CongressSelection 04/2017
Highlights vom EAU-Kongress 2017
Ausgewählte Präsentationen rund um die benigne Prostatahyperplasie
Auch in diesem Jahr schloss der Kongress der European Association of Urology wieder mit der «Souvenir Session», in deren Rahmen renommierte Urologen ihre persönlichen Highlights der Konferenz vorstellen. In mehreren Referaten ging es dabei um verschiedene Pathologien der Prostata.
Therapieoptionen bei Dranginkontinenz
Sind alle Behandlungen gleichwertig?
Dranginkontinenz ist eine Blasenspeicherstörung mit plötzlichem, nicht beherrschbarem Harndrang mit unwillkürlichem Urinabgang, erhöhter Entleerungsfrequenz tagsüber sowie Nykturie. Das Spektrum der Behandlungsmöglichkeiten ist gross. Lebensstilanpassung, Blasentraining, Medikamente, Botox, elektrische Stimulation oder chirurgische Interventionen stehen zur Auswahl. Doch was bringen sie?
Mit kuriertem Prostatakarzinom oder ohne kein Problem
Testosteronersatztherapie für alle?
Männer, die ein Prostatakarzinom erfolgreich kuriert hatten, waren dennoch von einer Testosteronersatztherapie ausgeschlossen. Diesbezüglich hat der Wind gedreht. Daten zeigen inzwischen, dass die Testosteronersatztherapie das Prostatakarzinomrisiko nicht zu erhöhen scheint, die European Association of Urolology hat ihre Empfehlungen entsprechend angepasst.
Personalisierte Therapie beim Prostatakarzinom
«Active Surveillance» an Lebenserwartung knüpfen
Personalisierte Strategien spielen in der Therapie des Prostatakarzinoms eine immer wichtigere Rolle. Im Rahmen des diesjährigen Kongresses der European Association of Urology waren diesem Thema gleich mehrere Sitzungen gewidmet.
Option bei schmerzhafter Blase
Urothel per Instillation wieder aufbauen
Chronischer Blasenschmerz bedeutet für die Betroffenen ein ungeheuer belastendes Leiden. Die Instillationstherapie mit Hyaluronsäure und Chondroitinsulfat bietet sich als wirksame, lokale Massnahme an.
Nykturie multifaktoriell angehen
Nächtliche Toilettengänge verursachen hohe Morbidität
Explizite Guidelines für die Behandlung der Nykturie gibt es bei der European Association of Urology nicht. Prof. Karel Everaert, Department of Urology, Ghent University Hospital, Belgien, hat am 32. Jahreskongress der EAU in London Abklärungen und Massnahmen zur Nykturie zusammengestellt, die auch nicht urologische Ursachen umfassen und trotzdem nicht mehr Zeit brauchen.
Patienten bei der Stange halten
Therapie bei überaktiver Blase immer wieder anpassen
Die überaktive Blase kann Patienten sehr fordern und lässt sie manchmal an der Wirksamkeit der Therapie zweifeln. Denn wegzaubern lässt sie sich nicht, Dranginkontinenzsymptome können im Gegenteil einer Progression unterliegen. Mit einer Therapieoptimierung von Zeit zu Zeit kann die Lebensqualität wieder erhöht werden, und die Patienten bleiben dran.
Immuntherapien jetzt auch beim Urothelkarzinom
Bei Ansprechen längeres Überleben
In der Therapie des Blasenkarzinoms kommen seit Kurzem auch sogenannte Immuntherapien zum Einsatz oder befinden sich zumindest in fortgeschrittenen klinischen Studien. Die Ansprechraten sind bescheiden, doch bei jenen Patienten, die auf die Therapie ansprechen, werden bemerkenswert lange Überlebenszeiten beobachtet.
Gründe für PDE-5-Hemmer-Einsatz unterschiedlich
Dunkelziffer der Anwender muss reduziert werden
Seit 20 Jahren sind PDE-5-Hemmer auf dem Markt, und die anfängliche Aufregung um sie hat sich weitgehend gelegt. Seither ist der Einsatz der PDE-5-Hemmer fester Bestandteil der Therapie bei erektiler Dysfunktion. Doch werden PDE-5-Hemmer auch von vielen Männern ohne Diagnose eingenommen, was Misserfolgen infolge inkorrekter Anwendung Vorschub leistet. Diese Dunkelziffer muss unbedingt reduziert werden.
