Schweizer Zeitschrift für Onkologie 01/2016
Im Fokus: Hereditäre Malignome
«Angelina-Jolie-Effekt» – Fachübergreifendes Monitoring angesagt
Die aktuelle Ausgabe der SZO widmet sich einem sehr komplexen und fachübergreifenden Thema – dem der hereditären Krebserkrankungen. Die Erkenntnisse zu diesen Erkrankungen, die möglichen Analysen wie auch deren zeitnahe Bearbeitung haben sich vor allem auf molekulargenetischer Ebene in den letzten Jahren rasant weiterentwickelt. Nicht zuletzt wegen des «AngelinaJolie-Effekts» – des öffentlichen Auftritts betroffener Prominenter – kam es in wenigen Jahren zu einer Sensibilisierung von Medizinern wie auch von Laien.
Familiärer Brust- und Eierstockkrebs
Aktuelle Aspekte der Beratung, Früherkennung und Therapie
Der hereditäre Brust- und Eierstockkrebs ist in den letzten beiden Jahren zunehmend ins Bewusstsein von Fachleuten und Patientinnen gerückt, was zu einem starken Anstieg der genetischen Beratungen und Mutationsanalysen geführt hat. Eine spezialisierte Betreuung dieser Patientinnengruppe ist aufgrund des hohen Erkrankungsrisikos wichtig. Neben der intensivierten Früherkennung stehen für Betroffene eine Vielzahl mittlerweile evidenzbasierter Optionen der Prävention und Therapie zur Verfügung.
Hereditäre maligne Darmtumoren
Epidemiologie, Klinik, Empfehlungen für Abklärung und Therapie
Kolorektale Karzinome (CRC) entstehen sowohl durch genetische Prädisposition als auch durch Umweltfaktoren und deren Interaktion. Fast immer sporadisch auftretend, besteht aber bei etwa einem Viertel der Betroffenen mit CRC eine familiäre Komponente in der Entstehung eines hereditären Darmmalignoms. Zirka 5% der Erwachsenen haben einen erst- oder zweitgradigen Verwandten mit Lynch-Syndrom oder mit einer familiären adenomatösen Polyposis, die mit spezifischen weiteren Risiken assoziiert sind.
Krebs in der Familie – wann zum Genetiker?
Kriterien zur Entscheidungshilfe – Situation in der Schweiz
Eine Genanalyse bei Verdacht auf ein «Familiäres Tumorsyndrom» kann in der Schweiz durch Fachärzte und Fachärztinnen für Medizinische Genetik oder Mitglieder des Network for Cancer Predisposition Testing and Counseling der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK) veranlasst werden (1). Einfache Kriterien sollen als Entscheidungshilfe dafür dienen, wann Krebspatienten oder deren Angehörige einer genetischen Beratung zugewiesen werden sollen.
«Mit an Unsicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit»
Ethische Herausforderungen der genetischen Risikoprädiktion
Was im einen Fall einen begrüssenswerten Zuwachs an Wissen bedeutet, der sogar lebensrettend sein kann, kann im anderen Fall verunsichern und verstören. Da vorschnelle und mangelhaft kommunizierte genetische Risikoprädiktion auch die Lebensqualität einschränken und dazu führen kann, dass aus gesunden Menschen «Noch-nicht-Erkrankte» werden, sind hier besondere ärztlich-ethische Umsicht und ein erhöhtes Mass an persönlicher Beratung gefordert.
Aktuelles in der Therapie des frühen Mammakarzinoms
1. Luzerner Brustkrebs-Symposium – November 2015
Im Rahmen des 1. Brustkrebs-Symposiums Luzern für Kliniker und niedergelassene Kollegen erläuterten nationale und internationale Experten aktuelle Themen rund um Bildgebung, Systemtherapie, Genexpressionstests und Axillachirurgie. Die leitenden Ärzte am Brustzentrum der Neuen Frauenklinik Luzern fassten die wichtigsten Inhalte und Diskussionsaspekte zusammen.
Neue Kombinationspartner im rezidivierten Setting
Rezidiviertes/refraktäres multiples Myelom
Die meisten Patienten mit multiplem Myelom (MM) rezidivieren trotz der Therapieerfolge mit Proteasom-Inhibitoren und immunmodulatorischen Substanzen im Verlauf der Erkrankung nach Erstlinientherapie. Die Standardbehandlung des rezidivierten und refraktären multiplen Myeloms (rrMM) ist eine Kombination von Lenalidomid mit Dexamethason. Neue Kombinationspartner tragen dazu bei, den Therapieerfolg zu vergrössern, wie diverse Studien zeigen, die beim ASH-Jahresmeeting 2015 in Orlando/Florida präsentiert wurden.
Neue zielgerichtete Therapieansätze zeigen Vielversprechendes
Chronische lymphatische Leukämie (CLL)
Typischerweise rezidivieren Patienten mit chronischer lymphatischer Leukämie (CLL) nach der initialen Therapie und benötigen weitere Massnahmen. Ein bewährtes Regime, sowohl in der Erstlinie als auch im rezidivierten/refraktären Setting, ist die Kombination von Bendamustin (Ribomustin®) und Rituximab (MabThera®). In verschiedenen Studien wurde untersucht, ob ein weiterer Kombinationspartner zu dem Douplett-Regime die Dauer des Ansprechens verlängern kann.
Langzeitdaten bestätigen Effektivität der Anti-HER2-Therapie
Adjuvante Therapie bei Mammakarzinom
Auf dem alljährlich im Dezember stattfindenden San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) wurden neueste Studiendaten zum Management prämaligner und maligner Mammaerkrankungen vorgestellt. Prof. Dr. Michael Untch, Berlin, und Kollegen kommentierten einige Highlights aus ihrem Blickwinkel auf einem Fachpresseworkshop.
Osteoprotektion plus verlängertes krankheitsfreies Überleben
Knochenkomplikationen unter Aromatasehemmertherapie/Denosumab
Der RANKL-Inhibitor Denosumab schützt Patientinnen mit Mammakarzinom unter Aromatasehemmertherapie vor osteoporotischen Frakturen und verlängert die progressionsfreie Zeit. Diese Daten wurden auf dem San Antonio Breast Cancer Symposium (SABCS) präsentiert. An einem Fachpresseworkshop fasste der Gynäkoonkologe Prof. Dr. Ingo J. Diel die aktuelle Datenlage zusammen.
In diesem Heft
EDITORIAL
Im Fokus: Hereditäre Malignome
- Familiärer Brust- und Eierstockkrebs
- Hereditäre maligne Darmtumoren
- Krebs in der Familie – wann zum Genetiker?
- «Mit an Unsicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit»