CongressSelection 12/2018
«Das kardiovaskuläre Risiko evaluieren, nicht einzelne Risikofaktoren»
Interview mit PD Dr. Isabella Sudano, Universitätsspital Zürich
Der Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) ist ein wichtiger Treffpunkt für Kardiologen aus aller Welt und der mittlerweile weltweit grösste Kardiologiekongress. Fast 33 000 Teilnehmer aus 156 Ländern kamen diesmal in München zusammen. Welche Erkenntnisse mit Blick auf die hausärztliche Praxis bedeutsam sind, verriet PD Dr. Isabella Sudano, Leiterin der Hypertonie-, Lipid- und Tabakentwöhnungssprechstunde, Univeristätsspital Zürich und Präsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Hypertonie, im Interview.
ESC-Guidelines – Updates zu fünf verschiedenen Themen
Am ESC-Kongress wurden Updates von fünf Guidelines vorgestellt. Allen voran die neue europäische Hypertonie-Guideline, die schon vor ihrer Publikation zu reden gab, weil man sich fragte, ob sie der neuen amerikanischen Guideline mit der Herabsetzung des Cut-off-Wertes folgen würde. Sie tat es nicht. Weitere Neuerungen gibt es zur Diagnose des Myokardinfarktes, zur Wahl der Revaskularisationsmethode, zum Umgang mit Herzerkrankung in der Schwangerschaft und zum richtigen Erkennen von Synkopen.
Therapieregime ausreizen und Komorbiditäten behandeln
«Aufpassen, dass man kein Vorhofflimmern übersieht»
Interview mit Prof. Dr. Jan Steffel, Universitätsspital Zürich
Aus der Vielfalt der präsentierten Daten das auszulesen, was für die Praxis relevant ist, ist bei Kongressen von der Grössenordnung des europäischen Kardiologiekongresses eine Herausforderung. Wir baten Prof. Dr. Jan Steffel, Leitender Arzt und stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Kardiologie am Universitätsspital Zürich, um seine Einschätzung.
Medikament zur Gewichtsabnahme erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse nicht
CAMELLIA-TIMI-61-Studie
Obwohl Übergewicht mit einer Zunahme kardiovaskulärer Risiken einhergeht, haben sich in der Vergangenheit Medikamente zur Gewichtsabnahme nicht per se als kardiovaskulär vorteilhaft erwiesen, im Gegenteil. Zum ersten Mal konnte nun ein Medikament zeigen, dass es zur Gewichtsabnahme beiträgt ohne auf lange Sicht das kardiovaskuläre Risiko zu erhöhen.
Sind gastrointestinale Blutungen mögliche Tumorvorboten?
Antithrombotische Therapie
Das Auftreten von Blutungen bei antithrombotischen Therapien ist eine häufige und lästige Nebenwirkung von Plättchenhemmern wie auch von Antikoagulanzien. Dass früh auftretende Blutungen einen Hinweis auf verborgene Tumoren liefern können, darauf weist eine Analyse der letztjährigen COMPASS-Studie hin, deren Teilnehmer mit Rivaroxaban und Acetylsalicylsäure behandelt wurden.
Digital Health – Smartphone kann helfen, Vorhofflimmern zu erkennen
Eine in Belgien entwickelt Smartphone-App kann dazu beitragen, Episoden von Vorhofflimmern (VHF) zu entdecken, und hat das Potenzial, in einem Screening bislang nicht bekannte Fälle von VHF zu detektieren.
Stabile KHK – Tipps für die Behandlungsstrategie
Eine stabile koronare Herzerkrankung (KHK) erfordert eine zweigleisige Therapie. Einerseits müssen die Symptome gelindert werden, andererseits braucht es eine Prävention, um die Auswirkungen einer Krankheitsprogression in Grenzen zu halten. Am Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) erklärte Prof. Joao Morais, Head of Cardiology Department and Research Center, Leiria (P), worauf es dabei ankomme.
Stellenwert der Acetylsalicylsäure: Unklarer Nutzen in der Primärprävention
Acetylsalicylsäure gehört in der kardiovaskulären Prävention sozusagen zum Inventar. In der Sekundärprävention ist sie unbestritten. Am ESC-Kongress sind mehrere Studien präsentiert worden, die den Nutzen bei Patienten ohne kardiovaskuläre Erkrankungen hinterfragt haben. Von lieb gewonnenen Gewohnheiten scheint man sich laut den Resultaten verabschieden zu müssen.