Kongressnotizen
Prostatakarzinomscreening: MRI reduziert Biopsieraten
Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. In Europa sterben über 100 000 Männer pro Jahr daran. Ein Prostatakrebs wächst langsam, es vergehen Jahre, bis er bedrohliche Ausmasse annimmt. Entsprechend notwenig ist die rechtzeitige Entdeckung. Das Prostatakrebs-Screening wird sehr kontrovers diskutiert. Einerseits ist es lebensrettend, andererseits sind Überdiagnosen nicht auszuschliessen.
BPH-Patienten mit unteren Harnwegssymptomen
Welche Therapien sich anbieten
Untere Harnwegssymptome sind bei Patienten mit benigner Hyperplasie verbreitet. Das Auftreten dieser Symptome steigt altersabhängig. Unter den über 70-jährigen BPH-Patienten sind fast 80 Prozent betroffen. Am 32. Jahreskongress der European Association of Urology (EAU) in London fasste Prof. Tiago Antunes-Lopes, Urologie, Hospital de S. Joao, University of Porto, Portugal, die derzeitigen Therapieoptionen zusammen.
BPH-Patienten mit überaktiver Blase
Welcher Kombipartner zum Alphablocker?
Alphablocker sind bewährte Therapeutika bei funktionellen Symptomen einer benignen Prostatavergrösserung (BPE). Sie entspannen die glatte Muskulatur der Prostata und der Harnröhre, was zur Erhöhung des Harnflusses und in der Folge zur Verbesserung der Harnentleerung und der Füllungssymptome führt. Bei Patienten, die gleichzeitig unter einer hyperaktiven Blase (OAB) leiden, ist die zusätzliche Gabe eines Anticholinergikums oder eines Beta-3-Adrenorezeptoragonisten zum Alphablocker eine valable Option.
Entwarnung für 5-Alpha-Reduktase-Hemmer
Keine Zunahme von hochgradigen Prostatakarzinomen
5-Alpha-Reduktase-Hemmer sind vor 15 Jahren unter den Verdacht geraten, das Entstehungsrisiko für niedriggradige Prostatatumoren zu reduzieren, aber gleichzeitig jenes der hochgradigen zu erhöhen. Zu Unrecht, findet Prof. Claus Roehrborn, Department of Urology, UT Southwestern Medical Center, Dallas, Texas, am 32. Jahreskongress der European Association of Urology (EAU) in London. Für eine vollständige Rehabilitation seien jetzt genügend Daten vorhanden.
Kongressnotizen
Stammzellen gegen erektile Dysfunktion
Erektile Dysfunktion ist eine häufige Folge von Prostatektomien. Zurzeit eingesetzte Mittel wie PDE-5-Inhibitoren, Injektionen oder Penis-implantate haben alle irgendwelche Nachteile und lösen die Probleme der Betroffenen nicht vollständig. Mit dem Einsatz von Stammzellen ist möglicherweise Rettung in Sicht: Forscher aus Dänemark haben 21 Männern mit totaler Prostatektomie, die unter der konventionellen Therapie keine Fortschritte zeigten, unter Vollnarkose Stammzellen via Liposuktion aus dem Bauchfett entnommen. Die Männer haben diesen Teil der Prozedur gut vertragen.
32. Jahreskongress der European Association of Urology 24. bis 28. März 2017 in London
IN DIESEM HEFT
- Inhalt / Impressum
- Highlights vom EAU-Kongress 2017
- Therapieoptionen bei Dranginkontinenz
- Mit kuriertem Prostatakarzinom oder ohne kein Problem
- Personalisierte Therapie beim Prostatakarzinom
- Option bei schmerzhafter Blase
- Nykturie multifaktoriell angehen
- Patienten bei der Stange halten
- Immuntherapien jetzt auch beim Urothelkarzinom
- Gründe für PDE-5-Hemmer-Einsatz unterschiedlich
- Kongressnotizen
- BPH-Patienten mit unteren Harnwegssymptomen
- BPH-Patienten mit überaktiver Blase
- Entwarnung für 5-Alpha-Reduktase-Hemmer
- Kongressnotizen