Schweizer Zeitschrift für Onkologie 03/2018
CDK4-6-Inhibitoren plus Fulvestrant überzeugen
Metastasiertes Mammakarzinom
Beim metastasierten hormonrezeptor-(HR-)positiven, HER2-negativen Mammakarzinom haben sich signifikante Vorteile im progressionsfreien Überleben (PFS) unter endokriner Therapie plus CDK4/6-Hemmer ergeben. Bedeutsam waren dabei insbesondere die Daten der MONALEESA-3-Studie mit Ribociclib/Fulvestrant sowie jene der MONARCH-2-Studie mit Abemaciclib/Fulvestrant bei prä-/perimenopausalen Frauen. Beim metastasierten HER2-positiven Mammakarzinom waren die finalen Phase-III-Daten der PHEREXA-Studie unter Pertuzumab-Kombination klinisch relevant.
Kleine, aber wichtige Fortschritte bei Magen-, Leber-, Pankreaskarzinomen
Malignome des oberen GI-Trakts
Bei den gastrointestinalen Tumoren, ungeachtet des Kolorektalkarzinoms, ist ein wirklicher Durchbruch zurzeit in keiner Entität erkennbar. Dennoch gibt es Fortschritte mit kleinen Erfolgen. Die folgende Zusammenfassung präsentiert eine Reihe richtungsweisender Studien an der ASCO-Jahrestagung beim Magen-, Leberund Pankreaskarzinom.
Neue Wege mit etablierten Substanzen
Fortgeschrittenes Kolorektalkarzinom
In der Therapie des fortgeschrittenen Kolorektalkarzinoms werden zurzeit vor allem neue Kombinationen mit etablierten Substanzen bei selektierten Patienten geprüft. Im Folgenden werden Studien, die von der ASCO für eine mündliche Sitzung ausgewählt wurden, sowie wichtige Posterpräsentationen zusammengefasst.
Immunonkologische Therapien beim Melanom und Merkelzellkarzinom
Hauttumoren
Mit den immunonkologischen Checkpoint-Inhibitoren wurden beim malignen Melanom die ersten Durchbrüche erreicht. Mittlerweile ist die Immuntherapie in der metastasierten Situation etabliert und rückt nun in die Adjuvanz vor. Auch bei den aggressiven Merkelzellkarzinomen sind die Checkpoint-Inhibitoren wirksame Therapieoptionen, wie in der mündlichen Session zu Hauttumoren beim ASCO bestätigt wurde.
Erstlinientherapie beim metastasierten NSCLC im Wandel
Bronchialkarzinom (NSCLC)
Die Hinzunahme von Immuncheckpoint-Inhibitoren zu einer Erstlinienchemotherapie kann die Überlebenszeit von Patienten mit metastasiertem Nicht-Plattenepithel-NSCLC verlängern (1). Die beim ASCO-Jahreskongress ebenfalls präsentierten Ergebnisse der Phase-III-Studien KEYNOTE-407 und IMpower131 zeigten, dass auch beim Plattenepithel-NSCLC die Kombination von Pembrolizumab (Keytruda®) oder Atezolizumab (Tecentriq®) plus Standardchemotherapie das Überleben signifikant verlängert. Nun wird erwartet, dass diese Therapien zum neuen Erstlinienstandard bei metastasiertem Plattenepithelkarzinom wird.
Abirateron / Enzalutamid in der Sequenz
Metastasiertes kastrationsresistentes Prostatakarzinom (mCRPC)
Mit Spannung erwartet wurden die Ergebnisse aus der Sequenzstudie der British Columbia Cancer Agency (BCCA). In dieser Studie wurden nicht nur Abirateron und Enzalutamid in der Erstlinie direkt miteinander verglichen, sondern auch erstmals prospektiv das Ansprechen nach Umstellung bei Progress auf den jeweils anderen Wirkstoff über beide Therapielinien analysiert. Die Ergebnisse sprechen für die Sequenz «Abirateron, danach Enzalutamid» bei Patienten mit nicht oder mild symptomatischem mCRPC.