ESC-News – Teil 1
– Auch zu viel HDL kann schädlich sein
– Tafamidis wirkt bei seltener Kardiomyopathie
ESC-News – Teil 2
– Auch Ausdauertraining fördert Vorhoffibrose
– Zu viel oder zu wenig schlafen ist schlecht fürs Herz
ESC-News – Teil 3
– Sicherheitscheck mit Bodyscannern auch für Patienten mit Schrittmacher
– GLOBAL-LEADERS-Studie: Kein Vorteil von Ticagrelor nach Stent im zweiten Jahr
Noch mehr Gewicht auf die Ernährung legen
Interview mit Prof. Roger Lehmann, Universitätsspital Zürich
Am EASD-Kongress traf ARS MEDICI Prof. Roger Lehmann, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und klinische Ernährung, Universitätsspital Zürich. Im Interview verriet er, was ihm bei der Therapie des Typ-2-Diabetes wichtig ist und wie die diesjährigen Kongressneuigkeiten zu bewerten sind.
SGLT2-Hemmer – Kardiovaskuläre und renale Wirkungen jenseits der Blutzuckersenkung
Herz und Niere gehören zu den Organen, die bei Typ-2-Diabetikern infolge erhöhter Blutzuckerwerte Schaden nehmen können. Eine neutrale oder besser noch protektive Wirkung auf diese Organe ist daher wünschenswert. Wie die häufig eingesetzten SGLT2-Hemmer und DPP-4-Hemmer sich hinsichtlich kardiovaskulärer und renaler Endpunkte verhalten, wurde am EASD-Kongress referiert.
Prüfung auf Herz und Nieren
GLP-1-Rezeptoragonisten
Vor 50 Jahren dachte man, dass sämtliche Komplikationen bei Typ-2-Diabetikern unter Blutzuckersenkung genetisch determiniert seien. Eine Blutzuckersenkung hatte lediglich das Ziel, hyperglykämische Symptome zu mildern. Heute haben sich die Ansprüche an eine antidiabetische Therapie radikal verändert. Eine zuverlässige Blutzuckersenkung wird vorausgesetzt, und neutrale bis protektive Effekte auf Herz und Nieren sind erwünscht.
EASD:ADA-Konsensus zur Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetes
Neue Guidelines
Aufgrund der vielen neuen Studiendaten bezüglich kardiovaskulärer Outcomes von diversen Antidiabetika haben die European Association for the Study of Diabetes (EASD) und die American Diabetes Association (ADA) ein neues Konsensuspapier zur Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetikern vorgestellt. Eine patientenzentrierte Entscheidungsfindung, Ernährungsanpassung und Bewegung bleiben sind die Grundpfeiler des glykämischen Managements. Werden Medikamente notwendig, ist die erste Massnahme Metformin. Als zweiter Schritt folgt die Wahl von Kombinationspartnern in Abhängigkeit des Vorhandenseins von Komorbiditäten.
Bright-Studie: Titrationsphase entscheidend
In der ersten Head-to-Head-Vergleichsstudie wurden die Eigenschaften zweier Basalinsuline Insulin glargin 300 und Insulin degludec 100 hinsichtlich Blutzuckersenkung und Hypoglykämieinduktion miteinander verglichen. Beide senken den Blutzucker zuverlässig, der Hauptunterschied zeigte sich in der Hypoglykämierate während der Titrationsphase.
DPP-4-Hemmer unter der Lupe
Wie sie kardiorenal wirken
DPP-4-Hemmer senken zuverlässig den Blutzucker. Weil Antidiabetika wie DPP-4-Hemmer jedoch über sehr lange Zeit eingesetzt werden, ist es wichtig zu wissen, ob sie über die Blutzuckersenkung hinaus Einfluss auf makro- oder mikrovaskuläre Komplikationen bei Herz und Nieren nehmen. Eine Übersicht dazu gab es am EASD-Kongress.
EASD-News
Mehr Effizienz durch Biomarker und Biologika
Therapie der Atemwegserkrankungen
In der Therapie von Asthma bronchiale und COPD kristallisiert sich zunehmend ein Trend weg von einer One-size-fits-all-Perspektive in Richtung differenzierterer Strategien heraus. Die Mittel dazu sind gezielte Therapien mit Biologika sowie eine präzisere Phänotypisierung anhand von Biomarkern.
Welche COPD-Patienten profitieren von inhalativen Kortikosteroiden?
Tripeltherapie bei schwerer COPD
Spätestens seit der WISDOM-Studie steht die inhalative Kortikosteroidtherapie bei COPD-Patienten in der Diskussion. Anders als beim Asthma profitieren hier nach heutigem Kenntnisstand nicht alle Patienten. Eine ganze Session auf dem ERS widmete sich daher der Frage, welche Patienten Steroide erhalten sollten – und welche nicht.
Schweres Asthma: Wie können orale Steroide eingespart werden?
