dr. med. Gil Yosipovitch, Wake Forest University Baptist Medical Center, Winston-Salem, NC, USA.
Kongressnotizen SGDV
Schweizer Psoriasispatienten eine Stimme verleihen
Schöne Haut macht einen Menschen begehrenswert, und man zeigt heute – freizügig wie nie zuvor – ein tiefes Dekolleté, man geht bauchfrei und miniberockt. Das führt dazu, dass man sich dem kritischen Urteil – verbal oder nonverbal – der anderen aussetzt. Vor diesem Hintergrund haben dermatologische Patienten einen schweren Stand, beispielsweise Menschen mit Psoriasis. Ziel einer fragebogenbasierten Analyse war es herauszufinden, welche Symptome Patienten mit Psoriasis am meisten belasten und mit welchen spezifischen Herausforderungen sie sich im Alltag konfrontiert sind.
Arzneimittelinteraktionen – auch in der Dermatologie relevant
… und gelegentlich ein heisses Eisen
An der Jahresversammlung der SGDV war dem Thema Interaktionen eine Keynote-Lecture gewidmet, was den Stellenwert dieser Thematik unterstreicht – auch und insbesondere in der Dermatologie. Denn zunehmend mehr Systemtherapien halten Einzug, weshalb es essenziell ist, sich über die bereits bestehenden Medikationen zu informieren und so das Interaktionsrisiko zu verringern. Mit einem Überblick aus Sicht des klinischen Pharmakologen konnten die Teilnehmer ihr Wissen auffrischen und aktualisieren.
Langzeitwirksamkeit des Hedgehog-Inhibitors bestätigt
Vismodegib beim fortgeschrittenen Basalzellkarzinom
Die Bedeutung des Hedgehog-Signalwegs für das Tumorwachstum wurde erst vor wenigen Jahren deutlich. Bei manchen Patienten mit Basalzellkarzinomen, die einen Inhibitor dieses Signalwegs erhalten, ist bereits nach wenigen Wochen eine Schrumpfung des Tumors sichtbar.
Neues zur Propranololtherapie bei infantilen Hämangiomen
Propranolol ist mittlerweile eine sichere und effektive Therapie zur Behandlung von infantilen Hämangiomen. Seit November 2014 ist der Betablocker auch in der Schweiz zur Behandlung solcher Hämangiome zugelassen. Am EADV in Amsterdam wurden neue Studien zur Anwendung und Einschätzung dieser Therapie vorgestellt.
Acne inversa – das ist häufig ein Zufallsbefund – Interview
Viele Patienten mit Hidradenitis suppurativa gehen erst zum Arzt, wenn die Läsionen schon weit fortgeschritten sind. Dies mindert die Chance auf eine möglichst narbenfreie Heilung beträchtlich. Im Interview verdeutlicht Dr. med. Mark Anliker vom Kantonsspital St. Gallen, welche Verhaltensregeln beachtet werden sollten und welche Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen.
Tätowierungen – Vorsicht vor kontaminierten Farben
Infektionen und Allergien als mögliche Komplikationen unterschätzt
Tätowierungen sind in Mode: Rund 100 Millionen Europäer besitzen einen solchen Körperschmuck. Dass die dafür verwendeten Tinten immer wieder mit Bakterien verseucht sind und dadurch böse Infektionen ausgelöst werden können, ist vielen nicht bewusst. Prof. Dr. med. Jörgen Serup aus Kopenhagen machte am EADV auf diese Gefahren aufmerksam.
23. Jahreskongress der European Academy of Dermatology and Venerology (EADV) 9.-12. Oktober 2014 in Amsterdam
96. Jahresversammlung der Schweizerischen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie (SGDV) 4.-6. September 2014 in Basel
- Kongressnotizen EADV
- Frühes Eingreifen bremst den atopischen Marsch
- Relapserisiko deutlich senken
- Was tun bei schweren Entzündungsschüben
- Evidenzbasierte Dermokosmetika
- Kongressimpressionen EADV
- Dem Einfallsreichtum der Erreger Paroli bieten
- Erfolgreiche Haarspalterei
- Quälender chronischer Juckreiz
- Kongressnotizen SGDV
- Arzneimittelinteraktionen - auch in der Dermatologie relevant
- Langzeitwirksamkeit des Hedgehog-Inhibitors bestätigt
- Neues zur Propranololtherapie bei infantilen Hämangiomen
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