CongressSelection 11/2015
Neurologie
Mehr On-Zeit und Lebensqualität für Parkinson-Patienten
Neue Therapieoption erweitert therapeutisches Arsenal
Die motorischen Komplikationen einer fortgeschrittenen Parkinson-Erkrankung stellen für Ärzte und Patienten eine Herausforderung dar. Mit Safinamid präsentierten Experten am 1. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) eine Substanz, die sowohl dopaminerg als auch antiglutamaterg ansetzt und damit die Kontrolle der On-Off-Fluktuationen verbessert.
Rasche Entwicklung, wenig klare Empfehlungen
Update zur Therapie der Multiplen Sklerose
Seit der Zulassung von Natalizumab im Jahr 2006 hat in der MS-Therapie die Ära der krankheitsmodifizierenden Therapien der zweiten Generation begonnen. Diese zeigen in klinischen Studien eindrucksvolle Wirksamkeit. Allerdings ist durch die Vielzahl der Optionen im klinischen Alltag und die Möglichkeit seltener, aber schwerwiegender Komplikationen die Wahl schwierig geworden.
MS-Immunmodulator bewährt sich in höherer Dosierung
Weniger Injektionen, höhere Patientenzufriedenheit
Im Rahmen des EAN-Kongresses wurden in Berlin aktuelle Daten zu Wirksamkeit und Verträglichkeit von Glatirameracetat 40 mg zur dreimal wöchentlichen Applikation präsentiert. Diese in der Schweiz derzeit nicht zugelassene Option dürfte wirksam und verträglich sein. Die selteneren Injektionen scheinen die Patientenzufriedenheit zu erhöhen.
Neue Impfstoffe gegen Meningokokkeninfektionen
Immer breiter aufgestellt gegen bakterielle Meningitis
Bakterielle Hirnhautentzündungen konnten dank der Fortschritte der Impfstoffentwicklung eingedämmt werden. Doch es gibt immer noch asymptomatische Träger der gefährlichen Bakterien, die sich in Einzelfällen zu Krankheitserregern mit fatalen Folgen entwickeln können. Auf dem EAN gab es einen Überblick über die aktuelle Situation.
Verhängnisvolle Kombination – Vorhofflimmern und Schlaganfall
Neue orale Antikoagulanzien als erste Wahl
Schlaganfallpatienten, bei denen Vorhofflimmern diagnostiziert wird, haben ein sehr hohes Risiko für weitere thromboembolische Ereignisse. Sie sind daher Kandidaten für eine dauerhafte Antikoagulation. Die Substanzgruppe der neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) hat sich in dieser Indikation bewährt.
Wenn der Schlag den Geist trifft
Kognitive Funktion nach Schlaganfall bisher wenig beachtet
Nach einem Schlaganfall sind häufig kognitive Verluste bis hin zur Demenz zu beobachten. Der Schlaganfall kann sowohl den Beginn einer vaskulären Demenz begünstigen als auch eine vorbestehende kognitive Einschränkung verschlechtern. Dennoch wurde der kognitiven Funktion in den Schlaganfallstudien bis anhin wenig Beachtung geschenkt.
Der Geriatrie fehlt oft der neurologische Blick
Warum die Neurologie als Teilaspekt der Geriatrie etabliert werden sollte
Neurologische Erkrankungen sind häufig Erkrankungen des höheren Lebensalters. Daher müssen geriatrische Fragestellungen oft unter neurologischer Perspektive gesehen werden – und umgekehrt. Institutionell wird diesem Bedarf bis heute jedoch wenig entsprochen.
Auch Gehirngefässe werden älter
Wandel im Spektrum der spontanen intrazerebralen Hämorrhagien
Neben den ischämischen Schlaganfällen gibt es auch die hämorrhagischen Formen. Aufgrund der Veränderungen in der Altersstruktur sowie der Zunahme von antithrombotischen Therapien verändert sich das klinische Spektrum der intrazerebralen Hämorrhagien. Neue pathophysiologische Erkenntnisse haben zudem zu einer neuen Klassifikation geführt.
Morbus Alzheimer – Mit Immunsystem gegen Amyloid-beta
Nach Rückschlägen gibt es nun Licht am Horizont
Mechanismen des Immunsystems zum Abbau von Proteinaggregaten zu nutzen ist eine naheliegende Strategie in der Therapie neurodegenerativer Erkrankungen. Nach einem schweren Rückschlag bei der aktiven Immunisierung werden bei Morbus Alzheimer nun vor allem Antikörper untersucht.
Demenz als multifaktorielles Geschehen
Stellenwert von Ginkgo-Extrakt gestärkt
Strategien, bei Menschen mit erhöhtem Risiko den Ausbruch einer klinisch manifesten Demenzerkrankung zu verhindern, werden dringend benötigt. Neben experimentellen Methoden wie den in Studien befindlichen Vakzinen und Antikörpern werden auch Lebensstilinterventionen und Phytotherapeutika in dieser Indikation untersucht.
Buchtipp
Gehirn und Moral
Die Neuroethik ist eine neue wissenschaftliche Disziplin, die seit dem Beginn des neuen Jahrtausends entstanden ist. Denn erst in den letzten Jahren haben sich die Möglichkeiten der Neurowissenschaften derart entwickelt, dass die professionellen Akteure zunehmend an ethische Grenzen stossen. Die Auswirkungen von Erkrankungen des Gehirns auf unsere Wahrnehmung, unser Denken, Fühlen und Verhalten werden zwar immer weiter erforscht, viele Aspekte werden jedoch noch nicht verstanden, und es stellen sich immer wieder Grundsatzfragen: • Was nimmt ein Mensch im sogenannten
Wachkoma wahr und welche Konsequenzen hat das für die Behandlung?
1. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) 20. bis 23. Juni 2015 in Berlin
- Mehr On-Zeit und Lebensqualität für Parkinson-Patienten
- Rasche Entwicklung, wenig klare Empfehlungen
- MS-Immunmodulator bewährt sich in höherer Dosierung
- Neue Impfstoffe gegen Meningokokkeninfektionen
- Verhängnisvolle Kombination - Vorhofflimmern und Schlaganfall
- Wenn der Schlag den Geist trifft
- Der Geriatrie fehlt oft der neurologische Blick
- Auch Gehirngefässe werden älter
- Morbus Alzheimer - Mit Immunsystem gegen Amyloid-beta
- Demenz als multifaktorielles Geschehen