CongressSelection 02/2020
«Man muss sich bei der Behandlung Zeit lassen»
Interview mit Prof. Gerhard Rogler
Am letzten Jahreskongress der United European Gastroenterology, der UEG-Week, in Barcelona kamen 13 204 Teilnehmer aus 122 Ländern zusammen, um sich aus 1065 Vorträgen und 2618 Abstracts über die neuesten Entwicklungen und Massgaben zu orientieren. Wir präsentieren Ihnen in diesem Heft eine kleine Auswahl davon und haben Prof. Dr. med. Dr. phil. Gerhard Rogler, Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, nach seinen Kongresshighlights befragt.
Vorgehen bei primärer biliärer Cholangitis
Cholestatische Lebererkrankungen
Patienten mit primärer biliärer Cholangitis haben eine unterschiedliche Prognose, die aber mit der Veränderung von bestimmten Biomarkern gut abgeschätzt werden kann. Aus therapeutischer Sicht profitierten auch Nonresponder von einer Behandlung mit Ursodesoxycholsäure, wie Prof. Ana Lleo, Department of Biomedical Sciences, Humanitas University, Milano (I), an der UEG-Week berichtete.
Wie eine Remission erreicht werden kann
Eosinophile Ösophagitis
Die eosinophile Ösophagitis als chronisch entzündliche und immunvermittelte Erkrankung der Speiseröhre ist erst seit jüngerer Zeit als eigenes Krankheitsbild anerkannt. Unbehandelt kann sie zu einem Remodeling der Speiseröhre führen. Durch eine frühzeitige und konsequente Therapie kann diese Spätkomplikation jedoch vermieden werden. Die Möglichkeiten dazu präsentierte Prof. Stephan Miehlke, Magen-Darm-Zentrum, Universitäres Speiseröhrenzentrum, Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (D), an der UEG-Week.
Tipps zur Therapiestrategie
Leichter bis moderater Morbus Crohn
Die Behandlung des Morbus Crohn bedarf einer langfristigen Strategie. An deren Beginn im leichten bis moderaten Stadium bewähren sich die konventionellen Medikamente. Erst danach sieht Prof. Dr. med. Dr. phil. Gerhard Rogler, Direktor der Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie, Universitätsspital Zürich, den Einsatz für Biologika gerechtfertigt, wie er an der UEG-Week in Barcelona erklärte.
Aktuelle Therapiemöglichkeiten im Überblick
Funktionelle Dyspepsie
Die Behandlung der funktionellen Dyspepsie sei eine Herausforderung und richte sich vorzugsweise nach ihren Leitsymptomen, wie Prof. Jan Tack, Mitherausgeber der Rom-IV-Kriterien, Head of Clinic, Department of Gastroenterology, University of Leuven (B), an der UEG-Week in Barcelona erklärte. Auch alternative Behandlungen wie Phytotherapien, Akupunktur oder Hypnose können einen Versuch wert sein, die Evidenz dazu ist jedoch unterschiedlich stark.
Fragen Sie nach dem Schmerz
Klassifikation der chronischen Obstipation
Bei der chronischen Verstopfung ist es für die Therapie wichtig zu wissen, um welchen Typ es sich handelt. Dabei liefert die Schmerzbeständigkeit den Unterschied zwischen der funktionellen Obstipation und dem Reizdarmsyndrom: Persistiert der Abdominalschmerz über die Defäkation hinaus, oder wird er nach erfolgreicher Darmentleerung besser? Welche Therapiemöglichkeiten es bei chronischer Obstipation gibt, war von Experten an der UEG-Week zu erfahren.
Herangehensweise je nach Syndromtyp
Therapie des Reizdarmsyndroms
Die Behandlung des Reizdarmsyndroms gleicht einem Herantasten über mehrere Stufen. Dies brauche viel Zeit, und je besser die Arzt-Patienten-Beziehung dabei sei, um so mehr Aussicht auf Erfolg bestehe, wie Prof. Magnus Simrén, Department of Internal Medicine, Sahlgrenska Academy, University of Gothenburg (S), an der UEG-Week erklärte. Welche Optionen in der Therapie des Reizdarmsyndroms heute zur Verfügung stehen, war Thema seiner Übersicht.
Welche Behandlungsoptionen bestehen
Therapie der Colitis ulcerosa
In der Therapie der Colitis ulcerosa stehen verschiedene Strategien zur Verfügung. Insbesondere für das schwerere Stadium stehen heute diverse Biologika zur Auswahl. Wie die Therapie einzuleiten ist und nach welchen Kriterien eine Biologika-Therapie begonnen werden sollte, erklärten Prof. Ailsa Hart, St. Marks Hospital, London (UK), und Prof. Iris Dotan, Rabin Medical Center, Tel Aviv University (Israel), an der UEG-Week in Barcelona.
Update der therapeutischen Möglichkeiten
Chronische Diarrhö
In der Therapie der chronischen Diarrhö gab es im Verlauf des letzten Jahres einige Entwicklungen. Angefangen bei der Erkenntnis, dass die Behandlung des diarrhölastigen Reizdarmsyndroms und der funktionellen Diarrhö nicht unterschiedlich sein müssen, bis zu aufregenden neuen Optionen, stellte PD Dr. Jutta Keller vom Israelitischen Krankenhaus in Hamburg (D) die neuesten Resultate an der UEGWeek vor.
Man kann etwas machen
Nicht alkoholische Fettlebererkrankung
Obwohl es für Patienten mit nicht alkoholischer Fettlebererkrankung noch keine zugelassene Therapie gibt, sind die Chancen intakt, mit bestimmten Massnahmen eine Verbesserung herbeizuführen. Ein Gewichtsverlust von 10 Prozent heilt beispielsweise die Entzündung ab und senkt den Fibrosegrad drastisch, und mit einer Ernährungsumstellung kann der Leberfettanteil reduziert werden. Wie das anzustellen ist und was bei der medikamentösen Entwicklung der Stand der Dinge ist, darüber berichtete Prof. Manuel Romero-Gòmez, Virgen del Rocio University Hospital, Sevilla (E), an der UEG-Week in Barcelona.
Kurzmeldungen
– Viele Medikamente verändern das Mikrobiom
– Gemüse und mediterrane Ernährung gut fürs Mikrobiom
– Antibiotikaresistenzen verdoppelt
– IBS-Symptome bessern mit Milchzucker
UEG-Week – United European Gastroenterology Week -21.-23. Oktober 2019 in Barcelona
- «Man muss sich bei der Behandlung Zeit lassen»
- Vorgehen bei primärer biliärer Cholangitis
- Wie eine Remission erreicht werden kann
- Tipps zur Therapiestrategie
- Aktuelle Therapiemöglichkeiten im Überblick
- Fragen Sie nach dem Schmerz
- Herangehensweise je nach Syndromtyp
- Welche Behandlungsoptionen bestehen
- Update der therapeutischen Möglichkeiten
- Man kann etwas machen
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