Neue Studiendaten zur Behandlung ab der zweiten und dritten Therapielinie
Kleinzelliges Lungenkarzinom
Aggressives Wachstum und eine frühe Metastasenbildung sind charakteristisch für das kleinzellige Lungenkarzinom (small cell lung cancer, SCLC) und tragen dazu
bei, dass die Krankheit oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird. Die systemische platinhaltige Chemotherapie, häufig in Kombination mit Etoposid,
gilt als Standard in der Erstlinientherapie (1, 2). Trotz meist gutem und schnellem Ansprechen erleiden fast alle Patienten mit initial fortgeschrittener Erkrankung
ein Rezidiv. Hier ein Überblick über aktuelle Studiendaten zum Vorgehen in der Rezidivsituation.
Die SAKK am ASCO-Jahrestreffen 2018
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) präsentierte am diesjährigen Jahrestreffen der ASCO – teilweise in Zusammenarbeit mit ausländischen onkologischen Studiengruppen – mehrere Abstracts klinischer (offener und abgeschlossener) Studien in Poster Sessions und in Oral Sessions. Wir stellen auf diesen Seiten die Abstracts in der englischen Originalversion mit den jeweiligen Ansprechpartnern zusammen.
Gegen CD33 und CLL1 gerichtete CAR-T-Zellen in Erprobung
Akute myeloische Leukämie (AML)
Immer häufiger finden neue immuntherapeutische Strategien auch in die Behandlung der AML Eingang. Eine Arbeit am EHA-Jahreskongress berichtete über den erfolgreichen Einsatz von CAR-T-Zellen bei einer ersten Patientin mit refraktärer Erkrankung. Das Besondere: Die verwendeten T-Zellen tragen sowohl einen gegen CD33 als auch einen gegen CLL1 gerichteten chimären Antigenrezeptor.
Neue Strategien zur Behandlung refraktärer Patienten
Multiples Myelom
Beim diesjährigen EHA-Jahreskongress wurden Resultate mehrerer Arbeiten präsentiert, die unterschiedliche Strategien zur Behandlung von stark vorbehandelten, therapierefraktären Myelompatienten untersucht haben. Zum Thema Erstlinientherapie stand unter anderem die Endauswertung der 2006 gestarteten GIMEMAMMY-3006-Studie in der Diskussion. Daneben gab es spannende Ergebnisse zu neueren Substanzen in der refraktären/rezidivierten Situation.
Aktuelle Strategien zur Erhöhung der Ansprechrate und der MRD-Negativität
Chronische lymphatische Leukämie (CLL)
Regelmässige Besucher der EHA-Kongresse trafen beim diesjährigen EHA-Jahreskongress mit der CLL11-Studie (u.a. mit Obinutuzumab) auf eine «alte Bekannte». Die präsentierte Endauswertung war hochinteressant. Daneben wurden verschiedene Therapieansätze vorgestellt, um die Rate eines kompletten Ansprechens und die Rate an MRD-Negativität im Knochenmark zu verbessern.
Verfeinerung bestehender Strategien und neue Ansätze
Hodgkin- und Non-Hodgkin-Lymphome
Bei Patienten mit fortgeschrittenen Hodgkin-Lymphomen scheint sich die Strategie zu lohnen, nach zwei Zyklen eskalierter BEACOPP-Therapie die Art der Weiterbehandlung vom PET-Befund abhängig zu machen. Dies zeigten die am Kongress präsentierten Endresultate der AHL2011-Studie. Beim follikulären Lymphom wurden Arbeiten zu neuen Therapieansätzen vorgestellt, so zum Beispiel zur Kombination von Lenalidomid mit Rituximab.
In diesem Heft
54th Annual Meeting of the American Society of Clinical Oncology (ASCO) - 1. bis 5. Juni 2018 in Chicago
- CDK4-6-Inhibitoren plus Fulvestrant überzeugen
- Kleine, aber wichtige Fortschritte bei Magen-, Leber-, Pankreaskarzinomen
- Neue Wege mit etablierten Substanzen
- Immunonkologische Therapien beim Melanom und Merkelzellkarzinom
- Erstlinientherapie beim metastasierten NSCLC im Wandel
- Abirateron / Enzalutamid in der Sequenz
- Neue Studiendaten zur Behandlung ab der zweiten und dritten Therapielinie