Schweizer Zeitschrift für Psychiatrie & Neurologie 02/2023
Stressfolgeerscheinungen erfordern eine ganzheitliche Betrachtung
In der Hausarztpraxis und der psychiatrischen Praxis sind Patientinnen und Patienten mit Stressfolgeerscheinungen wie Erschöpfungszuständen sicherlich die mit am häufigsten zu untersuchenden und zu behandelnden. Sehr oft sind Erschöpfungssymptome die Folge von chronischem Stress, von ständiger Angespanntheit, von fehlender Erholung und fehlendem Ausgleich.
Fatigue im Spannungsfeld von Psyche und Soma
Fatigue ist ein häufiges Symptom mit einer weiten Bandbreite an Auslösern und Ursachen. Dieses wird häufig als psychische Störung verkannt oder abgetan. Dieser Artikel soll einen besseren Überblick über die syndromalen Überschneidungen, aber auch klare Abgrenzungen klären.
Burnout und Erschöpfungsdepression
Burnout ist ein stressbedingtes psychosomatisches Syndrom und zeigt eine hohe Überlappung mit Depression. Wie äussert sich Burnout und welche Risikofaktoren begünstigen seine Entstehung? Unterscheidet sich Burnout überhaupt von einer Depression? Weist die Depression, die mit Burnout einhergeht, Besonderheiten auf? Entspricht sie einer Erschöpfungsdepression? Müssen bei einer Depression, die mit Burnout einhergeht, therapeutisch besondere Aspekte berücksichtig werden?
Chronischer Stress – verborgene Ängste – Folgewirkungen
Psychischer Stress spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung chronifizierter Angstreaktionen. In ihrer Alarmfunktion fühlt sich Angst primär unangenehm an. Wenn sie länger anhält, weil die Ursachen bestehen bleiben, wie zum Beispiel bei chronischem Stress, wird die Angst nicht mehr bewusst wahrgenommen (verdrängt), und es findet eine Gewöhnung (Habituation) statt. Kommt es zur Angstüberflutung, kann das zu Fehlreaktionen von bedrohlichem Ausmass führen, bis zu Dissoziation und Automutilation, stuporöser Erstarrung oder psychotischen Zustandsbildern und Ähnlichem. Dabei imponiert nicht unbedingt eine Angststörung gemäss ICD-11. Deshalb entgehen diese Angstsymptome häufig einer gezielten und systematischen Beobachtung, und die Aufmerksamkeit richtet sich zuerst auf die erwähnten pathologischen Auswirkungen. Die Behandler sollten daher so weit sensibilisiert werden, dass sie subtile Anzeichen von Angst unmittelbar wahrnehmen können. Damit wäre es möglich, auf das jeweilige Ausmass von Angst wirkungsvoll zu reagieren und damit auch direkt an der individuellen Angstkapazität arbeiten zu können.
Gestörter Schlaf – Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Der Schlaf begleitet die Menschen über das ganze Leben. Ein guter Schlaf wird oft mit Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit in Zusammenhang gebracht. Ist der Schlaf gestört, kann das zum Problem werden, denn der Wunsch, schlafen zu können, rückt ins Zentrum der Gedanken. In verschiedenen Studien konnte gezeigt werden, dass Schlafstörungen häufig mit einer Verschlechterung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit, wie auch der Befindlichkeit insgesamt verbunden sind (1, 2).
Revolution in der Therapie- Hepatitis C lässt sich in der stationären Psychiatrie einfach behandeln
Menschen mit psychischen Erkrankungen weisen gehäuft eine chronische Hepatitis C auf. Da die Diagnostik und Behandlung einer chronischen Hepatitis C in den letzten Jahren sehr viel einfacher geworden sind, kann eine Therapie heute auch von Psychiaterinnen und Psychiatern durchgeführt werden. Das Programm HepCare unterstützt sie auf Wunsch dabei. Suchtpatienten sind am stärksten von Hepatitis C betroffen.