Orale Kortikosteroide sind bei schwerem Asthma zwar meistens unverzichtbar, eine Verordnung erfolgt aber häufig zu unkritisch, vor allem von Allgemeinärzten. Dies kann die Lebensqualität von Patienten mit schwerem Asthma deutlich einschränken; zudem sollten unbedingt die Nebenwirkungen bedacht werden, die bei kumulativ steigenden Dosen zu erwarten sind, so die Experten bei einem Satellitensymposium von AstraZeneca beim Jahreskongress der European Respiratory Society (ERS).
Asthmatherapie: Einfach die inhalative Steroiddosis erhöhen?
Kann eine massive Erhöhung der inhalativen Steroiddosis Asthmaexazerbationen verhindern? Aktuelle Daten legen das nahe, wobei die Studienlage ins gesamt ambivalent ist.
Neue Antikörper bewähren sich im Langzeiteinsatz
Schweres eosinophiles Asthma
Bei Patienten mit einem schweren eosinophilen Asthma spielt der über Interleukin-5 (IL-5) vermittelte Signalweg eine herausragende Rolle. Eine relativ neue Therapieoption für die Patienten mit diesem Asthmaphänotyp sind Antikörper, die an diesem Signalweg angreifen. Zu den drei bereits zugelassenen Vertretern dieses Therapieprinzips liegen inzwischen auch längerfristige Daten aus Extensionsund Real-life-Studien vor. Aktuelle Studienergebnisse hierzu wurden auf dem Jahreskongress der European Respiratory Society 2018 in Paris vorgestellt.
Leichtes Asthma: Symptome, Exazerbationen, Tod – die trügerische Leichtigkeit
Leichtes oder «mildes» Asthma wird häufig als trivial wahrgenommen. Dabei zeigen Studiendaten, dass die betroffenen Patienten nicht selten erheblich unter ihrer Erkrankung leiden, Exazerbationen erleben und sogar am Asthma versterben können. Ein erhebliches Problem stellt der Übergebrauch kurz wirksamer Betaagonisten (SABA) dar.
Rauchen und Asthma: Ungünstig für Krankheitsverlauf und Therapie
Dass sich Rauchen ungünstig auf die Krankheitskontrolle bei Asthma bronchiale auswirkt, ist intuitiv naheliegend. Dennoch liegt die Prävalenz des Nikotin-Abusus in der Asthmapopulation ebenso hoch wie in der Normalbevölkerung. Die Auswirkungen sind gravierend.
Idiophatische Lungenfibrose: Neue Diagnose-Empfehlungen
Eine aktualisierte Leitlinie zur Diagnostik der idiopathischen Lungenfibrose wurde im Rahmen des diesjährigen Kongresses der European Respiratory Society (ERS) präsentiert. Sie bringt im Vergleich zu ihrem Vorgängerdokument eine Erweiterung der Diagnosekriterien.
In diesem Heft
Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) - 25.-29. August 2108 in München
- «Das kardiovaskuläre Risiko evaluieren, nicht einzelne Risikofaktoren»
- ESC-Guidelines - Updates zu fünf verschiedenen Themen
- Therapieregime ausreizen und Komorbiditäten behandeln
- «Aufpassen, dass man kein Vorhofflimmern übersieht»
- Medikament zur Gewichtsabnahme erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse nicht
- Sind gastrointestinale Blutungen mögliche Tumorvorboten?
- Digital Health - Smartphone kann helfen, Vorhofflimmern zu erkennen
- Stabile KHK - Tipps für die Behandlungsstrategie
- Stellenwert der Acetylsalicylsäure: Unklarer Nutzen in der Primärprävention
News
54. Jahreskongress der European Association for the Study of Diabetes (EASD) - 1.-5. Oktober 2018 in Berlin
- Noch mehr Gewicht auf die Ernährung legen
- SGLT2-Hemmer - Kardiovaskuläre und renale Wirkungen jenseits der Blutzuckersenkung
- Prüfung auf Herz und Nieren
- EASD:ADA-Konsensus zur Blutzuckersenkung bei Typ-2-Diabetes
- Bright-Studie: Titrationsphase entscheidend
- DPP-4-Hemmer unter der Lupe
News
Jahreskongress der European Respiratory Society (ERS) - 15.-19. September 2018 in Paris
- Mehr Effizienz durch Biomarker und Biologika
- Welche COPD-Patienten profitieren von inhalativen Kortikosteroiden?
- Schweres Asthma: Wie können orale Steroide eingespart werden?
- Asthmatherapie: Einfach die inhalative Steroiddosis erhöhen?
- Neue Antikörper bewähren sich im Langzeiteinsatz
- Leichtes Asthma: Symptome, Exazerbationen, Tod – die trügerische Leichtigkeit
- Rauchen und Asthma: Ungünstig für Krankheitsverlauf und Therapie
- Idiophatische Lungenfibrose: Neue Diagnose-Empfehlungen