Dr. med. Joachim Leupold – Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Bad Ragaz
Joachim Leupold ist aus tiefstem Herzen Therapeut, obwohl er ursprünglich einmal Urologe werden wollte. Dass er heute in der Schweiz praktiziert, hat zwei persönliche Gründe.
Neuro-Urologie im Fluss
Kontinenz und willkürliche Miktion sind für die meisten von uns im Alltag selbstverständlich. Wenn «alles läuft», führt man sich kaum vor Augen, welche komplexen neuronalen Systeme erforderlich sind, um die Speicher- und Entleerungsfunktion des unteren Harntrakts zu gewährleisten. Die Steuerung dieser Funktionen beruht auf einer Interaktion zwischen zentralen, spinalen und peripheren Nerven; somit kann jede Schädigung des Nervensystems potenziell eine Funktionsstörung des unteren Harntrakts verursachen.
Neurogene Funktionsstörung des unteren Harntrakts: Pathophysiologie und Ätiologie
Die neurogene Funktionsstörung des unteren Harntrakts kann durch eine Vielzahl neurologischer Erkrankungen bedingt sein und sich klinisch abhängig von der Ätiologie, Lokalisation und Ausmass der Schädigung sowie Verlauf der neurologischen Grunderkrankung ganz unterschiedlich präsentieren. Das Erkennen einer neurogenen Funktionsstörung des unteren Harntrakts ist von Bedeutung, um geeignete Massnahmen zum Schutz des oberen Harntrakts mit Erhalt der Nierenfunktion zu treffen.
Diagnostik der neurogenen Harnblasenfunktionsstörung
Menschen mit neurologischen Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, Spina Bifida) oder nach neurologischen Traumata (z. B. nach Operationen im Beckenbereich, Rückenmarkverletzung) sind häufig von Funktionsstörungen des unteren Harntrakts betroffen. Eine frühzeitige und genaue neuro-urologische Abklärung und Diagnostik ist wichtig, um das individuelle Risikoprofil bestimmen und eine zielgerichtete Therapiestrategie festlegen zu können. Nur so können langfristig gesundheitliche Folgekomplikationen vermieden und die Lebensqualität erhalten oder sogar verbessert werden.
Prophylaxe und Therapie von Harnwegsinfektionen bei neurogener Blasenfunktionsstörung
Personen mit einer neurogenen Blasenfunktionsstörung (NBFS) leiden gehäuft unter Harnwegsinfekten (HWI). Da diese mit einer erhöhten Morbidität, Mortalität und einer verschlechterten Lebensqualität einhergehen, stellen die Therapie und Prophylaxe von HWI eine der grössten Herausforderungen in der Behandlung von Menschen mit einer NBFS dar.
Prof. Dr. med. Jürgen Pannek Chefarzt – Neuro-Urologie und medizinischer Direktor, Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil
Prof. Pannek kümmert sich leidenschaftlich um urologische Belange seiner querschnittgelähmten Patienten. Dass der ebenso leidenschaftliche Heavy-Metal-Fan überhaupt Urologe geworden ist, verschuldete sein Grossvater.
Erster MS-Forschungspreis geht nach Basel
weitere Meldungen:
– Statine senken auch das intrazerebrale Blutungsrisiko
In diesem Heft
Psychiatrie: Stressfolgeerscheinungen
Editorial
Fortbildung
- Fatigue im Spannungsfeld von Psyche und Soma
- Burnout und Erschöpfungsdepression
- Chronischer Stress – verborgene Ängste – Folgewirkungen
- Gestörter Schlaf - Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
Update
Portrait
Neurologie: Neuro-Urologie
Editorial
Fortbildung
- Neurogene Funktionsstörung des unteren Harntrakts: Pathophysiologie und Ätiologie
- Diagnostik der neurogenen Harnblasenfunktionsstörung
- Prophylaxe und Therapie von Harnwegsinfektionen bei neurogener Blasenfunktionsstörung